Union Berlin gegen BFC Dynamo: Eine lange gepflegte Feindschaft – Teil 2

In der gleichen Liga, aber fundamental unterschiedlich: So lassen sich die Verhältnisse zwischen dem BFC Dynamo und Union Berlin kurz nach der Gründung beider Vereine im Jahr 1966 in Kurzform beschreiben. Wie die Differenzen zwischen den Fans begannen und warum sie bis heute anhalten, ergründen wir im zweiten Teil unserer Reihe.

Text: Alexander Kords
© Foto Titelbild: IMAGO / Contrast, Camera4

 

Im April 1967 kam es im Stadion An der Alten Försterei zu einem brisanten Duell. Die Hausherren von Union Berlin trafen auf den Stadtrivalen BFC Dynamo. Letzterer war vom Abstieg bedroht, der letztlich durch einen 3:0-Sieg der Unioner besiegelt wurde. Auf der Tribüne schwenkten Union-Fans während der Partie ein Plakat mit der Aufschrift „Wir grüßen den Absteiger“.

Durch diese Aktion fühlten sich die BFC-Fans verständlicherweise provoziert. Ein weiteres Ereignis aus dem Jahr 1970 wird ebenfalls als Saat für die Feindschaft der beiden Fanlager betrachtet. Beim Derby soll der Union-Spieler Klaus Korn den BFC-Akteur Ralf Schulenberg „Stasi-Schwein“ genannt haben. Dafür wurde Korn auf Lebenszeit vom Profifußball ausgeschlossen.

Fußball in der DDR-Oberliga: Vorteilhafte Zustände für den BFC Dynamo

Der Hass der Union-Fans auf den Stadtrivalen wurzelte in der Bevorzugung des BFC Dynamo durch den Staatsapparat. In der DDR wurden Spielertransfers nicht, wie heute üblich, über die Zahlung von Ablösen abgewickelt. Vielmehr entschied die Politik darüber, welche Spieler zu welchen Vereinen wechselten. Dabei spielte nicht selten Kalkül eine wichtige Rolle. Und davon profitierte der BFC Dynamo nicht gerade selten.

Denn das Ministerium für Staatssicherheit (Stasi) wollte den Club zum Aushängeschild des Fußballs in der DDR machen. Deshalb landeten zahlreiche hochveranlagte Spieler aus dem ganzen Land beim BFC Dynamo.

DDR: Transfers und Spielerwechsel geschahen oft auf Geheiß der Regierungspartei SED

Nicht nur die Verteilung der Kicker geschah in der DDR auf Geheiß der Regierungspartei SED. Auch Vereine wurden willkürlich in andere Städte umgesiedelt – so wie der FC Vorwärts Berlin, der 1971 nach Frankfurt (Oder) verschoben wurde. Zwar ist bis heute nicht geklärt, warum dies geschah. Es liegt aber die Vermutung nahe, dass der Stasi-Chef Erich Mielke den DDR-Meister von 1966 und 1969 aus der Stadt „seines“ BFC Dynamo verschwinden lassen wollte.

Durch diesen Schritt gab es ab 1971 nur noch den BFC und Union in Ost-Berlin. Und dies hatte Auswirkungen auf die Kräfteverhältnisse. Denn es machte eine Umverteilung der Trainingszentren erforderlich, aus denen die Berliner Clubs ihren Nachwuchs rekrutierten.

Statt einer fairen Umverteilung erhielt der BFC Dynamo Zugriff auf alle Trainingszentren, die zuvor mit Vorwärts assoziiert waren. Zudem musste Union sein Trainingszentrum in Potsdam an Vorwärts abgeben. Dadurch konnte Union Berlin nur noch aus sechs Trainingszentren Talente holen, während der BFC aus 38 Zentren rekrutieren konnte.

Bevorteilung des BFC Dynamo, aber Prestige-Siege für Union Berlin

Trotz der Privilegien blieb der BFC Dynamo zunächst recht erfolglos. Bis 1978 holte er keinen einzigen Titel. Im Gegenteil: Er musste sogar um seine Vorherrschaft in Ost-Berlin kämpfen. Denn in der Saison 1976/1977 gewann der Aufsteiger Union Berlin beide Partien gegen den übermächtigen Stadtrivalen.

Spätestens mit den Derby-Siegen gegen den BFC wurde Union zum Publikumsliebling, zum Underdog und zum “Kämpfer gegen das System”. Viele Fans, denen die Machenschaften der Stasi verhasst waren, wandten sich dem Club zu. Außerdem mussten sie kein Stasi-Mitglied sein, um ihren Verein spielen zu sehen, wie es beim BFC der Fall war.

1980er Jahre: Dauermeister BFC und die ersten Hooligans der DDR

Ab 1976 wurden übrigens die Berlin-Derbys nicht mehr im Jahn-Sportpark (der damaligen Heimstätte des BFC) und im Stadion An der Alten Försterei ausgetragen, sondern im Stadion der Weltjugend in Berlin-Mitte. Die Stasi reagierte mit dieser Maßnahme auf die zunehmenden Protestaktionen der Union-Anhänger, die in der Enge der Alten Försterei weniger gut unter Kontrolle zu bringen waren.

Im Sommer 1979 gelang dem BFC Dynamo der von der SED lange ersehnte Durchbruch: Der Club konnte seine erste DDR-Meisterschaft feiern. Und es sollte beileibe nicht die letzte bleiben: Bis 1988 holte der Verein zehn Titel in Serie.

BFC Dynamo im Europapokal der Landesmeister, der 1. FC Union im Abstiegskampf

Union kämpfte dagegen regelmäßig gegen den Abstieg aus der Oberliga und konnte ihn mehrfach nicht verhindern. Den Frust über die teilweise hohen Niederlagen gegen den überlegenen Stadtrivalen BFC ließen die Union-Fans nach den Partien oftmals an den gegnerischen Fans aus. Und auch die BFC-Anhänger waren Prügeleien gegenüber nie abgeneigt. Oftmals verabredeten sich die Fangruppen zu Schlägereien nach den Spielen.

In den 1980er-Jahren formierten BFC-Fans die erste Hooligan-Gruppierung der DDR, die laut offiziellem Jargon „Fußball-Rowdys“ genannt wurden. Offensichtlich entstanden sie, um für den Kampf gegen die verfeindeten Union-Anhänger besser gerüstet zu sein. Zugleich protestierten sie mit ihrem zur Schau gestellten Ungehorsam aber gegen die Bevormundung durch die Stasi. Ironischerweise lagen sie damit durchaus auf einer Wellenlänge mit den Union-Fans.

 

Heiko Bonan (BFC Dynamo) während der Oberliga-Saison 1988/89 / © Foto: IMAGO / Contrast, Camera4
Freudenschrei in der DDR-Oberliga 1987/1988: Michael Weinrich (re.) bejubelt ein Tor für den 1. FC Union, Olaf Seier (li.) unterstützt ihn lautstark. / © Foto: IMAGO / Contrast, Camera4

 

Im dritten Teil werden wir auf die Entwicklung der beiden Vereine und ihrer Rivalität nach der Wende blicken.

Quellen: DIE WELT, ZEIT, 11 Freunde, B.Z., Wikipedia

2 Replies to “Union Berlin gegen BFC Dynamo: Eine lange gepflegte Feindschaft – Teil 2”

  1. Ich möchte mal einige Dinge aus dem tendenziösen Beitrag und den bisher veröffentlichten beiden Teilen des Autors kommentieren, der 1980 geboren wurde und daher sicherlich eine Menge eigener Erfahrung mitbringt, bei dem wovon er schreibt bzw. kopiert (Vorsicht: Ironie).

    Vorweg möchte ich aber bemerken, dass ich schon lange nicht mehr so einen Rotz über den BFC gelesen habe!

    Zitat
    “…bevorzugten Zugriff auf Sporttalente in der gesamten DDR”

    Falsch – die Gebiete waren aufgeteilt, bestenfalls aus der halben DDR (nördlich und vor allem aus Dynamo-Trainingszentren)

    Zitat
    “…Vermutung nahe, dass der Stasi-Chef Erich Mielke den DDR-Meister von 1966 und 1969 aus der Stadt „seines“ BFC Dynamo verschwinden lassen wollte.”

    Hier unterschätzt oder vergisst der Autor die Macht des Armeegenerals Hoffmann und die Tatsache, dass sich der Armeesport in Frankfurt konzentrierte.

    Zitat
    “Trotz der Privilegien blieb der BFC Dynamo zunächst recht erfolglos.”

    Natürlich ist der Einzug in das Halbfinale des Europapokals der Pokalsieger im Frühjahr 1972 kein Titel, aber da es der BFC als erste Mannschaft der DDR in den drei klassischen Wettbewerben gelang, wohl sicherlich ein Erfolg.

    Zitat
    “Außerdem mussten sie kein Stasi-Mitglied sein, um ihren Verein spielen zu sehen, wie es beim BFC der Fall war.”

    Was für eine ausgegorene Scheiße, damit unterstellt der Autor quasi jedem BFC-Fan die Tätigkeit für das MfS!

    Zitat
    “Ab 1976 wurden übrigens die Berlin-Derbys nicht mehr im Jahn-Sportpark (der damaligen Heimstätte des BFC) … ausgetragen”

    Falsch, die Heimstätte des BFC war und ist bekanntermaßen das Sportforum und somit wurden die meisten Heimspiele, insbesondere die Derbies gegen die Köpenicker, eher dort gespielt.

    Zitat
    “Oftmals verabredeten sich die Fangruppen zu Schlägereien nach den Spielen.”

    Keine Ahnung von nichts! Das tatsächliche Verhältnis der Hooligans beider Vereine zueinander in den 80ern würde zumindest den Autoren überraschen!

    Zitat
    “…Offensichtlich entstanden sie, um für den Kampf gegen die verfeindeten Union-Anhänger besser gerüstet zu sein.”

    Ganz sicherlich war der Anhang aus Köpenick der Anlass, dass sich die erste Hooligan-Gruppierung beim BFC bildete, der Rest der Republik existierte ja kaum!

    Zitat
    “Quellen: DIE WELT, ZEIT, 11 Freunde, B.Z., Wikipedia”

    Da haben wir dann den Grund für die voreingenomme Zusammstellung des Mülls.

    Man könnte ja an anderen Stellen wie z.B. Leske, recherchieren (auch wenn der selbst ein BFC-Hasser war, blieb er größtenteils genau), aber dazu müsste man ja gegebenenfalls selbst ein Buch lesen und sich selber etwas einfallen lassen, was über das kopieren hinausgeht.

    Ordentliche Recherche ist offensichtlich nicht mehr üblich.

    Mit weinrot-weißen Grüßen

    Gilbert

    PS: ich bin gespannt auf den Mist im 3. Teil, aber hier mein Angebot: ich könnte den ja vorher gegenlesen, wenn der Autor es zulässt😉.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert