Jürgen Klopp steigt beim umstrittenen Red-Bull-Imperium ein und überrascht die Fußballszene mit einem gewagten Karriereschritt. Ob das überraschende Engagement seine Erfolgsgeschichte bereichert oder gefährdet, bleibt abzuwarten.
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Text: Björn Leffler
Jürgen Klopp kehrt schneller als erwartet in den Fußball zurück: Ab dem kommenden Jahr wird er als Global Head of Soccer beim Energydrink-Konzern Red Bull tätig sein, der mehrere Fußballvereine besitzt. Während viele Leser im ersten Moment wohl an eine klassische Ente dachten, wurde die Nachricht im Laufe des Vormittags zur Gewissheit.
Die britische The Sun titelt dazu “Klopp ‘n’ Roll” und kommentiert, dass Klopp nun eine strategische Rolle übernommen habe, nachdem er im Sommer seine Trainerposition beim FC Liverpool aufgegeben hatte. Sein Vertrag enthält demnach aber eine Klausel, die einen vorzeitigen Ausstieg für ein Engagement beim DFB ermöglichen könnte.
Jürgen Klopp ab Januar für Red Bull im Einsatz – Es klingt absurd, ist aber Realität
Österreichische Medien begrüßen den Deal: Der Kurier bestätigt die lang ersehnten Gerüchte um den Klopp-Wechsel, während die Salzburger Nachrichten vom „Klopp-Coup“ sprechen und darauf hoffen, dass er dem Red-Bull-Fußball neue Impulse gibt. Doch außerhalb von Österreich gibt es natürlich ganz andere Reaktionen auf die überraschende Nachricht. “Mensch Klopp, warum denn ausgerechnet Red Bull?” titelt etwa die Berliner Zeitung.
Autor Markus Lotter zeigt sich in seinem Artikel über den Deal durchaus desillusioniert: “Verwunderlich ist es allerdings schon, dass Deutschlands beliebtester Fußballtrainer aller Zeiten ab Januar 2025 für Red Bull als Head of Global Soccer der Herr von sieben Klubs auf vier Kontinenten sein wird. Also für ein Projekt im Einsatz sein wird, das a) unter Fußball-Fans nicht sonderlich beliebt ist und b) mit seinen früheren Arbeitgebern (FSV Mainz 05, Borussia Dortmund und FC Liverpool) so viel zu tun hat wie der Schwarzwald, in dessen Nähe er aufgewachsen ist, mit einer Weihnachtsbaum-Plantage.”
“Mensch Klopp, warum denn ausgerechnet Red Bull?”
Verspielt Jürgen Klopp mit dem Engagement bei Red Bull sein über viele Jahre aufgebautes, überwiegend positives Image bei deutschen und internationalen Fußballanhängern und Beobachtern der Branche? Die meisten Kommentatoren sehen diese Gefahr und zeigen sich verwundert über die Entscheidung des 57-Jährigen.
Charlotte Bruch vom Tagesspiegel kommentierte Klopps unerwarteten Schritt wie folgt: “Es ist eine Entscheidung, die insbesondere aus sportlicher Sicht Fragen nach dem Warum aufwirft. Klopp hatte sicherlich auch andere Angebote auf dem Tisch liegen und entschied sich letztlich doch für ein Unternehmen, das aufgrund seines Engagements im Fußball noch immer regelmäßig viel Kritik erntet.”
Vielleicht kommt der Schritt Klopps nicht ganz so überraschend wie Viele denken
Doch vielleicht kommt die Entscheidung nicht ganz so überraschend, wie man meinen darf. Denn trotz aller Liebe zum Fußball war Jürgen Klopp seit jeher auch ein sehr tüchtiger Geschäftsmann. Manchmal scheint es so, dass Jürgen Klopp für vier oder fünf Produkte gleichzeitig die Werbetrommel rührt.
Alpina, Opel, Media-Markt Saturn, Seat, Warsteiner, Erdinger, Deutsche Vermögensberatung, Snickers – die Liste der Firmen, für die Jürgen Klopp in seiner Karriere bereits Werbung machte, ist noch deutlich länger. Jürgen Klopp wusste also schon immer, wie sich neben seinem originären Job als Fußball-Trainer, der sicher auch recht lukrativ war, zusätzliches Geld einnehmen lässt.
Hintertür DFB: Ab Januar ist Jürgen Klopp vorerst für Red Bull tätig
Dennoch ist der Schritt zu einem der umstrittensten Player im modernen Fußball wohl kaum zu erwarten gewesen und dürfte dem Ansehen des bisherigen Publikumslieblings einen empfindlichen Image-Kratzer verpassen. Den könnte Jürgen Klopp dann vermutlich nur wieder ausmerzen, wenn er ein Engagement beim DFB beginnt – als Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft.
Ob es jemals dazu kommen wird, wer weiß es heute schon zu sagen. Vorerst wird sich Jürgen Klopp aber darauf konzentrieren, die sportlichen Geschicke eines Brauseherstellers zu leiten. Es klingt wenig inspirierend, ist aber die nüchterne Realität.
Quellen: ZEIT, Berliner Zeitung, Kicker, Red Bull, Kurier, Der Tagesspiegel, Salzburger Nachrichten