Im Spitzenspiel der Regionalliga Nordost konnte sich Energie Cottbus mit 2:0 gegen den BFC Dynamo durchsetzen. Für die Hohenschönhausener sind damit auch die letzten Hoffnungen auf den Aufstieg beendet. Durch die Ausschreitungen auf den Rängen geriet das Sportliche jedoch in den Hintergrund.
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Text: Wolfgang Leffler
Es mündete letztendlich doch in dem Ergebnis, welches man bereits im Vorfeld heraufbeschworen bzw. im Voraus befürchtet hatte: Das Spitzenspiel in der Regionalliga Nordost zwischen dem BFC Dynamo und Energie Cottbus zeigte wieder einmal das hässlichste Gesicht des Fußballs.
Nach einer gespielten knappen halben Stunde und zwei vergebenen Riesenchancen – zuerst für den BFC und quasi im Gegenzug eine Minute später für Energie Cottbus – eskalierte die Situation auf den Tribünen.
Nach 30 Minuten eskalierte die Situation auf den Tribünen
Da stieg zuerst Rauch aus dem BFC-Fanblock herauf, den die Energie-Fans mit Pyrotechnik und Böllern konterten. Aufgrund der hohen Rauchbelastung für Spieler und Zuschauer unterbrach Schiedsrichter Gaunitz die Partie für 16 Minuten und schickte die Mannschaften in die Kabinen.
Dass diese Reaktionen beider Fanblöcke zu erwarten war, verwunderte eigentlich niemanden. Nicht umsonst waren mehrere Hundertschaften mit gut 1.000 Polizisten vor Ort. Aber verhindern konnten auch diese diesen Ausbruch auf den Tribünen nicht, dazu hätte es bereits vor Betreten des Stadions geeignete Maßnahmen seitens des Veranstalters BFC und des NOFV-Verbandes bedurft.
Nach einer Unterbrechung von 16 Minuten wurde das Spiel wieder angepfiffen
Aber zurück zum Fußball und dem Geschehen auf dem Rasen. Nach einer Unterbrechung von gut einer Viertelstunde pfiff Schiedsrichter Gaunitz das Spiel wieder an.
Festzuhalten bleibt für die ersten fünfundvierzig gespielten Minuten, dass Energie besser ins Spiel fand und die Partie bestimmte; der BFC wiederum wirkte verkrampft, zwar bemüht, aber angesichts der vermutlich letzten Chance auf einen eventuellen Aufstiegsplatz, hatte man das Gefühl, dass die Mannschaft mit dem Druck nicht umgehen konnte.
Der BFC Dynamo nutzte eine Großchance in der 25. Minute nicht
In der 25.Minute hatte der halbrechts durchgestoßene BFC-ler Breitfeld die erste Großchance und kam frei vor Energie-Keeper Bethke per Flachschuss zum Zuge, Bethke parierte jedoch gekonnt.
Quasi im Gegenzug scheiterte Energie-Stürmer Thiele freistehend und wurde in letzter Sekunde von Duncan abgegrätscht. Mit Beginn der zweiten Halbzeit hatten die Cottbuser ihren Rhythmus verloren und der BFC spielte stärker auf, hatte drei gute Torchancen durch Breitfeld und Meyer, die Energie-Schlussmann Bethke allesamt gut parierte.
Der BFC konnte seine Chancen nach der Pause nicht nutzen
Überhaupt schwang sich BFC-Spieler Breitfeld in dieser Phase des Spiels zum Regisseur auf, allerdings ohne weitere nennenswerte Chancen zu kreieren. Höhepunkt in dieser guten Phase des BFC war ein 20-Meter-Kracher von Siebeck, der allerdings knapp am Pfosten vorbeistrich.
Danach reagierte Energie-Coach Wollitz und wechselte in der 61. Minute quasi den Sieg ein. Mit Krauß und Shcherbakowski kam mehr Schwung und Effizienz ins Energie-Spiel. Allerdings bedurfte es eines argen Schnitzers von Meyer, der bis dahin ein passables Spiel für den BFC abgeliefert hatte, aber mit seinem Fehlpass auf Shcherbakovski die Cottbuser Führung einleitete. Der schnelle Krauß hatte wenig Mühe zum 1: 0 einzuschieben.
Nach dem 0:1 konnte der BFC das Ruder nicht mehr herumreißen
Der BFC versuchte mit mehreren Spielerwechseln das Ruder noch herumzureißen, aber vergeblich, es wurden keine nennenswerten Chancen mehr herausgearbeitet.
Den endgültigen Knock out verpasste der Cottbuser Heike dem BFC, der nach einem Steckpass Slamers aus halbrechter Position ins lange Eck traf, ein sehenswerter Treffer. Energie hätte durch Thiele noch auf 3:0 erhöhen können, aber BFC-Verteidiger Al-Azzare konnte dessen Schuss mit letzter Kraft von der Torlinie kratzen.
Durch das 2:0 hat Energie Cottbus alle Trümpfe in der Hand
Mit diesem Sieg hat Energie Cottbus den Ausgang der Meisterschaft nun selbst in der Hand und man gewann im Verlauf des Spiels den Eindruck, dass man diese Chance zum direkten Wiederaufstieg in den Profifußball auch nicht mehr aus der Hand geben wird.
Der BFC muss sich kritisch hinterfragen, warum es in dieser Spielzeit wieder nicht mit dem Aufstieg geklappt hat; womöglich war man sich zu sicher, angesichts der in der Vorsaison erst in der Relegation knapp gescheiterten Aufstiegsträume.
Die Aufstiegsträume des BFC zerplatzen erneut
Aber vorher sollte der Verein aus Hohenschönhausen seine Fanproblematik schleunigst aufarbeiten, denn was sich am vergangenen Samstag im Sportforum abgespielt hat, während und vor allem auch nach dem Spiel, hat mit Sport nichts mehr zu tun.
Das betrifft übrigens auch die Energie-Fans, die auch nach dem Spiel die gewalttätigen Auseinandersetzungen mit den BFC-Anhängern geradezu gesucht haben. Die Berliner Polizei sprach im Nachhinein von 155 verletzten Polizisten – in einem Spiel der Regionalliga Nordost.
Gravierend ist vor allem die Gleichgültigkeit der Verbände und der jeweiligen Fangruppieren den Zuschauern gegenüber, die des Fußballsports wegen ins Stadion gehen und dann diesen gesundheitsschädlichen Rauchemissionen und bedrohlichen Szenen ausgesetzt sind. So wurde das sportliche Resultat leider zur Nebensache.
Quellen: Kicker, FuPa, Fußball-Woche