Am 23. November 1999 kam es im Berliner Olympiastadion zum legendären “Nebelspiel” gegen den FC Barcelona, das nach Zeitzeugen-Aussagen 1:1-Unentschieden ausgegangen sein soll. Ob es tatsächlich so war, wird für immer im Nebel verborgen bleiben. Zum Heimspiel gegen SSV Ulm erinnert Hertha an die denkwürdige Champions-League-Partie vor 25 Jahren und lädt die damalige Mannschaft ein.
Text: Björn Leffler
© Fotos: IMAGO / Camera 4
Wer am Abend des 23. November 1999 im Berliner Olympiastadion dabei war, wird nicht vergessen haben, was er dort gesehen hat – oder eben nicht gesehen hat. Denn an diesem nasskalten und trüben Novemberabend war der FC Barcelona mit Superstars wie Luís Figo, Patrick Kluivert, Pep Guardiola oder Phillip Cocu zu Gast, um im ersten Gruppenspiel der Zwischenrunde gegen Hertha BSC anzutreten.
Das Wetter hatte jedoch andere Pläne an diesem Abend, und so bildete sich bereits Minuten vor dem Anpfiff eine dichte Nebelsuppe im weiten Rund, die es für die über 60.000 anwesenden Zuschauer nicht einfach machte, das Spielfeld vollständig zu überblicken. Dennoch wurde das Spiel angepfiffen, doch die Sicht auf den Rasen verschlechterte sich zunehmend.
23. November 1999: Das legendäre “Nebelspiel” im Berliner Olympiastadion
Während man in der ersten Hälfte noch Teile des Spielfelds sehen konnte, war in Hälfte zwei der Nebel so dicht, dass man zumindest von den Rängen fast gar nichts mehr vom Spiel sehen konnte – hin und wieder waren jedoch immerhin die Zuschauer auf der anderen Seite zu hören. Die Fans jedoch blieben größtenteils auf ihren Plätzen und verfolgten das merkwürdige Geschehen auf dem Rasen überwiegend gut gelaunt – und sangen, denn das war so ziemlich das einzige, was problemlos möglich war.
Das Spiel ist mittlerweile legendär geworden und wurde bei der verantwortlichen UEFA später zum Präzedenzfall. Als wenige Jahre später Bayer Leverkusen zu einem Gruppenspiel bei Juventus Turin antreten musste, wurde das Spiel aufgrund zu dichten Nebels auf den nächsten Tag verlegt. Ein UEFA-Offizieller sagte damals: “Wir wollten kein zweites Berlin.”
Zum Heimspiel gegen den SSV Ulm lädt Hertha BSC die Mannschaft von 1999 ein
Das Spiel und seine Geschichte(n) haben also weit über die Berliner Stadtgrenzen hinaus gewirkt, und der heutige Zweitligist Hertha BSC will beim morgigen Heimspiel gegen den SSV Ulm an die ikonische Partie vor 25 Jahren erinnern, da sie auf den Tag genau vor einem Vierteljahrhundert am selben Ort stattfand. Daher wird die Mannschaft, die damals für Hertha auf dem Rasen stand, eingeladen. Zudem bringt Hertha ein kreativ gestaltetes Sondertrikot heraus, welches an das “Nebelspiel” erinnert.
Vereinslegende Marko Rehmer, der als Spieler damals dabei war, sprach in einem Interview mit Hertha BSC launig über das Spiel vor 25 Jahren. Rehmer erklärte, dass es sein erstes Champions-League-Spiel gewesen sei. Zudem habe es sich um sein erstes Spiel überhaupt für Hertha gehandelt. Er erinnerte sich außerdem gut an die Gesänge der Fans, die sich offenbar schon darüber gefreut hätten, den Ball zu sehen.
Marko Rehmer: “Es war ein üblicher Novembertag in Berlin.”
Zumindest sei es so herübergekommen. Für die Zuschauer sei das natürlich etwas schade gewesen, für die Mannschaft jedoch ein insgesamt riesiges Ereignis. Dass das Wetter an diesem Abend solche Kapriolen schlagen würde, war laut Rehmer damals nicht absehbar: “Es war ein üblicher Novembertag in Berlin. Da wird es schonmal etwas frischer und nebliger. Aber in der Form ließ sich das Ganze nicht absehen – keinesfalls. Noch nicht einmal, als wir zum Stadion fuhren. Das geschah rund um Champions League-Spiele aufgrund des ganzen Drumherums immer etwas zeitiger. Wir kamen vielleicht so zwei Stunden vor dem Anstoß an und schauten uns die Begebenheiten an. Auch da war überhaupt nicht zu erkennen, dass es so schlimm werden würde.”
Nicht nur für Spieler und Fans war das Spiel eine Herausforderung, auch für die Kommentatoren im TV war es schier unmöglich, das Spielgeschehen auf dem Feld wirklich nachzuvollziehen. Anfangs wurde noch mit einem weißen Ball gespielt, später wurde auf ein rotes Modell gewechselt, doch das verbesserte die Situation nicht wirklich. Aber Schiedsrichter Nikolaj Levnikov hatte an diesem Abend offenbar den Wunsch, in die Geschichte einzugehen und so zog er die Veranstaltung durch, bis zum bitteren Ende.
Kleinere Brötchen im Jahr 2024: Hertha will gegen Ulm drei Punkte holen
Sportlich war das Duell für Hertha ein Erfolg, Kai Michalke glich die frühe Führung durch Luis Enrique mit einem sehenswerten Schuss von der Strafraumgrenze aus, die Berliner erkämpften sich einen Punkt im Duell mit den hoch favorisierten Katalanen. Von solchen Dimensionen kann der aktuelle Hertha-Kader nicht einmal träumen, aber Trainer Christian Fiél musste sehr schmunzeln, als Pressesprecherin Vera Krings bei der gestrigen Pressekonferenz auf die geplanten Jubiläums-Aktionen beim anstehenden Heimspiel einging.
Für Hertha geht es gegen den SSV Ulm vor allem darum, den Anschluss an die Spitzengruppe in der zweiten Liga zu halten und die Ulmer – seit drei Spielen ungeschlagen – zu schlagen. Dabei könnte auch Fabian Reese wieder zum Einsatz kommen, nach über vier Monaten Verletzungspause. Fiél wird Reese wohl in den Kader für den Spieltag berufen, womöglich reicht es zu einem Kurzeinsatz. Daumen drücken werden auf der Tribüne die ehemaligen Spieler, die vor genau 25 Jahren selbst auf dem Rasen des Olympiastadions standen. Darunter sind klingende Namen wie Michael Preetz, Jolly Sverrisson, Dariusz Wosz oder Gabor Kiraly. Vielleicht hilft es, um drei wichtige Punkte in der Hauptstadt zu behalten.
Wer das legendäre Spiel noch einmal in voller Länge sehen will, kann dies übrigens hier tun, mit spanischem Kommentar: