Obwohl Pankow als populärerster und bevölkerungsstärkster Bezirk der Hauptstadt gilt, sucht man die ganz großen Fußballambitionen im Berliner Nordosten vergeblich. Dabei entsteht in Prenzlauer Berg in den kommenden Jahren das modernste Sportstadion Berlins. Nur einen Pankower Verein, der darin erfolgreich Fußball spielen könnte, gibt es (bislang) nicht.
© Foto Titelbild: GOOLAZO BERLIN
Text: Björn Leffler
Wenn es darum geht, welcher Berliner Stadtraum aufstrebend, besonders begehrt und unentwegt wachsend ist, wird häufig der Boom-Bezirk Pankow genannt. Pankow ist längst der bevölkerungsstärkste der zwölf Berliner Groß-Bezirke und hat in etwa so viele Einwohner wie Leipzig, Dresden oder Braunschweig.
Tendenz steigend. Pankow ist als Wohnort so begehrt, dass die Behörden kaum hinterherkommen, der wachsenden Bevölkerung auch die entsprechenden Kapazitäten für Kitas, Schulen oder Verkehrsanbindungen zur Verfügung zu stellen. Und im Norden des Bezirks sind bereits neue Großsiedlungen wie die Elisabeth-Aue, das Quartier “Am Sandhaus”, die Alte Schäferei oder der Blankenburger Süden geplant, in denen tausende neue Wohnungen entstehen sollen.
Pankow: Berlins bevölkerungsstärkster Bezirk spielt im Fußball nur eine untergeordnete Rolle
Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Pankow einer der „Big Player“ unter den Berliner Bezirken ist, dessen Einwohner wohl mehrheitlich auch zur einkommensstarken Klientel der Hauptstadt gezählt werden können.
Wenn es aber darum geht, welchen Einfluss der Bezirk auf die Berliner Fußballszene hat, fallen einem bei Pankow vor allem Sportstätten ein, weniger aber Sportvereine. Denn mit dem geplanten neuen Stadion im Jahnsportpark soll im Ortsteil Prenzlauer Berg immerhin das modernste Fußball- und Leichtathletikstadion Berlins entstehen – obwohl es dort gar keinen Verein gibt, der im Stadion seine Heimspiele austragen könnte.
Im Cantianstadion waren bislang Vereine aus andere Bezirken zu Gast: BFC Dynamo, Viktoria, Altglienicke
Wobei wir auch schon beim Thema wären. Im bisherigen Cantianstadion haben in den vergangenen Jahrzehnten eigentlich nur Verein aus anderen Bezirken gespielt, etwa der BFC Dynamo (Lichtenberg), die VSG Altglienicke (Treptow-Köpenick) oder Viktoria Berlin (Steglitz-Zehlendorf). Auch Union Berlin und Hertha BSC waren in der Vergangenheit immer mal wieder Gäste im Cantianstadion, welches derzeit abgerissen wird.
Aufstrebende Vereine kommen vor allem aus dem Berliner Südosten und Südwesten
Doch warum spielt Pankow auf der örtlichen Fußball-Landkarte eigentlich eine so untergeordnete Rolle? Die aufstrebenden Vereine der Stadt, die hinter den beiden Platzhirschen Union und Hertha nach oben drängen, kommen allesamt aus anderen Stadtteilen. Neben den oben genannten Vereinen sind hier Clubs wie Hertha Zehlendorf, Lichtenberg 47, Eintracht Mahlsdorf oder der BFC Preussen zu nennen – und natürlich Tennis Borussia.
Und Pankow? Natürlich wird im bevölkerungsreichsten Bezirk der deutschen Hauptstadt auch Fußball gespielt, nur eben etwas weniger erfolgreich als anderswo. Der SV Empor Berlin ist derzeit der größte Fußballverein im Bezirk und hat etwa 800 Mitglieder, von denen rund 600 Kinder und Jugendliche sind.
Pankows größter und erfolgreichster Fußballverein ist der SV Empor Berlin
Der Verein ist auch über die Bezirksgrenzen hinaus besonders für seine erfolgreiche Jugendarbeit und die Teilnahme in der höchsten Spielklasse des Berliner Fußballverbandes bekannt, der Berlin-Liga.
Ein weiterer wichtiger Verein in Pankow ist der VfB Einheit zu Pankow mit über 500 Mitgliedern. Dieser Traditionsverein feierte unlängst sein 120-jähriges Bestehen und ist bekannt für seine engagierte Jugendarbeit und seine langjährige Präsenz im Berliner Fußball. Die ersten Herren spielen derzeit in der Bezirksliga.
Fortuna, Borussia und Einheit Pankow: Viel Tradition, engagierte Jugendarbeit, mäßiger sportlicher Erfolg
Ebenfalls in der Bezirksliga beheimatet ist Borussia Pankow 1960. Die Borussia zählt mit rund 700 Mitgliedern (nur in der Abteilung Fußball) zu den größeren Vereinen im Bezirk. Die Spielstätte des Vereins ist der Walter-Husemann-Sportplatz, und der Verein bietet neben Fußballtraining auch Förderprogramme für Kinder und Jugendliche an.
Fortuna Pankow, offiziell bekannt als FSV Fortuna Pankow 46 e.V., sei hier ebenfalls genannt. Fortuna ist einer der etablierten Fußballvereine im Berliner Norden, hat etwa 450 Mitglieder und spielt im historischen Kissingenstadion, einer der traditionsreichsten Sportstätten der Gegend. Derzeit spielen die ersten Herren des Vereins in der Kreisliga A.
Ein Pankower Proficlub im Fußball? Derzeit nur schwer vorstellbar
Sie ist also durchaus vorhanden, die (mitunter langjährige) Pankower Fußballtradition, nur hat es bislang kaum zu höheren Ambitionen gereicht, während etwa im Berliner Südosten und Südwesten gleich mehrere Vereine um die Gunst der Fußball-Fans buhlen und durchaus erfolgreich in den oberen Ligen des Amateurfußballs unterwegs sind.
Der BFC Dynamo etwa kämpft seit Jahren um eine Rückkehr in den Profifußball, Viktoria Berlin war dies vor wenigen Jahren bereits gelungen. Auch in Lankwitz, Lichtenberg, Altglienicke, Zehlendorf oder Westend werden ambitionierte Pläne geschmiedet, um die Konkurrenz sportlich auszustechen.
Der SV Empor liegt derzeit auf einem soliden siebten Platz in der Berlin-Liga
Davon sind die Pankower Vereine, zumindest derzeit, weit entfernt. Der FC Empor liegt derzeit auf einem soliden siebten Platz in der sechstklassigen Berlin-Liga und wird nach derzeitigem Stand wohl wenig mit dem Aufstieg zu tun haben – aber voraussichtlich auch nicht absteigen.
Dabei wären zumindest die infrastrukturellen Voraussetzungen in wenigen Jahren wohl gegeben, denn bis 2027 soll das neue, hochmoderne Stadion im Jahnsportpark mit Platz für 20.000 Zuschauer fertig sein. Doch es wird wohl auch zukünftig so sein, dass dort eher Vereine aus anderen Teilen der Hauptstadt spielen werden, auch wenn der FC Empor auf dem Gelände beheimatet ist.
Ab 2027 soll im Prenzlauer Berg eine nagelneue Arena mit 20.000 Plätzen stehen
Immerhin werden sich durch den geplanten Umbau des Sportparks die Trainings- und Wettbewerbsbedingungen für die auf dem Gelände beheimatete Vereine deutlich verbessern. Vielleicht wirkt sich dies dann auch auf den sportlichen Erfolg zumindest beim FC Empor aus.
Ungeachtet der großen Fußballambitionen sollen die Vereine in den Pankower Ortsteilen aber natürlich eine Anlaufstelle für fußballbegeisterte Kinder und Jugendliche sein. Eine Anforderung, die in gesellschaftlicher Hinsicht natürlich deutlich wichtiger ist als Erfolge in den oberen Fußballigen der Stadt – und diese Anforderungen erfüllen die Vereine. Das sollte bei allem sportlichen Ehrgeiz nicht vergessen werden.
Quellen: Bezirksamt Pankow, Wikipedia, BFV, SV Empor Berlin, Fortuna Pankow, Einheit Pankow, Borussia Pankow
Schöner Artikel! Der Vergleich zu Leipzig, Dresden und Braunschweig passt aber nicht, da die Einwohnerzahlen doch ganz anders sind als in den drei Städten.