Oberligist TuS Makkabi kämpft derzeit nicht nur auf dem Platz um Punkte und Siege, sondern muss sich vor allem neben dem Rasen mit permanenten Anfeindungen und antisemitischen Beleidigungen auseinandersetzen. Das Team aus dem Berliner Westend will sich jedoch nicht unterkriegen lassen, musste am Sonntag aber einen zumindest sportlichen Rückschlag hinnehmen.
Text: Martin Platt
© Titelbild: IMAGO / Matthias Koch
Die Situation für den TuS Makkabi Berlin könnte derzeit wirklich einfacher sein. Denn seit dem nicht enden wollenden Konflikt im Nahen Osten muss sich der Verein aus Berlin-Westend einer Situation stellen, die in der bisherigen Geschichte des 1970 neu gegründeten Clubs wohl einmalig ist.
Makkabi-Deutschland-Präsident Alon Meyer hatte kürzlich berichtet, dass Jugendspieler von TuS Makkabi nach einem Spiel bei DJK Schwarz-Weiß Neukölln Anfang November angegriffen und verfolgt wurden. „Wir unterstützen Makkabi Berlin, um den Vorfall aufzuklären“, erklärte Meyer gegenüber dem Tagesspiegel.
Neukölln: Makkabi-Spieler wurden Opfer von Anfeindungen und Gewalt
Laut einem Vater eines Makkabi-Spielers, der sich auf die Berichte seines Sohnes und dessen Mitspieler stützt, wurden die Jugendlichen beleidigt und bespuckt. Nach dem Spiel sollen Spieler und Zuschauer sie mit Stöcken und Messern verfolgt haben. Dabei sollen Rufe wie „Free Palestine“ und „Scheiß Juden“ gefallen sein – so jedenfalls die Behauptung.
Ein Vertreter von Schwarz-Weiß Neukölln teilte dem Tagesspiegel am Freitag mit, die Angriffe seien vor allem von Zuschauern ausgegangen. Sollte sich bestätigen, dass ein Spieler antisemitische Äußerungen gemacht habe, werde dieser noch am selben Abend aus dem Verein ausgeschlossen. Der Verein habe eine Satzung, die Antisemitismus ausdrücklich ausschließe.
Innensenatorin Spranger: “Setzen alles daran, dass jüdisches Leben in Berlin sicher bleibt.”
Senatorin Iris Spranger (SPD) sagte dazu in einem öffentlichen Statement: „Solche Angriffe sind auch Angriffe auf unser friedliches Zusammenleben und auf die Vielfalt, die unsere Stadt so stark macht. Hass, Hetze und Angriffe gegenüber jüdischen und israelischen Mitbürgern sind absolut inakzeptabel. (…) Wir setzen alles daran, dass jüdisches Leben in Berlin sicher ist und bleibt.“
Der neueste Fall ist keine Ausnahme, sondern seit vielen Monaten eine immer wiederkehrende Regel. Im vergangenen Jahr hatte Makkabi kurzzeitig erwogen, den Trainings- und Spielbetrieb vorläufig einzustellen, ruderte dann jedoch wieder zurück. Doch schon damals forderte der Verein stärkere Unterstützung von der Berliner Politik gegen die andauernden Anfeindungen.
Präsident Alon Meyer: “Wir müssen Tagen folgen lassen!”
Dennoch will sich Makkabi nicht unterkriegen lassen, gerade in der jetzigen Situation. Präsident Alon Meyer wurde in einem Interview mit der FAZ schon im vergangenen Jahr sehr deutlich: “Wir müssen Taten folgen lassen! Dass wir diese Organisationen, Institutionen und Vereine, die nichts Besseres zu tun haben, als diese Unmenschlichkeiten noch zu feiern, dass wir die nicht noch weiter mit Steuergeldern unterstützen. Dass wir nicht zulassen, hier Demonstrationen und Kundgebungen, die die Vernichtung des Staates Israel und Judenhass im Allgemeinen propagieren, zu veranstalten, sondern sie mit aller Härte unseres Rechtsstaates bestrafen, um Freiheit und die demokratische Werteordnung vehement zu verteidigen.”
Meyer ging damit auf eine pro-palästinensische Demonstration ein, die kurz nach Beginn des Hamas-Terrors in Berlin-Neukölln stattgefunden hatte – es sollte nicht die letzte gewesen sein. Doch auch in der Vergangenheit sah sich Makkabi immer wieder mit Angriffen von außen konfrontiert, wie Michael Koblenz gegenüber dem Kicker bestätigte: “Es gibt immer wieder antisemitische Äußerungen, auch wenn es in meiner Wahrnehmung mittlerweile besser geworden ist. Aber klar: Wenn ein muslimischer Spieler zu mir kommt und sagt, er könne nicht für uns spielen, weil er Angst vor der Reaktion der Familie habe, ist das traurig. Ich habe größten Respekt vor denen, die es doch tun.”
TuS Makkabi will seinen Weg als jüdisches Aushängeschild im Berliner Sport weitergehen
Dass TuS Makkabi Berlin seinen mutigen Weg als jüdisches Aushängeschild im Berliner Sport weitergeht, muss gesellschaftlich als unabdingbar angesehen werden – und deswegen auch von der Berliner Politik und den verantwortlichen Sicherheitsorganen in besonderem Maße geschützt und unterstützt werden. Denn letztendlich ist Makkabi eben, wie die Verantwortlichen immer wieder betonen, kein rein jüdischer Verein, sondern eine sportliche Institution, die einen wichtigen Beitrag für Integration und Verständigung leistet.
In sportlicher Hinsicht musste die erste Herrenmannschaft des Vereins zuletzt eine Dämpfer hinnehmen, das Team scheiterte im Achtelfinale des Berliner Landespokals an Eintracht Mahlsdorf. Im Duell der zwei Oberligisten musste der Landespokalsieger von 2023 am Sonntag eine 1:3-Niederlage hinnehmen. Die Tore für Mahlsdorf erzielten dabei Christoph Zorn (33.), Rico Gladrow (49.) und Devis Meißner (90.+3). Abdoul Karim Soumah (43.) sorgte mit seinem Treffer zwischenzeitlich für das 1:2 aus Sicht von Makkabi.
“Positiv” ist dabei anzumerken, dass es am Sonntag immerhin keine antisemitischen Anfeindungen oder ähnliche Beleidigungen von den Tribünen gab, sondern nur der sportliche Wettkampf im Mittelpunkt steht. Das allein diese Tatsache eine Erwähnung wert ist, sollte uns allen eine Warnung sein.
Quellen: Fußball-Woche, Der Tagesspiegel, Kicker, RBB