Mittelmaß der 2. Bundesliga: Hertha zwischen Ambition und Wirklichkeit

Mit Trainer Christian Fiél will Hertha BSC eigentlich zurück in die Bundesliga, doch die Entwicklung des Teams stagniert. Derzeit hängt die Mannschaft im grauen Mittelfeld der zweiten Liga fest, mit schon fünf Punkten Rückstand auf den Relegationsplatz. Die Hinrunde ist fast vorüber und viele Beobachter fragen sich, ob der Mannschaft die Trendwende noch gelingen kann.

Text: Björn Leffler
© Fotos: IMAGO / Matthias Koch

 

Mit finsteren Mienen schlichen die Verantwortlichen von Hertha BSC nach der 1:2-Niederlage in Fürth vom Platz, allen voran Trainer Christian Fiél, dem die Enttäuschung über die erneute Niederlage deutlich anzusehen war. Diese Enttäuschung ist begründet, denn aus den vergangenen sechs Spielen konnte Hertha nur einen einzigen Sieg holen – es war das 3:1 in Magdeburg.

Nach dem kräftezehrenden Pokalspiel in Köln, das die Blauweißen denkbar unglücklich, aber letztlich auch selbstverschuldet verloren, sollte bei der bislang wenig überzeugenden Spielvereinigung Greuther Fürth ein wichtiger “Dreier” eingefahren werden, um den Kontakt zum oberen Tabellendrittel zu halten. Doch nach dem guten Start mit dem frühen 1:0 durch Ibrahim Maza stand für Fiéls Team am Ende nicht einmal ein Remis zu Buche, sondern die nächste Niederlage – die zudem ausgesprochen unnötig erschien.

Hertha BSC: Unnötige 1:2-Niederlage bei der Spielvereinigung Greuther Fürth

So sah es auch Fiél, der sich auf der anschließenden Pressekonferenz ungehalten zeigte: “Wie wir Tore zulassen, das ist einfach schwierig, dann ist es auch schwer zu gewinnen. Wir haben die eine oder andere Chance, sind aber nicht zwingend genug. Und dann verlierst du hier.” Tatsächlich wirkte die Abwehr der Herthaner bei beiden Gegentoren unsortiert und unentschlossen, und in der Schlussphase der Partie vergaben Niederlechner, Reese, Prevljak und Scherhant mehrfach die Chance, zumindest noch das 2:2 zu erzielen.

Die Defensive bleibt, das lässt sich nach dem bisherigen Saisonverlauf mit Sicherheit sagen, eine der größten Baustellen der Charlottenburger. 25 Gegentore in 15 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Immer wieder führen individuelle Fehler zu Gegentreffern, die das Team in Rückstand bringen und das Spiel aus der Hand gleiten lassen. Hinzu kommen die zahlreichen Verletzten, zuletzt meldete sich Kevin Sessa mit einer weiteren Muskelverletzung ab.

Hertha kämpft weiterhin mit einer hohen Zahl an Verletzten – und ist insgesamt zu inkonstant

Ein Problem, das die medizinische Abteilung von Hertha BSC nicht so recht in den Griff zu bekommen scheint. Einer der wenigen Lichtblicke ist die Rückkehr von Fabian Reese, der derzeit versucht, die Spiele fast im Alleingang zu gewinnen und gegen Fürth zwei sehenswerte Freistöße auf das Tor der Franken bringen konnte, doch Noll im Tor der Fürther war nicht zu überbieten.

Die immer wieder aufblitzende Genialität von Ibrahim Maza, der unbedingte Wille von Fabian Reese (der aber noch immer nicht länger als 30 Minuten absolvieren kann) und das nur zu selten sichtbare spielerische Potenzial von Akteuren wie Cuisance, Demme oder Scherhant reicht derzeit schlichtweg nicht aus, um in der 2. Bundesliga in die Spitzengruppe vorzudringen.

Hertha fehlen fünf Punkte auf den Relegationsplatz – gefangen im Mittelmaß der 2. Bundesliga

Auf den Relegationsplatz fehlen dem Team von Hertha BSC mittlerweile fünf Punkte. Dabei profitieren die Berliner sogar noch davon, dass bislang kaum ein Team wirklich konstant spielt, sogar der SC Paderborn verlor überraschend sein Heimspiel gegen den FC Schalke 04. Doch um wirklich noch einmal oben anzugreifen, benötigt die Mannschaft von Hertha BSC vor allem Siege.

Gegen Preußen Münster, derzeit 17. in der Tabelle, soll dies am kommenden Freitag im Olympiastadion (Anstoß 18:30 Uhr) gelingen. Die Partie gegen den Aufsteiger ist für Hertha eine Pflichtaufgabe, die unbedingt bewältigt werden muss, wenn das zarte Pflänzchen Hoffnung auf einen möglichen Aufstieg am Leben erhalten werden soll. Die Realität sieht im Berliner Westend derzeit jedoch anders aus.

Hertha BSC hängt in diesem besonders grauen Dezember im genauso grauen Mittelfeld der zweiten Liga fest – und gehört, rein spielerisch gesehen, aktuell auch genau dort hin. Um den aktuellen Status Quo vor der Winterpause noch verbessern zu können, hat das Team von Trainer Christian Fiél nicht mehr allzu viele Möglichkeiten. Derzeit kann es wohl nur darum gehen, den Abstand zu den Aufstiegsplätzen nicht noch größer werden zu lassen. Von wirklichen Aufstiegsambitionen mag an der Hanns-Braun-Straße derzeit wohl niemand reden.

 

Quellen: Kicker, Berliner Morgenpost, B.Z., Fußball-Woche

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