Kehrtwende: Abriss des Stadions im Jahnsportpark soll fortgesetzt werden

Den Abriss des Cantianstadions im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark wollte der Berliner Senat aufgrund der finanziellen Situation aussetzen, doch nun folgt die Kehrtwende. Der Abriss der Arena in Prenzlauer Berg soll doch fortgesetzt werden, ab dem Frühjahr 2025.

Text: Björn Leffler
© Foto Titelbild: ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN

 

Die jahrelange Farce um den Abriss des historischen Cantianstadions im Berliner Jahnsportpark war Ende November um ein weiteres, unrühmliches Kapitel reicher geworden. Denn nachdem erst der Artenschutz den Abriss des alten und damit auch den geplanten Bau des neuen Stadions zeitlich stark beeinträchtigen sollte, hatte der Berliner Senat im Zuge der notwendigen Sparmaßnahmen das Projekt gleich vollends gestoppt.

Es sollte aber nur ein Stopp auf Zeit sein. So sollten sich Abriss und Neubau bis mindestens 2026 verzögern, was bedeuten würde, dass mit dem Bau der neuen Arena frühestens im Jahr 2027 begonnen werden könnte und eine Fertigstellung erst Ende der 2020er oder Anfang der 2030er Jahre möglich gewesen wäre. Damit wurde mehr als deutlich, dass der Senat das Projekt, in das mittlerweile rund ein Jahrzehnt Planungs- und Vorbereitungszeit geflossen ist, in der vereinbarten Form gar nicht mehr umsetzen möchte.

Kehrtwende in Prenzlauer Berg: Abriss des Cantianstadions soll doch fortgesetzt werden

Die Kritik am Baustopp eines der wichtigsten Sportinfrastrukturprojekte der Hauptstadt war nicht zu überhören, und so ist das Vorhaben im Zuge der Überarbeitung der Sparmaßnahmen wohl noch einmal überdacht worden, wie Der Tagesspiegel berichtet. “Wir gehen davon aus, dass die Abrissarbeiten wie geplant weitergehen, wenn die rechtlichen und finanziellen Voraussetzungen geschaffen sind.” So äußerte sich Martin Pallgen, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen gegenüber dem Tagesspiegel.

Damit gibt es eine erneute Kehrtwende in diesem an Wendungen und Irrungen nicht armen Bauprojekt, welches unweit der Schönhauser Allee in Prenzlauer Berg realisiert werden soll. Demnach soll der Baustopp nicht – wie ursprünglich vorgesehen – bis 2026 gültig sein, sondern nur von kurzer Dauer. Bereits im Frühjahr 2025 sollen die Arbeiten an der maroden Arena aus DDR-Zeiten fortgesetzt werden.

Konsens: Berliner Senat und Naturschützer einigen sich auf Artenschutz-Maßnahmen

Grund für den so langfristig angelegten Baustopp war offenbar die Annahme des Senats, dass die Arbeiten aufgrund des gerichtlichen Abrissstopps vom 4. November ohnehin nicht fortgesetzt werden könnten. Das Verwaltungsgericht hatte einem Eilantrag der Naturfreunde Berlin stattgegeben, die bemängelten, dass der Artenschutz, insbesondere für Spatzen, nicht ausreichend berücksichtigt wurde.

Die Verwaltung zeigt sich mittlerweile jedoch zuversichtlich, die Gerichtsentscheidung noch ändern zu können. Pallgen bestätigte, dass es Gespräche mit den Naturschutzbehörden gegeben habe, um die notwendigen Maßnahmen abzustimmen, die Voraussetzung für eine Weiterführung des Abrisses sind. Ein entsprechender Antrag soll nach Senatsangaben diese Woche eingereicht werden.

Pankow: Der Abriss des Stadions soll im kommenden Jahr rund vier Millionen Euro kosten

Unterdessen plant die Koalition, die rund vier Millionen Euro für den Abriss des Stadions im kommenden Jahr nicht zu kürzen, wie aus der aktuellsten Korrekturliste zu den Sparmaßnahmen hervorgeht. Allerdings sollen die Gesamtkosten für den Umbau des Jahn-Sportparks weiterhin bei deutlich unter 250 Millionen Euro bleiben, wie die Senatsverwaltung vorgibt.

Damit ist und bleibt das gravierendste Problem nicht gelöst: Um das geplante Projekt mit einer Investitionssumme umzusetzen, die „deutlich unter 250 Millionen Euro“ liegt, müssten ohne Zweifel zentrale Elemente des Vorhabens revidiert werden. Entweder wird das Stadion deutlich kleiner gebaut, als es bislang geplant war – was nur wenig Sinn machen würde – oder die vorgesehenen Sportstätten auf dem Gelände des Jahnsportparks werden nur in sehr begrenztem Umfang umgesetzt.

 

Quellen: NaturFreunde Berlin, Der Tagesspiegel, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen, O+M Architekten GmbH, Berliner Morgenpost, LOR Landschaftsarchitekten, Bürgerinitiative Jahnsportpark, Fachhochschule Erfurt, Verein Pfeffersport

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