21. August 2005: Als der 1. FC Union den BFC Dynamo demütigte

Die Rivalität zwischen dem 1. FC Union Berlin und dem BFC Dynamo stach schon zu DDR-Zeiten heraus – Ausschreitungen und Krawalle gehörten zur Tagesordnung, wenn beide Vereine aufeinandertrafen. Am 21. August 2005, fast 16 Jahre nach dem Mauerfall, trafen beide Vereine in einem denkwürdigen Derby wieder aufeinander. Das Spiel zählt heute zu den legendärsten Partien in der Vereinsgeschichte der “Eisernen”.


© Foto Titelbild: IMAGO

 

Vor dem Mauerfall galt der BFC Dynamo als der Stasi-Klub, weil er von seinem Ehrenvorsitzenden und damaligen Staatssicherheitsminister Erich Mielke geliebt und bevorzugt wurde. Außerdem war er, wie fast alle DDR-Klubs, einem Träger angegliedert, in diesem Fall den inneren Sicherheitsorganen.

Union Berlin hingegen galt zu DDR-Zeiten als ziviler Klub, der dazu gedacht war, den Arbeitern Unterhaltung zu bieten, der aber gleichzeitig nicht zu erfolgreich sein sollte. Der BFC holte Meistertitel in Serie, wobei er freundliche Unterstützung von den Schiedsrichtern erhielt – und sich dabei den Unmut aller übrigen Oberliga-Teams zuzog. Aus dieser Konstellation erwuchs eine der erbittertsten Rivalitäten im deutschen Fußball, die tatsächlich bis heute anhält.

Union Berlin gegen den BFC Dynamo: Erbitterte Rivalität

Wenn die beiden Mannschaften in der DDR-Oberliga aufeinandertrafen, kam es regelmäßig zu zum Teil schweren Krawallen und Auseinandersetzungen zwischen den jeweiligen Fangruppen. Trotz aller Rivalität war das Leistungsgefälle in sportlicher Hinsicht allerdings enorm.

Union, schon während der DDR-Zeit ein äußerst populärer Klub, war meist in den unteren Gefilden der DDR-Oberliga unterwegs, während der BFC Dynamo regelmäßig im Europapokal der Landesmeister antreten durfte. Das Team konnte in den 1980er Jahren zehn DDR-Meisterschaften in Folge feiern.

Nach der Wende nahmen beide Vereine eine völlig gegensätzliche Entwicklung

Nach der Wende jedoch wendete sich das Blatt, allerdings nicht von heute auf morgen. Nach langen Turbulenzen in der Nachwendezeit kam Union schließlich zum bitter benötigten Geld und konnte sukzessive sportlichen Erfolg und letztlich auch den heute bekannten Kultstatus erlangen. Der Verein, der aus dem 1906 gegründeten FC Olympia Oberschöneweide hervorging, pflegte frühzeitig das Image des Arbeitervereins und ist bis heute fest in der Bevölkerung verwurzelt.

Während der 1. FC Union seit Mitte der 2000er Jahre die deutschen Amateur- und später auch die Profiligen emporstieg, bis schließlich der Aufstieg in die 1. Bundesliga gelang, ereilte den BFC Dynamo ein gänzlich anderes Schicksal. Im Mai 2019, als Union Berlin der sensationelle Aufstieg in die Bundesliga gelang, hatte der tief gestürzte BFC Dynamo gerade den Abstieg in die fünfte Liga abgewendet.

Im August 2005 kam es zu einem denkwürdigen Aufeinandertreffen beider Mannschaften

14 Jahre zuvor trafen sich beide Vereine noch auf gleicher sportlicher Ebene, in der NOFV-Oberliga Nord. Über 14.000 Zuschauer waren in der Alten Försterei, um das Derby gegen den alten Rivalen BFC zu sehen. Das Spiel, welches in Fankreisen des 1. FC Union zu den legendärsten Partien der Vereinsgeschichte zählt, wurde zum Triumphzug von Verein, Spielern und Fans.

Das Duell in der damaligen vierten Liga erwies sich schnell als ungleich. Angriff um Angriff rollte auf das Tor von BFC-Keeper Brändike, und bereits nach einer Viertelstunde musste er einen Schuss von Torsten Mattuschka aus dem Netz holen. Am Ende stand es 8:0 für Union. Viele Jahre erinnerte die Anzeigetafel in der Alten Försterei an dieses historische Ergebnis.

Union stieg am Ende der Saison in die Regionalliga auf

Nach dem Spiel mussten sich Brändike und seine Mitspieler den wütenden BFC-Fans stellen – und dabei viele wüste Beleidigungen einstecken. Am Ende der Saison stieg der 1. FC Union in die Regionalliga auf, während der BFC Dynamo die Spielzeit immerhin noch auf einem respektablen 6. Platz abschloss.

Das Duell am 21. August 2005 sollte allerdings viel länger im Gedächtnis beider Fangruppen bleiben als die letztliche Platzierung beider Vereine in der Oberliga, welche für den 1. FC Union immerhin die Rückkehr in die dritte Liga bedeutete.

Union-Präsident Zingler: “Mein Verhältnis zu diesem Verein wird nie ein normales sein.”

Doch das 8:0 hatte einen fast noch höheren Stellenwert als der Aufstieg am Ende der Saison. Denn die Demütigung in diesem aufsehenerregenden Spiel galt vielen Unionern als Revanche für die Ungleichbehandlung, die es zwischen beiden Vereinen während der gemeinsamen Jahrzehnte in der DDR-Oberliga gegeben hatte.

Die Rivalität besteht bis heute, auch wenn zwischen beiden Vereinen eine große finanzielle und sportliche Lücke klafft. Union-Präsident Dirk Zingler sagte vor einigen Jahren im Rahmen eines Fantreffens einmal: “Mein Verhältnis zu diesem Verein wird nie ein normales sein.” Dieser Aussage dürften sich vermutlich die meisten Anhänger des 1. FC Union anschließen.

 

Einen Video-Mitschnitt der besonderen Art dieses besonderen Spiels könnt Ihr hier sehen: 

 

Quellen: Der Tagesspiegel, Kicker, TAZ, Textilvergehen, YouTube

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