Als DDR-Serienmeister war der BFC Dynamo in den 1980er-Jahren auch Dauergast im Europapokal der Landesmeister. Daher kamen die Zuschauer im Jahnsportpark in den Genuss, große Clubs und Spieler wie Manfred Kaltz, Herbert Prohaska und Karl-Heinz Riedle in Aktion zu sehen. Wir blicken auf die denkwürdigsten Partien zurück.
Text: Alexander Kords
© Foto Titelbild: IMAGO / Werner Schulze
Bevor die Champions League 1992 das Licht der Welt erblickte, spielten die besten Teams des Kontinents um den Europapokal der Landesmeister. Dafür qualifizierten sich ausschließlich die amtierenden Meister – also auch die der DDR. Und weil es noch keine Gruppenphase gab, drohte ab der ersten Runde das K.o.
Als zehnmaliger DDR-Meister war der BFC Dynamo ebenso oft im Europapokal der Landesmeister vertreten. Viele seiner Heimspiele trug er im Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark aus. Und die Zuschauer durften dem einen oder anderen denkwürdigen Europapokal-Abend beiwohnen.
1979/80: Erster Landesmeister-Wettbewerb für den BFC Dynamo im Jahnsportpark
Die Spielzeit 1979/80 war die erste für den BFC Dynamo im Europapokal der Landesmeister. Und gleich das Premierenspiel fand im Jahnsportpark statt – und wurde ein voller Erfolg. Zu Gast war am 19. September 1979 der polnische Meister Ruch Chorzów. Nach einer halben Stunde führte der BFC schon mit 3:0 nach Toren von Hartmut Pelka, Wolf-Rüdiger Netz und Hans-Jürgen Riediger. Ein weiterer Treffer von Pelka und ein Gegentor kurz vor Schluss besiegelten den 4:1-Erfolg.
Auswärts genügte gegen die Polen ein 0:0 für den Einzug in die nächste Runde. Dort wartete das Team von Servette FC Genf aus der Schweiz, das in Berlin mit 2:1 geschlagen wurde. In der Fremde folgte nach 2:0-Führung für den BFC ein 2:2, das für das erneute Weiterkommen ausreichte.
Im Viertelfinale musste der BFC gegen den englischen Meister Nottingham Forest erst auswärts ran – und gewann durch ein Tor von Riediger sensationell mit 1:0. Allerdings gelang es dem Team nicht, den Vorsprung im Jahnsportpark zu verteidigen. Bei eisiger Kälte ging am 19. März 1980 die erste Halbzeit mit 3:0 an die Engländer, dem BFC glückte nur noch der Ehrentreffer per Elfmeter. Nottingham gewann übrigens wenige Monate später das Finale in Madrid gegen den Hamburger SV.
1982/83: Deutsch-deutsches Duell zwischen BFC und HSV
Besagten Sportverein aus Hamburg empfing der BFC Dynamo in der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister 1982/83. Im Tor der Hanseaten stand Uli Stein, auf dem Feld tummelten sich Stars wie Manfred Kaltz, Jimmy Hartwig und Felix Magath. Doch der BFC hielt am 15. September 1982 im Jahnsportpark tapfer dagegen. Hans-Jürgen Riediger schoss in der 17. Minute das 1:0, das Jürgen Milewski nach 37 Minuten ausglich.
Im Rückspiel in Hamburg war der ost- gegen den westdeutschen Meister chancenlos und verlor mit 0:2. Diesmal mischte auf Hamburger Seite auch ein gewisser Horst Hrubesch mit, der – na klar – per Kopf das 2:0 besorgte. Mit dem HSV scheiterte der BFC erneut am späteren Titelgewinner.
1984/85: Spannung bis zum Schluss bei BFC gegen Aberdeen
Einen besonders spannenden Europapokal-Abend erlebten die Fans, die am 3. Oktober 1984 im Jahnsportpark zugegen waren. Der BFC Dynamo traf im Rückspiel der ersten Runde des Europapokals der Landesmeister auf den schottischen Meister FC Aberdeen. Der hatte zwei Wochen zuvor sein Heimspiel mit 2:1 gewonnen.
Als Andreas Thom im Jahnsportpark in der 49. Minute zum 1:0 traf, genügte dies noch nicht zum Weiterkommen. Denn aufgrund der Auswärtstorregel war Aberdeen nach wie vor auf der Siegerstraße. In der 68. Minute schafften die Schotten sogar das 1:1. Erst nach 85 Minuten gelang Rainer Ernst das 2:1, das das Hinspiel egalisierte.
Elfmeterschießen entscheidet zwischen BFC und Aberdeen
Weil die Verlängerung keine Entscheidung brachte, musste das Elfmeterschießen herhalten. Und das wurde zum Drama. Die ersten beiden Schützen beider Teams trafen, die Schotten erzielten das 3:2. Doch Bernd Schulz setzte den Ball nach langem und energischem Anlauf an die Latte.
Aberdeen zog sogar mit 4:2 davon und hatte sein Weiterkommen in der eigenen Hand. Nachdem Rainer Troppa seine Pflicht zum 3:4 erfüllt hatte, hielt der BFC-Torwart Bodo Rudwaleit den Elfmeter von Willie Miller. Auch Frank Terletzki behielt die Nerven und glich zum 4:4 aus.
Bei den Schotten lagen dagegen die Nerven blank: Eric Black scheiterte mit einem schwachen Versuch an Rudwaleit. Damit war es an Norbert Trieloff, seinem Team den Sieg zu bescheren. Nachdem ihn der Schiedsrichter aufgefordert hatte, die Position des Balles auf dem Elfmeterpunkt zu korrigieren, platzierte er diesen im oberen linken Eck und beförderte den BFC damit in die nächste Runde.
Dort spielten die Berliner gegen Austria Wien um Herbert Prohaska und Toni Polster. Auf ein ereignisreiches 3:3 im Jahnsportpark folgte eine knappe 1:2-Niederlage im Wiener Hannapi-Stadion.
1988/89: Auf BFC-Triumph gegen Werder Bremen folgt Drama
Ein weiteres deutsch-deutsches Duell hielt die Spielzeit 1988/89 bereit. Am 6. September 1988 war Werder Bremen zu Gast im Jahnsportpark. Viele Beobachter attestierten den Bremer Stars, zu denen unter anderem Oliver Reck, Uli Borowka, Mirko Votava und Karl-Heinz Riedle gehörten, eine gewisse Hochnäsigkeit. Dies hatte Anteil daran, dass der BFC dank Toren von Thomas Doll, Andreas Thom und Frank Pastor mit 3:0 gewann.
Das Rückspiel in Bremen sollte jedoch als „Wunder von der Weser“ in die Geschichtsbücher der Hanseaten eingehen. Zwar stand es zur Halbzeit erst 1:0 für Werder, doch nach gut einer Stunde war der 3:0-Vorsprung vom BFC egalisiert. Am Ende verloren die Berliner mit 0:5 und schieden aus dem Europapokal der Landesmeister aus – zum letzten Mal.
Quellen: NDR, Weltfussball.de, YouTube, Wikipedia, Transfermarkt