Im Schatten des Schöneberger Gasometers ist der FC Internationale 1980 beheimatet. Der Verein ist mittlerweile bundesweit bekannt für sein vielfach ausgezeichnetes Engagement gegen Populismus und Volksverhetzung. Gegenseitiges Verständnis, Integration und multikulturelles Miteinander gehören zur unbedingten DNA des Vereins. In Zeiten, in denen Ressentiments gegen Andersdenkende und Fremde ein bedrohliches Comeback feiern, ist die Arbeit des FC Internationale nicht hoch genug einzuschätzen.
© Foto Titelbild: Wikimedia Commons / FC Internationale 1980
Text: Björn Leffler
Im Schatten des Schöneberger Gasometers, genauer gesagt auf dem Sportplatz an der Monumentenstraße, ist ein Berliner Verein beheimatet, der in besonderem Maße aus der Masse heraussticht: Es ist der FC Internationale 1980 e.V. Wie der Name schon sagt, wurde der Verein vor rund 43 Jahren in Berlin gegründet, und zwar aus einem sehr konkreten Grundbedürfnis heraus: Ziel der Vereinsgründer um Karl-Heinz Hamburger war es, auf die zunehmende Kommerzialisierung im Berliner Vereinsfußball zu reagieren und mit dem FC Internationale ein Gegengewicht dazu zu bilden.
Was vor über drei Jahrzehnten wie eine fixe Idee einiger weniger Idealisten klang, ist längst zu einem vielfach ausgezeichneten Gesellschaftsengagement auf der Ebene des Fußballsports avanciert. Mit ihrer Idee, dass auch leistungsorientierter Fußball ohne Spiel- und Punktprämien, also ohne eine Bezahlung von Spielern und Trainern, auskommen sollte, ist der Schöneberger Verein Anfang der 1980er Jahre ins Rennen gegangen.
FC Internationale 1980: Engagement gegen die Kommerzialisierung des Fußballs
Diesen Prinzipien ist der Verein bis heute treu geblieben, hält sich mit seiner ersten Männermannschaft aber dennoch solide in der Berliner Landesliga, was allein aus sportlicher Sicht bemerkenswert ist. 2014 gelang sogar der Aufstieg in die Berlin-Liga, aus der sich der Verein aber leider nach nur kurzer Zeit wieder verabschieden musste.
Wirklich bemerkenswert allerdings ist das, was der Verein in den vergangenen Jahrzehnten fernab sportlicher Erfolge umsetzen und realisieren konnte. Der FC Internationale läuft seit der Gründung des Vereins ohne Trikotsponsor auf, die Jerseys ziert traditionell der Slogan “NO RACISM”. Und genau dieser Slogan wird bei den Schönebergern von morgens bis abends (vor)gelebt.
“NO RACISM” in Schöneberg: Das große Engagement für kulturelle Verständigung
Der Verein hat über 1.300 Mitgliederinnen und Mitglieder mit Wurzeln in mehr als 70 Nationen und engagiert sich seit Jahrzehnten in unterschiedlichen sozialen und gesellschaftsrelevanten Projekten. Regelmäßig veranstaltet der Verein Friedensturniere, setzt sich unter anderem für Aussöhnung und Toleranz ein und legt seinen persönlichen Schwerpunkt auf die Themen Integration, Antirassismus und Antidiskriminierung.
In verschiedenen Kooperationen, etwa mit dem 1. FC Union Berlin, mehreren Berliner Schulen oder dem Flüchtlingsprojekt “Champions ohne Grenzen” leistet der Verein dabei ungemein wichtige Arbeit im Bereich der Kinder- und Jugendföderung und bei der Integration von Flüchtlingen und Menschen mit Migrationshintergrund.
Integrationsarbeit des FC Internationale: Mehrfach ausgezeichnetes Engagement im Berliner Sport
Das so vehement betriebene Engagement blieb auch der Berliner Politik nicht verborgen, so dass der FC Internationale seit vielen Jahren “Integrationsstützpunkt” der Sportjugend im Landessportbund Berlin ist. Denn insbesondere die Jugendarbeit ist natürlich der Kern des vielschichtigen Engagements. Die Organisatoren haben offenbar sehr früh die integrativen Möglichkeiten, die der Sport bieten kann, erkannt und proaktiv Kinder und Jugendliche unterschiedlichster Herkunft zusammengeführt.
Ein Konzept, dessen Relevanz vor allem in den Jahren seit 2015 wieder zugenommen hat. Aktuell spielen rund 35 Jugendteams des FC Internationale im Berliner Jungen- und Mädchenfußball, von den Bambinis bis zur A-Jugend. Mehr als die Hälfte der Vereinsmitglieder sind Kinder und Jugendliche, über 200 davon sind Mädchen und junge Frauen.
Mehrfach ausgezeichnete Arbeit gegen Populismus und Volksverhetzung
Dabei läuft dies selbstverständlich nicht immer ohne Reibungen ab, aber wenn Spieler oder Eltern gegen die Regeln des gegenseitigen Respekts verstoßen, die es beim FC Internationale natürlich gibt, reagiert der Verein restriktiv, wenn es notwendig ist.
Dass die Schöneberger hiermit offensichtlich genau den richtigen Nerv treffen, zeigt allein die Tatsache, dass sich der Verein trotz mangelhafter Unterstützung durch den Bezirk noch immer schadlos hält und bereits mehrfach mit dem “Großen Stern des Sports in Silber” ausgezeichnet wurde, vor allem für die vielfältige Arbeit mit Flüchtlingen und den Kampf gegen Rassismus.
Der Verein wünscht sich mehr Unterstützung durch den Bezirk Tempelhof-Schöneberg
Auch den Zukunftspreis des Berliner Sports konnte der Verein im Jahr 2021 gewinnen, es ist nur eine von zahlreichen Ehrungen, die der Verein in den vergangenen Jahren erhalten hat. In Zeiten, in denen Populismus, Volksverhetzung und Ressentiments gegen Andersdenkende und Fremde ein großes, bedrohliches Comeback feiern, sind diese Preise ein deutliches Zeichen dafür, dass es viel mehr Institutionen geben sollte, die den mitunter sicher nicht leichten, aber in jedem Fall sehr viel lohnenderen Weg der Integrationsbereitschaft gehen müssen.
Der FC Internationale ist ein wichtiges Beispiel dafür, dass dies gelingen kann. Der Bezirk Tempelhof-Schöneberg sollte stolz darauf sein, über eine so herausragende sportliche Institution zu verfügen. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen des FC Internationale von der leider notorisch dürftigen Unterstützung des Bezirks nicht unterkriegen lassen, so dass die Sportplätze am Priesterweg sowie am Südkreuz das bleiben, was er seit vielen Jahren ist: eine Chance für Integration, Völkerverständigung und gegenseitigem Respekt.
Quellen: DER PANENKA, FC Internationale 1980, Wikipedia, FuPa, Fußball-Woche, Der Tagesspiegel, RBB