Nach der körperlichen Entgleisung von Union-Trainer Nenad Bjelica beim Auswärtsspiel in München steht der Coach in der Kritik. Die Sperre des DFB-Sportgerichts von drei Spielen führt zu Spekulationen, ob der Trainer seinen Posten sogar gänzlich verlieren könnte. Ein ehemaliger Union-Spieler wird derweil als Nachfolger gehandelt.
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Text: Björn Leffler
Beim 1. FC Union würden sich die Verantwortlichen derzeit wohl gern auf das anstehende und ungemein wichtige Heimspiel am kommenden Sonntag gegen den SV Darmstadt konzentrieren, denn ein Sieg in diesem direkten Duell gegen einen Mitkonkurrenten im Abstiegskampf ist Pflicht für die “Eisernen”.
Doch in Köpenick werden derzeit ganz andere Dinge diskutiert, ausgelöst durch die Entgleisung des noch neuen Trainers Nenad Bjelica, der während das Nachholspiels beim FC Bayern München am Mittwoch nicht nur Leroy Sané zweimal ohrfeigte, sondern anschließend auch verbal weiter austeilte.
Nena Bjelica: Peinliche Ohrfeige gegen Leroy Sané
Nach dem eigentlich respektablen Spiel der Unioner musste sich Bjelica kleinlaut entschuldigen, doch der angerichtete Schaden scheint groß zu sein, das mediale Echo ist verheerend. Im Kicker schreibt Jannis Klimburg in einem Kommentar: “Im Leben heißt es so oft, dass jeder Mensch eine zweite Chance verdient hätte. Ein Trainer, der einem gegnerischen Spieler gleich zweimal deutlich ins Gesicht greift, aber wohl nicht. Nenad Bjelica sind beim Gastspiel in München die Sicherungen durchgebrannt.”
“Nenad Bjelica sind beim Gastspiel in München die Sicherungen durchgebrannt.”
Klimburg sieht durch den Aussetzer den Job des Trainers gefährdet: “Und so könnten diese fatalen Aussetzer nun die Folge haben, dass er seinen Job verliert. Denn ein Trainer, der seiner Vorbildfunktion nicht nachkommt und den Ruf des Vereins mit solch einer törichten Aktion schädigt, ist eigentlich nicht mehr tragbar.”
Ähnlich sieht es auch die Berliner Zeitung, die titelt: “Nenad Bjelica hat dem ganzen Verein geschadet“. Anschließend geht Autor Nils Malzahn mit Bjelica hart ins Gericht: “Wie oft wird im Fußball von Fairplay gesprochen? Wie oft wird gepredigt, dass die Akteure im Profifußball Vorbilder unzähliger Kinder und Jugendlicher sind? Wie sehr müssten die Köpenicker gerade in der jetzigen brenzligen sportlichen Situation nach außen demonstrieren, dass sie eine Einheit sind, die sich von keinerlei Nebenkriegsschauplätzen beirren lässt?”
Der DFB sperrt Bjelica für drei Spiele – wie reagiert der 1. FC Union?
Das DFB-Sportgericht hat Bjelica nun für drei Spiele gesperrt, was für den Verein ausgesprochen unglücklich ist. Denn somit fehlt der Cheftrainer vor allem in den wichtigen Duellen mit dem SV Darmstadt und dem 1. FSV Mainz 05. Das Nachholspiel gegen die Mainzer, die nur drei Punkte hinter den Köpenickern auf dem Relegationsspiel stehen, ist für den 7. Februar terminiert und könnte zu einem Schlüsselspiel im Abstiegskampf werden.
Aufgrund der Tatsache, dass der Trainer der Mannschaft in den so wichtigen Spielen nicht zur Verfügung steht, machen derzeit bereits wilde Gerüchte die Runde, dass der kürzlich beim 1. FC Köln entlassene Steffen Baumgart als Trainer verpflichtet werden könnte. Das berichten unter anderem der Berliner Kurier sowie der Kölner Stadtanzeiger.
Ist Steffen Baumgart ein Kandidat beim 1. FC Union?
Baumgart hatte als Spieler für den 1. FC Union gespielt und hätte eine emotionale Verbundenheit zum Bundesligaclub aus dem Berliner Südosten. Zwischen 2002 und 2004 erzielte Baumgart 21 Tore in 63 Spielen für die Unioner.
Allerdings weilt Baumgart aktuell auf Kuba und macht Urlaub. Ob er bereit wäre, diesen abzubrechen, um nun sehr kurzfristig und vollkommen unerwartet wieder in den Abstiegskampf der 1. Bundesliga einzugreifen, ist fraglich. Pikant dabei wäre auch, dass Baumgart dabei natürlich auch gegen seinen bisherigen Arbeitgeber, den 1. FC Köln, antreten würde.
Der 1. FC Union Berlin hält sich bislang bedeckt
Wenn sich der 1. FC Union dafür entscheidet, Bjelica weiterhin im Amt zu lassen, könnten für die nächsten drei Spiele alternativ Assistent Danijel Jumic, U19-Trainer Marco Grot oder Co-Trainerin Marie-Louise Eta einspringen, um ihn an der Seitenlinie zu vertreten. Unter diesen Optionen wäre Eta als Co-Trainerin der Profis wohl die wahrscheinlichste Wahl. Dies würde bedeuten, dass die 32-Jährige die erste Trainerin an der Seitenlinie einer Bundesliga-Mannschaft der Männer wäre.
Dass sich der Verein bislang dazu nicht geäußert hat, nährt die Spekulationen über eine vorzeitige Entlassung Bjelicas. Die Fans des 1. FC Union werden Augen und Ohren am heutigen Freitag wohl offen halten, denn derzeit scheint vieles denkbar an der Alten Försterei.
Quellen: Kölner Stadtanzeiger, Kicker, watson.de, sport.de, Berliner Zeitung, 1. FC Union Berlin