Nach dem 1:4 bei Werder Bremen rutscht der 1. FC Union tiefer in die Krise und kämpft nicht nur um Punkte, sondern auch um den Glauben an die eigene Stärke. Trainer Svensson und die sportliche Führung stehen vor einer möglicherweise wegweisenden Winterpause.
Text: Björn Leffler
© Foto Titelbild: IMAGO / Jan Huebner
Während sich die Profis des 1. FC Union nach dem Spiel einige unbequeme Worte ihrer treuesten Anhänger gefallen lassen mussten, trottete Trainer Bo Svensson mit versteinerter Miene ins Stadioninnere, um auf der Pressekonferenz nach dem Spiel beim SV Werder Bremen Gründe für das neunte sieglose Pflichtspiel in Folge zu nennen, was ihm nur bedingt gelang.
Svensson sprach einige Sätze, die wenig erhellendes zur kritischen Situation der Köpenicker beitragen konnten: “Insgesamt muss man sagen, dass der Gegner einfach besser war. Wir haben heute nicht gut verteidigt. Ich sehe mein Verhältnis zur Mannschaft und zur sportlichen Führung aber weiter sehr gut. Wir stehen im engen Austausch.”
Bo Svensson und Horst Heldt wirkten ratlos nach Unions 1:4 beim SV Werder Bremen
Wie so üblich in einer sportlich so verfahrenen Situation ist der Trainer schnell im Fokus der Kritik, und so ist es wohl auch wenig verwunderlich, dass Unions Sportchef Horst Heldt ein öffentliches Bekenntnis zum Trainer lieber vermied. Heldt äußerte sich gegenüber der Berliner Zeitung nämlich wie folgt: “Was soll ich kurz nach dem Spiel sagen? Wir müssen und erst einmal sammeln – und dann treffen wir uns am 2. Januar. Wir werden versuchen, die Winterpause zu nutzen. Die Rückrunde geht knackig los, Januar und Februar werden sehr wichtige Monate für uns.”
Es wird in der Winterpause einiges aufzuarbeiten geben für die sportliche Führung der “Eisernen”, für die der Spieltag bislang alles andere als gelungen verlaufen ist. Die Teams aus St. Pauli und Kiel siegten beide, und sollte dem 1. FC Heidenheim morgen ein Auswärtssieg in Bochum gelingen, wäre der Relegationsplatz für die Mannschaft des 1. FC Union nur noch vier magere Punkte entfernt.
Schlechte Leistungen und unnötige Nebengeräusche belasten den 1. FC Union seit Wochen
Eine Tatsache, die wenig erstaunlich ist angesichts der sportlichen Entwicklung in den vergangenen Wochen. Neun sieglose Partien haben nicht nur auf dem Punktekonto ihre Spuren hinterlassen, auch mental scheint das Team von Bo Svensson derzeit den Anforderungen der 1. Bundesliga nicht gewachsen zu sein. Hinzu kommen Nebenkriegsschauplätze wie die anstehende sportgerichtliche Verhandlung um den Feuerzeug-Wurf am vergangenen Wochenende.
Im schlimmsten Fall könnte der 1. FC Union selbst den einen Punkt, der in Überzahl gegen den VfL Bochum mühsam errungen werden konnte, auch noch verlieren. Bei der Partie in Bremen war jedenfalls schnell erkennbar, dass die Unioner mit den selbstbewusst auftretenden Hanseaten kaum würden mithalten können – und so lag das Team nach zwei Grüll-Treffern nach nicht einmal 17 gespielten Minuten schon mit 0:2 zurück.
Union zeigte sich in Bremen erneut offensiv viel zu harmlos
Für die mitgereisten Anhänger der Köpenicker gab es durch den Anschlusstreffer von Schäfer, der sein erstes Saisontor erzielte, kurzzeitig Hoffnung, doch noch vor der Pause musste Ersatzkeeper Schwolow ein drittes Mal hinter sich greifen, nachdem Ex-Herthaner Weise dem Ex-Herthaner zwischen den Pfosten des 1. FC Union sehenswert eingeschenkt hatte.
Nach dem Seitenwechsel trat Bremen zunächst aktiver auf, entging jedoch knapp dem erneuten Anschlusstreffer. Hollerbach verzog nach einem Steckpass von Skarke nur knapp (49.). Anschließend verteidigte Werder den Zwei-Tore-Vorsprung souverän und ließ den bemühten, aber nicht entschlossen genug agierenden Berlinern kaum Chancen. Skarkes wuchtiger Schuss knapp über das Tor (64.) und Querfelds Distanzversuch, den Zetterer parierte (76.), waren die besten Gelegenheiten der Köpenicker.
Geht die sportliche Führung mit Trainer Bo Svensson in die für Union schwierige Rückrunde?
Die Unioner blieben offensiv insgesamt schlichtweg zu blass, während Stage nach einer cleveren Vorlage von Ducksch den vierten Treffer erzielte und damit die Partie endgültig entschied (87.). Werder Bremen klettert nach dem 4:1 vorerst auf Platz 6, während Union auf Rang 12 verweilt. Zum Auftakt ins Pflichtspieljahr 2025 empfängt Union am 11. Januar (15.30 Uhr) den 1. FC Heidenheim zum Krisenduell.
Die aktuelle Tabellenkonstellation zeigt, dass diese Partie für den weiteren Verlauf der Rückrunde bereits entscheidend sein könnte. Für die “Eisernen” spricht dabei, dass sie ihren Kontrahenten aus Heidenheim vor heimischem Publikum empfangen können. Doch die Verantwortlichen im Berliner Südosten werden sich womöglich nicht nur auf die mögliche Heimstärke ihres Teams verlassen wollen, um den Klassenerhalt nicht zu gefährden. Ob dieser mit Trainer Bo Svensson in Angriff genommen werden soll, werden wohl die nächsten Tage zeigen.
Quellen: Berliner Zeitung, Kicker, Berliner Morgenpost, 1. FC Union Berlin