Im Berliner Olympiastadion soll 2025 ein Gastspiel der NFL ausgetragen werden – und weitere Termine werden derzeit verhandelt. Damit winken der Olympiastadion Berlin GmbH zusätzliche Einnahmen durch weitere Großveranstaltungen im Olympiapark. American Football im Olympiastadion hat bereits Tradition: Schon im August 1990 traten erstmals zwei NFL-Teams in der altehrwürdigen Arena gegeneinander an.
Text: Wolfgang Leffler
© Foto Titelbild: IMAGO / Rene Schulz
Am vergangenen Sonntag fand in der Münchner Allianz Arena vor über 70.000 Zuschauern ein reguläres Spiel der NFL, der National Football League statt. Die US-amerikanische Profiliga hatte zuvor bereits zwei reguläre Saison-Spiele in Frankfurt am Main ausgetragen – und damit soll das Kapitel NFL in Deutschland noch nicht beendet sein. Bereits im November 2023 hatten wir darüber berichtet, dass die NFL weitere Spiele in Deutschland plant.
„Wir stehen im Austausch mit der NFL über die mögliche Ausrichtung von NFL-Spielen in der Sportmetropole Berlin,“ erklärte die Sprecherin Sabine Beikler damals gegenüber dem RBB. Eine konkrete Zeitplanung gebe es noch nicht, aber es bestehe die Möglichkeit, dass die Austragung der NFL-Spiele in Berlin ab 2026 erfolgen könnte. Wie Der Tagesspiegel berichtet, soll es nun allerdings deutlich schneller gehen.
Olympiastadion Berlin: NFL-Boss Roger Goodell kündigt NFL-Game für 2025 an
Liga-Boss Roger Goodell äußerte sich in München zu einem Bericht von RTL/ntv, demzufolge bereits im Jahr 2025 die Hauptstadt mit dem Olympiastadion als Austragungsort vorgesehen sei. Er habe dazu erklärt, dass er den Leuten normalerweise raten würde, Gerüchten keinen Glauben zu schenken, in diesem Fall jedoch das Gegenteil empfehle. Der Deal sei zwar noch nicht finalisiert, jedoch arbeite man daran.
Eine Sprecherin des Berliner Senats betonte, dass Berlin in jedem Fall bestrebt sei, eine langfristige Kooperation mit der NFL über die Austragung regulärer Ligaspiele im Berliner Olympiastadion aufzubauen. Wie RTL berichtet, soll die Stadt dafür bereit sein, mehrere Millionen Euro zu investieren. Damit könnten die deutschen Fans auch künftig mit Besuchen der renommiertesten Football-Liga der Welt rechnen.
Der Olympiastadion Berlin GmbH winken zusätzliche Einnahmen durch künftige NFL-Events
Für die landeseigene Olympiastadion Berlin GmbH, welche die Veranstaltungen im Olympiastadion koordiniert, stehen somit zusätzliche Einnahmen durch neu generierte Sport-Events in Aussicht, wenn es nicht nur im kommenden Jahr, sondern auch in den Folgejahren NFL-Events im 74.475 Zuschauer fassenden Stadion geben wird. Doch das ist derzeit noch Spekulation. Laut NFL ist Deutschland außerhalb der USA der stärkste Absatzmarkt.
NFL-Commissioner Roger Goodell brachte daher bereits im vergangenen Jahr die Stadt Berlin als Austragungsort ins Gespräch. Als die NFL vor knapp zwei Jahren ihren Schritt nach Deutschland ankündigte, war die Hauptstadt aber noch nicht im Rennen. Damals gab es Probleme mit dem Sportförderungsgesetz des Landes Berlin, das eine Bewerbung für die Ausrichtung von NFL-Spielen nicht zuließ. München, Frankfurt und Düsseldorf waren damals die Bewerber und die ersten beiden Städte erhielten den Zuschlag.
Berlin musste sein Sportförderungsgesetz ändern, um die NFL in die Hauptstadt zu locken
Die Sprecherin der Berliner Sportverwaltung bestätigte aber unlängst, dass die Voraussetzungen für die Ausrichtung von Spielen mittlerweile geändert wurden, so dass eine Umsetzung in Berlin möglich ist. Eine Vergabe der Spiele ins Berliner Olympiastadion ist aufgrund der großen Bekanntheit und Beliebtheit Berlins in den USA letztlich folgerichtig. Es wäre übrigens nicht das erste Mal, dass im Berliner Olympiastadion American Football gespielt wird.
Schon in den 1990er Jahren gastierten Teams aus der NFL in Berlin. Am 11. August 1990, nicht mal ein Jahr nach dem Fall der Mauer, brachte die National Football League ihren Sport in eine Stadt im Wandel. Die Strategie ging auf: Rund 55.000 begeisterte Zuschauer strömten ins Olympiastadion, um das Vorbereitungsspiel zwischen den Los Angeles Rams und den Kansas City Chiefs zu erleben. Es war der Auftakt zu insgesamt fünf NFL-Testspielen in der deutschen Hauptstadt.
NFL und Berlin Thunder: American Football war mehrfach zu Gast im Berliner Olympiastadion
In den folgenden Jahren sollten Football-Ikonen wie Joe Montana und Dan Marino auf Berliner Rasen ihre Fähigkeiten zeigen. Doch trotz der anfänglichen Begeisterung endete 1994 die Ära der American Bowls in Berlin. Die NFL verfolgte neue Vermarktungsstrategien und gründete stattdessen eine europäische Liga, in der für mehrere Jahre auch das Team Berlin Thunder aktiv war.
Später spielte Berlin Thunder auch im Olympiastadion. Die Mannschaft trug ihre Heimspiele zunächst im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark in Prenzlauer Berg aus. 2003 zog das Team ins Stadion im Westend um, was die Zuschauerzahlen deutlich steigerte. Der Rekorddurchschnitt lag 2005 bei 16.848 Fans pro Spiel, das fünfte Heimspiel der Saison gegen die Cologne Centurions lockte mit 20.927 Besuchern die bisher größte Kulisse an.
2006 sanken die Zuschauerzahlen ligaweit, was vor allem am vorgezogenen Saisonstart wegen der FIFA-WM 2006 in Deutschland lag. Aufgrund des engen Terminkalenders fand das fünfte Heimspiel der Saison erneut im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark statt. Anschließend endete das Kapitel American Football im Berliner Olympiastadion erneut. In den kommenden Jahren könnte es allerdings eine Neuauflage erleben.
Quellen: RBB, NFL, Der Tagesspiegel, SAT.1, RTL/ntv, Wikipedia, Berlin Thunder