Union Berlin steht nach einer Serie von Rückschlägen vor einem notwendigen Pflichtsieg gegen den VfL Bochum, der am kommenden Samstag in der Alten Försterei gastiert. Das Heimspiel gegen den Tabellenletzten soll zur Trendwende werden, sonst droht in Köpenick eine ungemütliche Winterpause.
Text: Björn Leffler
© Fotos: IMAGO / Sportfoto Rudel
Die Saison 2024/2025 hatte für den 1. FC Union Berlin nach dem Beinahe-Abstieg im Vorjahr unerwarteterweise recht positiv begonnen. Nach einem respektablen Saisonstart und beeindruckenden Siegen gegen Borussia Dortmund, St. Pauli oder Hoffenheim schien der Club gut gerüstet, um erneut eine solide Bundesliga-Saison zu spielen. Doch die anfängliche Euphorie in Köpenick ist mittlerweile einer durchaus spürbaren Ernüchterung gewichen.
Die Serie von Niederlagen und sieglosen Spielen, die das Team in den vergangenen Wochen hingelegt hat, hat die Mannschaft nicht nur in der Tabelle zurückgeworfen, sondern auch die mentalen und spielerischen Schwächen offengelegt, die zwischenzeitlich bereits überwunden schienen. Derzeit ist man im Südosten der Hauptstadt aber offenbar froh darüber, dass im Tabellenkeller mit dem VfL Bochum, Holstein Kiel, dem FC Heidenheim und dem FC St. Pauli vier Mannschaften stecken, die sich mit dem Punktesammeln ausgesprochen schwer tun.
Union Berlin in der Ergebniskrise: Seit sieben Spielen sieglos
So haben die Unioner noch immer komfortable sechs Punkte zwischen sich und dem Relegationsplatz, der aktuell von den Heidenheimern belegt wird. Doch nicht nur in der 1. Bundesliga mussten die “Eisernen” in den vergangenen Wochen einige schmerzliche Rückschläge hinnehmen. Besonders schmerzlich war auch das Aus im DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld in der zweiten Runde.
Mit einem enttäuschenden 0:2 verabschiedete sich Union beim derzeitigen Drittligisten aus dem Wettbewerb und verpasste damit eine große Chance, den Fans in dieser Saison den Traum vom Finale im Berliner Olympiastadion zu erfüllen. Bis zum Spiel der Unioner in Bielefeld hatte die Spielzeit einen eher positiven Anstrich, doch seit dem Ausscheiden scheint die Mannschaft zumindest den Ergebnissen aus den ersten Spielen hinterher zu laufen.
Zu Beginn der Saison stimmten die Ergebnisse, auch wenn es spielerisch noch hakte
Denn, wenn man ehrlich ist, muss man auch festhalten, dass die ersten Partien der Saison in spielerischer Hinsicht ebenfalls keine Augenweide waren, aber die Ergebnisse stimmten erst einmal, und so spielte sich das Team von Neu-Coach Bo Svensson in eine psychologische und physische Stabilität hinein – und klopfte überdies im oberen Tabellenviertel an. Doch das ist mittlerweile längst vorbei.
Beim ebenfalls weiterhin nicht stabilen VfB Stuttgart wollten die Köpenicker also endlich die Trendwende schaffen. Und das Spiel schien lange der so ersehnte Lichtblick zu werden. Nach einer starken ersten Hälfte führte Union anfangs der zweiten Hälfte mit 2:0. Die Mannschaft zeigte in den ersten 45 Minuten, dass sie durchaus in der Lage ist, den hohen Anforderungen der Bundesliga gerecht zu werden. Defensiv kompakt und mit präzisen Konterangriffen konnte Union den offensivstarken Gastgebern Paroli bieten.
Wendepunkt in Halbzeit zwei: Union schlug sich in Stuttgart selbst
Doch die zweite Halbzeit brachte dann den Wendepunkt. Dem Doppelpack von Woltemade folgte ein folgenschwerer Fehler des sonst so sicheren Torwarts Rönnow, der den Stuttgartern einen Sieg bescherte, der aus Köpenicker Sicht wohl kaum hätte unglücklicher sein können. Der Blackout von Rönnow, der sich nach dem Spiel zerknirscht zeigte, symbolisiert quasi die Unsicherheiten, die die Mannschaft derzeit plagen.
„Wir haben uns selbst um den Lohn gebracht“, sagte Trainer Bo Svensson nach dem Spiel sichtlich frustriert. Die Köpenicker richten ihre volle Aufmerksamkeit jetzt auf das wichtige Heimspiel gegen den VfL Bochum. Am kommenden Samstag empfängt Union den Tabellenletzten in der Alten Försterei (Anstoß: 15.30 Uhr). Nach der anhaltenden Ergebniskrise der letzten Wochen ist ein Sieg gegen die bislang sieglosen Bochumer Pflicht.
Voller Fokus auf das Spiel gegen den VfL Bochum am kommenden Samstag in der Alten Försterei
Doch durch die sieben sieglosen Spiele in Folge sind die Nerven im Team der “Eisernen” sicher angespannt, was sich auch beim Trainer zeigt. Nach der Niederlage in Stuttgart wirkte er dünnhäutig, kritisierte DAZN-Reporter Mario Rieker im Interview direkt nach dem Abpfiff und blieb auch auf der Pressekonferenz wortkarg.
Auf eine Spielanalyse verzichtete Svensson komplett, und Fragen beantwortete er nur knapp. In der kommenden Woche muss Svensson jedoch die richtigen Worte für sein Team finden – sonst droht Union eine ungemütliche Winterpause. Hoffnung macht dabei allerdings, dass die Gäste aus Bochum in einer so aussichtslosen Situation stecken, dass sie eigentlich der perfekte Aufbaugegner für den 1. FC Union sein sollten – eigentlich.
Quellen: DAZN, Berliner Zeitung, Kicker