In einer dreiteiligen Reihe beleuchten wir die wechselhafte Historie des Stadions an der Alten Försterei und schauen im zweiten Teil auf den Zeitraum zwischen 1968 und 1995. Beim Stadion-Ausbau Ende der 1960er Jahre halfen zahlreiche Freiwillige unter dem Motto “Berlin hilft Union”. In den 1980er Jahren wurden hohe Zäune hinter den Toren errichtet, die Stimmung in den Stadien der DDR-Oberliga wurde zunehmend angespannt. Nach dem Mauerfall stellte der DFB ganz neue Anforderungen, die für den 1. FC Union schwer zu erfüllen waren.
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Text: Björn Leffler
Hier gelangt Ihr zum ersten Teil der Artikelreihe: 1906 bis 1967
Die Zeit umfangreicher Veränderungen für die Spielstätte in der Wuhlheide war Ende der 1960er Jahre angebrochen: Im Jahr 1967 wurden die Weichen für eine umfassende Erweiterung des Stadions An der Alten Försterei gestellt. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen dann im Mai 1968, initiiert von einem engagierten Gartenbauingenieur, der das Projekt in seiner Freizeit vorantrieb.
Die Berlinerinnen und Berliner wurden im Rahmen des Nationalen Aufbauwerks dazu aufgerufen, sich unter dem Motto “Berlin hilft Union” an Arbeitseinsätzen zu beteiligen. Eine Vielzahl von Menschen folgte diesem Aufruf und leistete tausende Stunden ehrenamtlicher Arbeit, darunter Spieler, Trainer und Funktionäre.
Stadion-Ausbau 1968: Zahlreiche Freiwillige helfen unter dem Motto “Berlin hilft Union”
Ursprünglich für 12.000 Zuschauer geplant, sollte das Stadion nun Platz für 15.000 Menschen bieten. Die Westtribüne wurde erweitert, und auf der gegenüberliegenden Osttribüne entstanden 19 neue Stehplatzreihen. Eine einfache Sprecherbude aus Holz wurde durch einen stählernen Sprecherturm ersetzt, der auch Raum für Reporter bot.
Der Deutsche Fernsehfunk der DDR ließ zudem neue Kameratürme errichten. Ein Traktgebäude mit Kabinen, Büros und einem Speiseraum wurde direkt angrenzend an die Trainingsplätze hinzugefügt. Neben dem Ausbau der Sportplatzanlagen entstand zudem eine große Sporthalle auf dem Gelände einer Kleingartenanlage.
Bis zum Sommer 1970 wurden die Arbeiten am Stadion abgeschlossen
Bis zum Abschluss aller Arbeiten im Sommer 1970 trugen die Unioner ihre Heimspiele vorübergehend auf dem Sportplatz der BSG Kabelwerk Oberspree aus. Im Jahr 1976 führten Flaschenwürfe von Zuschauern zur Beendigung der einfachen Rohrgeländer-Abgrenzung. Eine zusätzliche Umzäunung wurde installiert, um die Sicherheit der Spieler zu gewährleisten.
Zwischenzeitliche Überlegungen, alle Heimspiele im weit entfernten Stadion der Weltjugend auszutragen, wurden jedoch nicht umgesetzt. In den frühen 1980er Jahren erlebte das Stadion erneut umfangreiche Erweiterungen. Die Tribünen hinter den Toren wurden an die Höhe der großen Stehplatztribüne angepasst. Die Rasenfläche wurde 1981 erneuert, und die Südkurve wurde baulich geschlossen. Eine temporäre Anzeigetafel wurde durch eine elektrisch betriebene Variante ersetzt.
1982: Errichtung hoher Zäune hinter beiden Toren
Sicherheitsbedenken führten 1982 zur Errichtung hoher Zäune hinter beiden Toren. Ein Vorfall, bei dem ein Torhüter durch einen geworfenen Stein verletzt wurde, führte zu einer Platzsperre und zusätzlichen Spielen an anderen Orten. Die 1980er Jahre waren in der DDR-Oberliga nicht selten geprägt von Ausschreitungen rivalisierender Fangruppen und einer zunehmend aggressiven Grundstimmung.
Diese Entwicklung machte auch vor der Alten Försterei nicht halt. Im Jahr 1987 erfuhr das Stadion dann allerdings eine ungewöhnliche und weniger konfrontative Nutzung, als es die Abschlussveranstaltung des Evangelischen Kirchentages beherbergte.
Nach dem Mauerfall: Der 1. FC Union musste neuen Anforderungen gerecht werden
Anfang der 1990er Jahre musste der Verein neuen Anforderungen gerecht werden, denn die deutsche Wiedervereinigung veränderte die Rahmenbedingungen signifikant. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) legte neue und strengere Standards für Bundesligastadien fest, und der Berliner Senat sprach sich für eine entsprechende Klassifizierung der Anlage aus. Die vorhandenen Einrichtungen wiesen allerdings große Mängel in Hygiene, Baustrukturen und Infrastruktur auf.
Es wurden also erneut Pläne geschmiedet, um das Stadion An der Alten Försterei zukunftsfähig zu machen. Eine neue, überdachte Sitzplatztribüne war in ihrer Konzeption nicht nur darauf ausgerichtet, 8.000 Zuschauern Platz zu bieten, sondern auch Umkleidemöglichkeiten und Funktionsräume für die Profi-Mannschaft zu integrieren.
Überdachung und Umwandlung der Stehplätze: Pläne für erneuten Umbau der Alten Försterei
Zudem sollte eine neue Vereinsgaststätte geschaffen werden. Die bisherigen Stehplätze sollten gemäß den Überlegungen schrittweise in 17.000 Sitzplätze umgewandelt werden. Im Gesamtkonzept waren eine moderne Flutlichtanlage, eine substantielle Verbesserung der Anfahrts- und Parkmöglichkeiten sowie die Einrichtung eines Sport- und Fitnesscenters für den Verein und die Öffentlichkeit vorgesehen.
Die Herausforderung lag allerdings in der Finanzierung des Vorhabens. Der Verein favorisierte das Konzept, dass das Land Berlin Eigentümer der Immobilie wird und die Finanzierung in Kooperation mit privaten Investitionen erfolgt. Als Alternative wurde auch über die Gründung einer gemeinnützigen Stiftung mit dem Zweck “Ausbau und Erhaltung des Sportkomplexes Alte Försterei” diskutiert. Bis aber tatsächlich bauliche Veränderungen am Stadion vorgenommen wurden, sollten noch einige Jahre vergehen.
Fortsetzung folgt – Teil 3: 1996 bis 2023
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Quellen: www.stadion-an-der-alten-foersterei.de, Wikipedia, 1. FC Union Berlin, Stadionwelt