Berlin-Liga: Reinickendorfer Füchse peilen Aufstieg in die Oberliga an

In der Saison 2022/23 sah es bis zur Winterpause so aus, als könnte dem Herrenteam der Reinickendorfer Füchse nach zwölf Jahren die Rückkehr in die Oberliga gelingen, doch dann verließ Sturmikone Caner Özcin die Füchse, die Reinickendorfer wurden am Ende Fünfter. Im vergangenen Jahr sicherte sich dann der BFC Preussen überlegen den Aufstieg. In diesem Jahr aber soll die Stunde der Nordberliner endlich schlagen.

Text: Björn Leffler
© Titelbild: IMAGO / Matthias Koch

 

Es kommt nicht selten vor, dass man einen fragenden Blick erntet, wenn man erzählt, dass man in Reinickendorf wohnt oder dort herkommt. Gebürtigen Berlinern ist Reinickendorf natürlich ein Begriff, allein weil sich der ehemalige Flughafen Tegel dort befindet. Aber besonders in den Innenstadtbezirken sind gebürtige Berliner ja eher die Ausnahme als die Regel, und dem Heer der Zugezogenen ist Reinickendorf schlichtweg kaum ein Begriff.

Und selbst „waschechten“ Berlinern, die nicht aus einem der nördlichen Bezirke der Hauptstadt kommen, fällt es durchaus schwer, einige Charakteristika oder Sehenswürdigkeiten dieses Berliner Bezirks aufzuzählen. Reinickendorf – das scheint das riesige, gesichtslose Anhängsel über dem Wedding zu sein, wo… ja, wo nun was eigentlich zu finden ist?

Im Norden Berlins: Reinickendorf und seine vielfältige Fußballkultur

Tatsächlich gibt es in Berlin-Reinickendorf eine ganze Menge Fußballkultur zu finden, und zwar in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Die eher ländlich geprägten nördlichen Ortsteilte des Bezirks, die Quartiere rund um das Märkische Viertel und die südlichen, an den Wedding grenzenden Stadtteile bilden ein durchaus spannendes Fußball-Konglomerat, welches einem sehr viele unterschiedliche Ausprägungen des Amateurfußballs bietet, quer hindurch durch alle soziologischen und ethnologischen Schichten und Kulturkreise.

Bekanntestes Beispiel der Reinickendorfer Fußballvereine sind bis heute natürlich die Füchse Berlin, die 1989 und 1990 jeweils nur knapp am Aufstieg in die 2. Bundesliga scheiterten und sich bis 1998 in der Regionalliga Nordost halten konnten, bis der Verein letztlich den Abstieg verdauen musste. Der Club gehört nicht nur im Bezirk, sondern auch in der Stadt zu den Fußball-Schwergewichten, seit 2011 fast durchgängig vertreten in der höchsten Spielklasse Berlins, der Berlin Liga.

Über zehn Jahre warten die Reinickendorfer Füchse bereits auf die Rückkehr in die Oberliga

Die Füchse haben durchaus Ambitionen, in die Oberliga aufzusteigen – doch die gab es auf der Sportanlage am Freiheitsweg unweit vom U-Bahnhof Paracelsus Bad schon öfter. Seit 2013 spielt die erste Herrenmannschaft an der Kienhorststraße, dem ehemaligen Wackerplatz. Doch im gesamten vergangenen Jahrzehnt gelang den Füchsen kein Aufstieg in die Oberliga, im Gegenteil.

Zwischen 2016 und 2019 mussten die Reinickendorfer vielmehr um den Klassenerhalt bangen, in der Saison 2014/15 spielte die erste Mannschaft nur in der Landesliga, stieg dann jedoch direkt wieder auf. In den vergangenen Spielzeiten allerdings zeigte der sportliche Trend der ersten Herrenmannschaft wieder deutlich nach oben. In der Spielzeit 2021/22 belegte das Team Platz vier, in der Saison 2022/23 landete man auf dem fünften Rang, im letzten Jahr belegte das Team hinter Aufsteiger BFC Preussen den zweiten Platz, allerdings mit einem Rückstand von 15 Punkten.

Reinickendorfer Füchse: Tabellenführung der Berlin-Liga, Aufstieg in Sichtweite

Nur kurzzeitig schnupperte das Team von Trainer Steven Haubitz in der vergangenen Spielzeit daran, den Tabellenführer aus Lankwitz tatsächlich ärgern zu können, doch am Ende setzte sich der BFC Preussen klar und deutlich durch – und steht derzeit erneut an der Spitze der Liga, allerdings eine Klasse höher, in der NOFV-Oberliga Nord. Dort wollen die Reinickendorfer erst noch hin, sind derzeit aber auf einem guten Weg.

In dieser Saison erzielten die Füchse bislang bereits 32 Tore und kassierten nur acht. Haubitz zeigt sich mit dem bisherigen Verlauf daher zufrieden und meinte, der Saisonstart sei ordentlich gewesen. Ein Drittel der Saison ist gespielt, mit drei Punkten Vorsprung führen die Füchse die Tabelle an. Nach ihrer ersten Saisonniederlage gegen den SD Croatia (0:1) meldeten sich die Füchse am vergangenen Wochenende mit einem souveränen 4:0-Sieg gegen den Berliner SC zurück.

Füchse Berlin: Starke Neuzugänge und stabile Defensive als Erfolgsgaranten

Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg sind laut Haubitz die Verstärkungen im Kader, wie er dem Tagesspiegel verriet. Besonders hervorzuheben sei Efraim Gakpeto, der vom SC Staaken gewechselt war und bereits fünf Tore erzielte. Mit Kevin Stephan habe man einen weiteren offensivstarken Spieler verpflichtet, der über viel Regionalliga-Erfahrung bei Hertha BSC II verfüge und zudem sechsmal in der Zweiten Liga für Erzgebirge Aue auflief. Auch er habe schon vier Treffer zum Erfolg der Füchse beigesteuert.

Auch die Defensive der Füchse bringt reichlich Erfahrung aus höheren Ligen mit. Torwart Kevin Otremba spielte bereits für die Reserveteams von Werder Bremen und dem Hamburger SV. Stürmer Thomas Brechler sammelte Drittliga-Erfahrung beim VfR Aalen. Mit René Pütt steht ein weiterer Routinier im Kader, der auf 244 Regionalligaeinsätze zurückblicken kann.

Wiedersehen im Berliner Landespokal: Reinickendorfer Füchse gegen den BFC Preussen

Am vergangenen Sonntag stand das Bezirksderby beim Frohnauer SC an (auf dem traditionsreichen Poloplatz), während Verfolger Stern 1900 den SC Charlottenburg zu Gast hatte. Stern kam nicht über ein 1:1 hinaus, doch auch die Füchse hatten beim Nachbarschaftsduell schwer zu kämpfen, lagen zur Pause bereits mit 0:3 zurück. Doch das Haubitz-Team kämpfte sich zurück ins Spiel und konnte durch Tore von Gakpeto (71.), Tüysüz (80.) und noch einmal Gakpeto (90.) noch zum 3:3 ausgleichen – und zumindest einen Punkt mitnehmen.

Das Spiel in Frohnau hat dem Tabellenführer also aufgezeigt, dass ein möglicher Aufstieg in die Oberliga kein Selbstläufer sein wird – und noch sind viele Partien zu spielen. Die nächste wartet am Samstag, 23. November, in Altglienicke auf die Nordberliner. Vorher aber gibt es im Achtelfinale des Berliner Landespokals noch ein brisantes Wiedersehen mit dem BFC Preussen. Eine Partie, die in Reinickendorf schon mit Hochspannung erwartet wird. Am Freitagabend (19:30 Uhr) empfangen die Füchse ihren Kontrahenten aus dem Berliner Süden im Stadion am Wackerplatz (Kienhorststraße 170).

 

Quellen: FuPa, Berliner Woche, Der Tagesspiegel

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