Rücktritt der sportlichen Führung: Turbulenzen bei Viktoria Berlin

Ein Viertligist auf Abwegen? Der FC Viktoria 1889 Berlin kämpft mit internen Spannungen und finanziellen Herausforderungen. Wohin führt der Weg des Traditionsvereins aus Lichterfelde?

© Foto Titelbild: IMAGO / Matthias Koch
Text: Wolfgang Leffler

 

In welche Richtung bewegt sich der Viertligist aus Lichterfelde, der FC Viktoria 1889 Berlin? Strebt der Verein sportlich nach höheren Zielen oder sind die Verantwortlichen mit dem Status quo in der Regionalliga Nordost zufrieden?

Dass man sich um die sportliche Existenz des Vereins aktuell keine Sorgen machen muss, steht nicht zur Debatte. Die letzten Spiele der ersten Männermannschaft zeigten überzeugende Leistungen. Sowohl im Heimspiel gegen den Halleschen FC, das mit einem 1:0-Sieg endete, als auch auswärts bei Herthas U23 im Amateurstadion, war die Mannschaft spielerisch und kämpferisch auf Augenhöhe. Mit mehr Durchschlagskraft wäre in der Partie gegen Hertha sogar ein Unentschieden oder mehr möglich gewesen.

Regionalliga Nordost: Viktoria Berlin rangiert sportlich derzeit auf dem 10. Tabellenplatz

Aktuell rangiert Viktoria auf dem zehnten Platz der Regionalliga Nordost, der derzeit schwächsten Platzierung der fünf Berliner Teams in dieser Liga. Diese Position hat zum aktuellen Zeitpunkt der Saison, in der noch nicht einmal ein Viertel der Spiele absolviert ist, jedoch wenig Aussagekraft.

Es liegt auf der Hand, dass im Verein ambitioniertere Ziele existieren, das wurde in der Vergangenheit immer wieder auch öffentlich kommuniziert. Als ehemaliger Drittligist, der nach nur einer Saison in der 3. Liga wieder abstieg und im Folgejahr einen dritten Platz in der Regionalliga erreichte, strebt man im Südwesten Berlins auch in dieser Spielzeit nach mehr.

Viktoria Berlin: Überraschende Rücktritte in der sportlichen Leitung

Inmitten dieser sportlichen Planungen kam es jedoch zu einem überraschenden Rücktritt: Sportgeschäftsführer Rocco Teichmann und Sportdirektor Bernd Nehrig legten plötzlich ihre Ämter nieder, wie RBB und Fußball-Woche berichteten. Offiziell hieß es, es gebe „unterschiedliche Auffassungen“ zwischen den beiden Funktionären und dem Hauptgesellschafter SEH Sports & Entertainment unter der Führung von Zeljko Karajica.

Ähnlich lautende Erklärungen werden häufig plötzlichen Trennungen im Fußballgeschäft bemüht. Teichmann ging jedoch gegenüber der Berliner Morgenpost weiter ins Detail und äußerte, dass SEH nicht die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen bereitstelle, die notwendig seien, um ansprechenden und niveauvollen Fußball zu bieten.

Wie gut ist der Verein Viktoria Berlin für die Zukunft gerüstet?

Solche Äußerungen haben Unruhe ausgelöst und mehren bei einigen Beobachtern die Befürchtungen, die Zukunft des Lichterfelder Vereins könnte gefährdet sein. Allerdings spielen neben der finanziellen Unterstützung durch SEH auch andere Faktoren eine Rolle.

Kritisiert wird im Vereinsumfeld auch die angeblich fehlende Unterstützung seitens des Berliner Senats und des zuständigen Stadtbezirks. Zudem dürften die finanziellen Folgen des direkten Abstiegs nach nur einer Saison in der 3. Liga den Verein weiterhin belasten.

Nehrig: Verein hat es nicht geschafft, professionelle Strukturen aufzubauen

Sportdirektor Nehrig räumte gegenüber dem RBB ein, der Verein habe es nicht geschafft, professionelle Strukturen aufzubauen. Diese Aussage könnte als vernichtende Kritik an der Führung interpretiert werden. Zeljko Karajica, Chef von SEH, widersprach dieser Darstellung und betonte, dass alle Löhne, Gehälter und offenen Außenstände beglichen würden.

Zu den Vorwürfen der zurückgetretenen Funktionäre erklärte er, dass der Verein sich „strategisch neu aufgestellt“ habe, ließ jedoch offen, was genau damit gemeint ist. Eines stellte er jedoch klar: Unter seiner Führung werde es keine „finanziellen Abenteuer“ geben, und der FC Viktoria werde ein seriös wirtschaftender Viertligist bleiben – der nun allerdings eine neue sportliche Leitung sucht.

 

Quellen: RBB, Fußball-Woche, Kicker, SEH Sports & Entertainment, Berliner Morgenpost

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