Niederlage zum Auftakt: Hertha fällt auf die Euphoriebremse

Neuer Trainer, neue Spieler, neues taktisches Konzept: Die Erwartungen an den Neustart von Hertha BSC nach dem Wechsel auf der Trainerposition waren groß. Umso enttäuschender war der blutleere Auftritt im ersten Heimspiel gegen des SC Paderborn. Das Konzept der sportlichen Leitung steht bereits früh in der Saison in der Kritik.

© Foto Titelbild: IMAGO / Contrast
Text: Björn Leffler

 

Es war angerichtet: Fast 50.000 Zuschauer waren trotz der Ferienzeit ins Olympiastadion gekommen, obwohl den Berlinern mit dem SC Paderborn nicht unbedingt der attraktivste Gegner für das erste Heimspiel zugelost worden war.

Doch der aus Hertha-Sicht sehr erfreuliche Vorverkauf der Dauerkarten hatte bereits frühzeitig klar gemacht: die Fans haben große Lust auf die neue Hertha, mit rund 23.000 verkauften Saisontickets konnten 4.000 mehr Karten als im Vorjahr abgesetzt werden, eine erstaunliche Marke, trotz eines spürbaren Preisanstiegs.

23.000 verkaufte Dauerkarten: Die Lust auf Hertha ist groß

Ein wichtiges Merkmal für diese Zahl war die Erweiterung der Ostkurvenbereiche im Oberring, und die Ostkurve machte ihrem Namen zu Beginn der Auftaktpartie alle Ehre und zeigte eine beeindruckende Choreographie – und feuerte das Team von Neu-Trainer Christian Fiél lautstark an.

Dessen Team hätte den Fans im Olympiastadion also einen erfreulichen Nachmittag bereiten können, doch die Charlottenburger wirkten über weite Strecken des Teams ausgesprochen einfallslos und wenig couragiert. Wer erwartet hatte, von Beginn an die Handschrift des neuen Trainers im Spielsystem ausmachen zu können, wurde enttäuscht.

Dem Team von Trainer Fiél fehlten Intensität und Kreativität

Überdeutlich war zu spüren, wie sehr das Team noch immer von Ausnahmespieler Fabian Reese abhängig zu sein scheint, der verletzt auf der Tribüne saß – und nach dem Spiel reichlich zerknirscht wirkte. Die Neuzugänge Diego Demme und Michael Cuisance, die beide in der Startelf standen, konnten im Spiel gegen die kompakten Ostwestfalen kaum sichtbare Akzente setzen.

Einer der wenigen Lichtblicke war, nicht nur aufgrund seines späten Anschlusstreffers zum 1:2, Mittelfeldakteur Ibrahim Maza, dem sein erstes Tor im Berliner Olympiastadion gelang. Viel mehr als zwei vergebene Chancen von Haris Tabakovic war offensiv von den Herthanern dann aber nicht zu sehen, was viele Anhänger der Blauweißen desillusioniert zurückließ.

Aufstiegsaspirant Hertha? Das Paderborn-Spiel ist ein deutlicher Dämpfer

Nach den selbstbewusst formulierten Ansprüchen vor der Saison, dass das Team oben mitspielen wolle, war zumindest das erste Spiel gegen den SC Paderborn ein empfindlicher Dämpfer, vor allem wenn man die Partien der vermeintlichen Aufstiegsaspiranten wie Düsseldorf, Köln oder Hamburg gesehen hat.

Auch Hannover und Karlsruhe zeigten engagierte Auftritte zum Auftakt und machten deutlich, dass sich Hertha vor allem in Sachen Intensität signifikant steigern muss, um spielerisch und kämpferisch mithalten zu können. Der nächste Prüfstein wartet am kommenden Samstag im Hamburger Volksparkstadion, wenn das Team von Christian Fiél beim HSV gastiert.

Bei einer Niederlage in Hamburg steht das Konzept von Hertha bereits auf dem Prüfstein

Sollte das Auswärtsspiel bei den Hanseaten verloren gehen, stehen Sportchef Benjamin Weber und das Trainerteam um Christian Fiél bereits stark unter Druck, denn dann droht die Gefahr, dass sich der verheerende Auftakt der vergangenen Saison, dem das Team letztlich die gesamte Saison hinterherlief, wiederholt.

Zudem besteht die Gefahr, dass wechselwillige Spieler wie Maza, Tabakovic oder Reese bis Ende des Monats doch noch abspringen und den Verein verlassen, sollte sich eine weitere Saison im tristen Mittelmaß der zweiten Liga abzeichnen – ein gefährliches Szenario.

Um dies zu verhindern, sollte das Team schnell Punkte sammeln und das Niveau der anspruchsvollen zweiten Liga des Jahrgangs 2024/25 sichtbar annehmen, um das Thema Aufstieg zumindest in theoretischer Reichweite zu behalten. Für Hertha BSC und Trainer Christian Fiél, über dem der Erfolgsdruck wie ein Damoklesschwert schwebt, endete die Schonfrist mit dem Abpfiff des ersten Heimspiels abrupt. Nun gilt es, umgehend Punkte zu sammeln.

 

Quellen: Hertha BSC, Kicker, Der Tagesspiegel

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