1985: Als im Berliner Olympiastadion erstmals das DFB-Pokalfinale stattfand

Die Austragung des DFB-Pokalfinals im Berliner Olympiastadion ist seit mittlerweile 39 Jahren der unumstrittene Saison-Höhepunkt im deutschen Vereinsfußball. Im Mai 1985 standen sich zum ersten Finale auf Berliner Boden der FC Bayern und Bayer Uerdingen gegenüber – und lieferten sich ein denkwürdiges Duell.

© Foto Titelbild: IMAGO / Kicker / Eissner, Liedel
Text: Björn Leffler

 

Viele der deutschen Fußballfans träumen jedes Jahr erneut vom Erreichen des DFB-Pokalfinales in Berlin, und so kann man bereits bei der ersten Pokalrunde im August jeden Jahres – vorausgesetzt man erreicht die zweite Runde – den Song „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“ auf den Fußballplätzen sowie in den Stadien landauf und landab von den Fans lautstark intoniert vernehmen.

Inzwischen hat sich dieses Liedgut tief in das Gedächtnis der Fans eingegraben, so dass man sich – wenn es um den nationalen Pokalwettbewerb geht – kaum noch vorstellen kann, dass das Endspiel des DFB-Pokals in einem anderen Stadion oder in einer anderen Stadt ausgetragen wird.

In diesem Jahr wird das DFB-Pokalfinale zum 38. Mal in Folge in Berlin ausgetragen

Es geht mittlerweile von diesem Wettbewerb eine gewisse Magie aus, die natürlich im direkten Zusammenhang steht mit Berlin als deutscher Hauptstadt und dem architektonisch außergewöhnlichen Olympiastadion, welches alljährlich einen würdigen Rahmen für das Finale bildet. Das “Berliner” DFB-Pokalfinale wird in diesem Jahr seine 39. Auflage erfahren und viele Fußball-Fans, vor allem die jüngeren, wissen vielleicht gar nicht, dass das nicht immer so war.

Der Austragungsort dieses Vereinspokals, heute DFB-Pokal, wechselte jährlich und war eine Art Wanderveranstaltung, bis der Deutsche Fußball-Bund 1984 entschied, ab 1985 das Pokalfinale, zumindest für die nächsten fünf Jahre, in das damalige West-Berlin zu vergeben. Diese Entscheidung für Berlin und das altehrwürdige Olympiastadion wurde nicht überall mit Freude aufgenommen und wurde von einigen Fußballexperten durchaus kritisch kommentiert.

Berlin wurde als Spielort für die EURO 1988 nicht berücksichtigt – und bekam stattdessen das Pokalfinale

Die Hintergründe dieser Entscheidung für Berlin entsprangen allerdings schlicht und ergreifend dem politischen Kalkül der damaligen Bundespolitik. Die Vergabe hatte also weniger sportpolitische Gründe sondern wurde als eher als finanzielle Konzessionsentscheidung gewertet.

Fakt war, dass bei der geplanten Austragung der Fußball-Europameisterschaft 1988 in West-Deutschland die Stadt West-Berlin mit dem Olympiastadion als Spielstätte nicht berücksichtigt wurde, wofür wohl hauptsächlich das Veto des Ostblocks verantwortlich war. West-Berlin als ‚selbständige politische Einheit‘ galt den Führern des Sozialismus noch immer als Dorn im Auge und die Bundesrepublik Deutschland hätte wohl den Zuschlag zur Austragung der Europameisterschaft nicht erhalten, hätten die Organisatoren an West-Berlin festgehalten.

“Deutsches Wembley”: Schnell wurde aus den Pokalendspielen in Berlin eine geliebte Tradition

Und so meinte man dem ‚Bauernopfer West-Berlin‘ ein Trostpflaster mit der Austragung der DFB-Pokalendspiele – vorerst für die folgenden fünf Jahre – zukommen lassen zu müssen. Besonders gute Freunde hat man sich seitens des DFB in West-Berlin damit allerdings nicht gemacht und der damalige DFB-Präsident Hermann Neuberger war seitdem in Berlin nicht gut gelitten, denn die Berliner Landesregierung hatte fest damit gerechnet, Austragungsort des prestigeträchtigen Turniers zu werden.

Dass der DFB mit der Vergabe der Endspiele in die damals geteilte Stadt eine Art “deutsches Wembley” schaffen wollte, also eine Heimstätte für den nationalen Pokalwettbewerb, darf tatsächlich bezweifelt werden. Aber die Stadt Berlin und die Spielstätte Olympiastadion haben sich gegen anfängliche Bedenken und Widerstände schnell durchgesetzt und innerhalb weniger Jahre dafür gesorgt, dass die jährlichen Pokalendspiele in Berlin zu einer geliebten Tradition geworden sind.

Von 2000 bis 2004 wurde das Berliner Olympiastadion saniert und modernisiert

So wurden es dann deutlich mehr als die ursprünglich geplanten fünf Jahre, hinzu kam im Jahr 1989 noch der Fall der Berliner Mauer. Damit bekam der Austragungsort Berlin nochmal ein ganz anderes Gewicht. Spätestens seit der 2004 abgeschlossenen und umfangreichen Sanierung des Olympiastadions zu einem der modernsten und schönsten Stadien Europas hat der DFB wohl erkannt, dass Berlin als Austragungsort des Pokalfinales nicht mehr wegzudenken ist.

Diese Entwicklung war überhaupt noch nicht abzusehen, als sich am 26. Mai 1985 im Berliner Olympiastadion der FC Bayern München und Bayer 05 Uerdingen im Finale des DFB-Pokals gegenüberstanden. Uerdingen hatte im Halbfinale auswärts 1:0 beim 1. FC Saarbrücken gewonnen, die Bayern hatten erst in der Verlängerung das Team von Borussia Mönchengladbach bezwungen, ebenfalls mit 1:0.

Mai 1985: Der FC Bayern ging als klarer Favorit in das erste Berliner Pokalfinale

Bayer Uerdingen ging also als klarer Außenseiter in das Finale, schaffte aber gleich im ersten Anlauf eine Sensation, indem sie das Spiel mit 2:1 für sich entschieden. In der ersten Halbzeit gingen die Bayern früh durch ein Tor von Dieter Hoeneß in Führung, welches Horst Feilzer aber im direkten Gegenzug egalisieren konnte. In einer mitreißenden und rasanten zweiten Halbzeit gelang Wolfgang Schäfer in der 68. Minute das Siegtor für die Uerdinger.

Das erste DFB-Pokalendspiel ließ also erahnen, welche Magie vom altehrwürdigen Berliner Olympiastadion ausgehen konnte. Und so sollten in den kommenden Jahrzehnten noch viele unvergessliche Finalabende im weiten Rund der mittlerweile überdachten Arena gespielt werden. Am Samstag gibt es mit Bayer 04 Leverkusen erneut einen klaren Favoriten auf den Titelgewinn. Doch das Team aus Kaiserslautern sollte sich vielleicht noch einmal einige alte Aufnahmen aus dem Mai 1985 ansehen – als kleine Motivationsspritze. Sein aktueller Trainer, Friedhelm Funkel, war ja schließlich live dabei.

 

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Quellen: DFB, Kicker, Wikipedia, Imago

One Reply to “1985: Als im Berliner Olympiastadion erstmals das DFB-Pokalfinale stattfand”

  1. Ganz korrekt ist das nicht, denn es gab bereits 6 DFB Pokal Endspiele zwischen 1937 und 1942 im Olympiastadion in Berlin, auch wenn der Wettbewerb damals Tschammer-Pokal hieß.
    Auch der DFB beruft sich auf diese Tradition.

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