2001: Als Union Berlin den Durchmarsch ins Pokalfinale schaffte

Bayern München verliert gegen den Viertligisten 1. FC Magdeburg, der VfB Stuttgart tritt gegen seine eigene zweite Mannschaft an, die zuvor Eintracht Frankfurt mit 6:1 gedemütigt hatte – der DFB-Pokal hatte in der Spielzeit 2000/2001 einige Überraschungen zu bieten. Dazu gehörte zweifellos auch das Vordringen von Union Berlin ins Finale. Wir blicken auf diesen Husarenstreich zurück.

Text: Alexander Kords
© Foto Titelbild: IMAGO / Sven Simon

 

Ende der 1990er-Jahre war Union Berlin am Ende. Der Club hatte Schulden in Millionenhöhe und dümpelte im Niemandsland der drittklassigen Regionalliga Nordost herum. Durch den Verkauf verdienter Spieler, die Unterstützung der Fans und ein Darlehen konnte der Verein aus Berlin-Köpenick die Pleite gerade so verhindern und ging die Saison 2000/2001 mit großen Ambitionen an.

Im Sommer 2000 war Union als Meister der Regionalliga Nordost denkbar knapp an der Relegation zur zweiten Bundesliga gescheitert. Doch der Rückschlag warf das Team von Trainer Georgi Wassilew nicht um, sondern motivierte es umso mehr, im zweiten Anlauf den Aufstieg von der neu gestalteten Regionalliga Nord in die zweite Bundesliga zu schaffen. Und ganz nebenbei legte die Mannschaft auch im DFB-Pokal eine ungeahnte Performance hin.

DFB-Pokal 2000/2001: Union Berlin zum Auftakt gegen Zweitligisten

In der ersten Runde bekam es Union Berlin mit dem Zweitligisten Rot-Weiß Oberhausen zu tun. Der gastierte Ende August 2000 im Stadion an der Alten Försterei. Und bereits in der 6. Minute gingen die Hausherren dank eines Treffers des heutigen Hertha-Stadion-DJs Christian Fährmann in Führung. Harun Isa machte kurz vor Schluss mit dem 2:0 alles klar.

Auch in der zweiten Runde empfing Union Berlin mit der SpVgg Greuther Fürth einen Club aus der zweiten Liga. Bei den Fürthern stürmte damals Ralph Hasenhüttl, der heutige Trainer des VfL Wolfsburg. Die entscheidende Szene der Partie Anfang November 2000 spielte sich kurz vor der Halbzeitpause ab: Fürths Torwart Günter Reichold foulte Unions Božidar Đurković und kassierte dafür Rot. Mit dem fälligen Elfmeter brachte Isa seine Mannschaft in Führung, die es bis zum Schluss nicht mehr hergab.

Duell gegen den SSV Ulm: Der nächste Zweitligist für Union Berlin

Dank der beiden Erfolge gegen Zweitligisten hatte Union Berlin bereits für Furore gesorgt. Doch es sollte noch besser kommen: Ende November 2000 reisten die Spieler vom SSV Ulm 1846 zum Achtelfinale in die Hauptstadt. Trainiert wurden sie von Hermann Gerland, der 2001 zum FC Bayern München wechselte und dort als Co-Trainer neun Mal Meister und zwei Mal Champions-League-Sieger wurde.

Als Ulmer Coach konnte er aber nicht verhindern, dass Union Berlin erneut den Platz als Sieger verließ. Zwar schoss Rainer Scharinger sein Team in der 26. Minute in Führung. Aber Isa glich nur vier Minuten später aus und drehte das Spiel kurz vor der Halbzeit sogar. Nach der Pause trugen sich auch Đurković und Tom Persich in die Torschützenliste ein und sorgten für einen 4:2-Triumph der Unioner.

VfL Bochum zu Gast in Köpenick: Union Berlin gegen einen Bundesligisten

Mit dem VfL Bochum bekam Union Berlin für das Viertelfinale kurz vor Weihnachten 2000 den ersten Bundesligisten zugelost. Der kämpfte zu dieser Zeit einmal mehr gegen den Abstieg und lag zur Winterpause auf dem letzten Tabellenplatz.

Bochums Spielmacher Paul Freier traf nach 18 Minuten den Pfosten, die starke Verteidigung der Unioner verhinderte weitere Torchancen des Gegners. Zum Ende der Partie wollten sich die Hauptstädter für ihr Engagement belohnen – und schafften dies in der Nachspielzeit durch den entscheidenden Treffer von Daniel Ernemann. Damit war der Weg für Union Berlin ins Halbfinale des DFB-Pokals frei.

Union Berlin: Legendärer Kampf gegen Borussia Mönchengladbach

Dort wartete der Zweitligist Borussia Mönchengladbach, gegen den es zu einem Wiedersehen mit einem ehemaligen Trainer kam: Hans Mayer stand 1995 für wenige Monate bei Union an der Seitenlinie. Bei Gladbach betreute er unter anderem den heutigen Bayern-Sportvorstand Max Eberl.

In der Partie, die Anfang Februar 2001 im Stadion an der Alten Försterei stattfand, profitierte Union in der 27. Minute von einem Missverständnis in der Gladbacher Abwehr, das Đurković zum 1:0 nutzte. Ein Doppelschlag von Arie van Lent in der 61. und der 67. Minute brachte Union dann jedoch ins Hintertreffen.

Doch Georgi Wassilew hatte noch ein Ass im Ärmel. Kurz nach dem Rückstand brachte er den brasilianischen Stürmer Daniel Teixeira, der am Ende der Saison mit 32 Treffern Torschützenkönig der Regionalliga Nord werden sollte. Und seine Freistoßflanke in der 80. Minute verwertete Unions Kapitän Steffen Menze zum 2:2-Ausgleich.

Elfmeterschießen entscheidet zwischen Union Berlin und Mönchengladbach

Die Verlängerung blieb torlos, daher musste das Elfmeterschießen darüber entscheiden, wer ins Pokalfinale einziehen würde. Und schon früh stellte Unions Torwart Sven Beuckert die Weichen auf Sieg. Gleich den ersten Elfmeter der Gladbacher durch van Lent hielt er, und auch Eberl konnte Beuckert nicht überwinden. Weil ansonsten alle Versuche im Tor landeten, gewann Union Berlin das Elfmeterschießen mit 4:2.

Am 26. Mai 2001 stand Union Berlin zum bislang einzigen Mal im Endspiel des DFB-Pokals. Der Club hatte schon zuvor den Aufstieg in die zweite Liga klargemacht und wollte nun die Saison mit dem Pokalsieg krönen. Der Gegner war der FC Schalke 04, der eine Woche zuvor in einem dramatischen Ligafinale die Meisterschaft verpasst hatte.

Union Berlin: Finale gegen Schalke am 26. Mai 2001

Die Schalker, die unter anderem Legenden wie Oliver Reck, Andreas Möller, Gerald Asamoah und Jiří Němec aufboten, mussten sich in der Frühphase der Partie gegen den überraschend überlegenen Drittligisten zur Wehr setzen.

Kurz nach der Halbzeit traf jedoch Schalkes Jörg Böhme binnen fünf Minuten per Freistoß und Elfmeter und besiegelte damit den Titeltraum der Köpenicker. Denen blieb am Ende aber die große Anerkennung für ihren Durchmarsch ins Finale – und die sensationelle Qualifikation für den UEFA-Cup.

 

© Foto: IMAGO / Kicker / Liedel

 

Hier gibt es das Finale in voller Länge nochmal in bewegten Bildern: 

 

Quellen: Kicker, Transfermarkt, Wikipedia

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