Im Januar 1997 wurde in der Berliner Deutschlandhalle das letzte DFB-Hallenturnier ausgetragen. Die für Olympia 1936 errichtete Mehrzweckhalle wurde bis 2011 schließlich abgerissen. Die große Zeit des professionellen Hallenfußballs ist mittlerweile längst vorbei, dabei waren die Indoor-Turniere vor allem in den 1990er Jahren bei vielen Fans eine äußerst beliebte Alternative zur langen Winterpause – und ein TV-Event. Auch die ganz großen Stars der Bundesliga scheuten den Auftritt auf dem Kunstrasen nicht.
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Text: Björn Leffler
Die große Zeit des professionellen Hallenfußballs ist längst vergangen. Dabei waren die Indoor-Turniere in den 1980er und vor allem in den 1990er Jahren bei vielen Fans eine beliebte Alternative während der quälend langen Winterpause.
Die Attraktivität dieser Hallenturniere hatte schnell auch das Fernsehen entdeckt, so dass es im Winter wochenlang täglich Hallenfußball zu sehen gab, meist im Sport1-Vorgänger DSF. Die vom DFB ausgerichteten Turniere wurden tatsächlich so populär, dass zwischen 1988 und 2001 der DFB-Hallenpokal bzw. das “Hallen-Masters” ausgespielt wurde.
Rekordsieger: Borussia Dortmund gewann den DFB-Hallenpokal insgesamt vier Mal
Ursprünglich als Überbrückung der Winterpause gedacht, bestand der DFB-Hallenpokal aus dem finalen Turnier mehrerer Qualifikationsrunden, an denen nicht nur Bundesliga- und Zweitliga-Clubs, sondern zeitweise auch Amateurmannschaften und ausländische Vereine teilnahmen.
Borussia Dortmund ist bis heute Rekordsieger und war der einzige Verein, der mehrmals den DFB-Hallenpokal gewinnen konnte (1990, 1991, 1992 und 1999). Die Resonanz auf die Hallenturniere, insbesondere von Spitzenvereinen, war aufgrund der gesteigerten Verletzungsgefahr während des Hallenfußballs allerdings relativ verhalten.
Ende der 1990er Jahre ließ das Interesse am Hallenfußball nach
Im Laufe der Jahre ließ auch das anfängliche Zuschauerinteresse spürbar nach. Gleichzeitig nahmen der Termindruck und der Vermarktungszwang für die Vereine gegen Ende der 1990er Jahre stetig zu. Im Zuge der Verkürzung der Winterpause im Jahr 2001 entschied der DFB schließlich, den Wettbewerb einzustellen.
Auch in Berlin erfreute sich der Hallenfußball großer Beliebtheit, vor allem in der Zeit zwischen 1991 und 1997, als es in der Stadt keinen Bundesligafußball zu sehen gab. So war es für die Fans in der Hauptstadt eine willkommene Abwechslung, wenn Bundesliga-Spitzenteams wie Bayern München oder Borussia Mönchengladbach vorbeischauten.
Zuletzt fand 1997 ein Hallenturnier in der Berliner Deutschlandhalle statt
Das letzte Hallenturnier in der Deutschlandhalle fand im Januar 1997 statt, anschließend zog das Turnier weiter in die Max-Schmeling-Halle, wo die Sicht für die Fans aber nicht von allen Plätzen aus so optimal war wie in der 2011 abgerissenen Deutschlandhalle.
Da auch die aktuelle Winterpause wieder mühsam überbrückt werden muss, teilen wir gern noch einmal einige fotografische Fundstücke mit Euch. Aus heutiger Sicht erstaunlich ist, dass die Vereine ihre Stars trotz der vermeintlich großen Verletzungsgefahr nicht schonten. So liefen in der Deutschlandhalle Spieler wie Lothar Matthäus, Mario Basler, Stefan Effenberg oder Paule Sergio auf.
Matthäus, Effenberg, Sergio und Basler dribbelten beim Berliner Hallenturnier auf
Auch hinter der Bande versammelten sich große Namen: Giovanni Trappatoni, Christoph Daum oder – natürlich – Jürgen Röber coachten ihre Teams mit einer erstaunlichen Ernsthaftigkeit. Auch der spätere Herthaner Dariusz Wosz war dabei, noch in Diensten des VfL Bochum. Ein gewisser Pal Dardai machte im Rahmen dieses Hallenturniers sogar sein erstes Spiel überhaupt für seinen damals neuen Verein Hertha BSC.
Die Deutschlandhalle wurde 1935 als größte Mehrzweckhalle der Welt in Berlin eröffnet und war eine der ältesten Arenen ihrer Art. Sie bot Platz für bis zu 16.000 Menschen und diente während der Olympischen Spiele 1936 als Austragungsort für Ringer-, Gewichtheber- und Boxturniere. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die im Krieg zerstörte Halle 1957 wieder aufgebaut und entwickelte sich zu einem kulturellen und sportlichen Zentrum West-Berlins.
Deutschlandhalle: Kulturelles und sportliches Zentrum West-Berlins
Zahlreiche Konzerte, darunter von David Bowie, Queen und The Rolling Stones, sowie Sportveranstaltungen wie das Berliner Sechstagerennen und internationale Basketballfinals fanden dort statt. Ein besonderes Ereignis war das Konzert für Berlin am 12. November 1989, kurz nach dem Mauerfall, mit 50.000 Besuchern aus Ost und West.
Trotz ihres Denkmalschutzes wurde die Halle ab den 1990er-Jahren zunehmend vernachlässigt. Geplante Sanierungen wurden aus Kostengründen nicht umgesetzt, und 1998 erfolgte die erste Schließung. Nach einer kurzzeitigen Nutzung als Eissporthalle wurde die Deutschlandhalle 2009 endgültig stillgelegt. Der Berliner Senat beschloss 2008 ihren Abriss, der bis 2011 abgeschlossen wurde.
Auf ihrem Gelände entstand bis 2014 der “CityCube”, eine moderne Messe- und Kongresshalle, in der heute turnusmäßig auch die Mitgliederversammlungen von Hertha BSC durchgeführt werden. So ist der Verein, in völlig anderer Form, wieder an den Standort früherer Turniere und zahlreicher Erinnerungen zurückgekehrt.
Quellen: Wikipedia, Hertha BSC, IMAGO, YouTube