Heutzutage fallen einem während der Interviews nach dem Spiel schonmal die Augen zu, so eintönig sind die immergleichen Phrasen. Was waren das noch für Zeiten, als Fluppen-Mario seine Tasche schmiss und Matthias “Redhead” Sammer auf hilflose Reporter losging. Ein Blick zurück in die unberechenbaren Zeiten, als noch nicht jeder Profi mediengeschult und in vier Social-Media-Netzwerken präsent war.
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Text: Björn Leffler
Es ist ja mittlerweile zur absoluten Seltenheit geworden, dass Fußballprofis, Trainer oder Funktionäre sich mal völlig vergessen und den mittlerweile so üblichen, mediengeschulten Branchensprech vergessen, um mal so richtig vom Leder ziehen. Dabei ist es so schade, so langweilig, so eintönig, so dröge.
Was waren das noch für Zeiten, als Oliver Kahn sich mit gartenschlauchdicker Halsader am Spielfeldrand befragen ließ, Mario Basler Kameramänner mit seiner Sporttasche traktierte oder Mathias Sammer zum Schrecken aller Field-Reporter avancierte.
Heutzutage fallen einem während des Interviews schonmal die Augen zu
Heute hingegen werden die sich immer häufiger wiederholenden Fußballphrasen derart häufig strapaziert, dass einem während der Interviews gern schonmal die Augen zufallen ob der übertriebenen Political Correctness. Davon war früher nur wenig zu spüren. So vergriff sich Trainer-Ikone Rudi Gutendorf beim Thema Frauenfußball einmal dezent im Ton: “Im Bett kann eine Frau so herrlich sein – auf dem Fußballplatz wird sie mir immer schrecklich vorkommen.”
Auch Rolf Rüssmann, ehemaliger Spieler und Manager, nutzte einen etwas schlüpfrigen Vergleich, um den Zustand des deutschen Fußballs zu beschreiben: “Der deutsche Fußball braucht dringend eine Blutauffrischung. Wir müssen weg von der Inzucht.” Was auch immer uns der gute Rolf damit sagen wollte.
Otto Rehhagel schätzte vor allem verheiratete Fußball-Profis
Ein anderer Großer seiner Zunft, Trainer-Legende Otto Rehhagel, fand ebenfalls Gefallen daran, die (Spieler-)Frau metaphorisch zu verwenden: “Ich schätze es, wenn Fußballer verheiratet sind. Denn die eigene Frau ist das beste Trainingslager.” Dann aber ohne Otto an der Seitenlinie, hoffentlich.
Wo so viel frauenverachtende Wortspiele zusammenkommen, darf natürlich auch Springers Hauszeitung nicht fehlen. So dichtete die BILD einst gekonnt: “Beim Spielchen A gegen B schoss Rudi zwei Tore, trickste, zauberte wie in alten Tagen. Privat auch: Im Januar erwartet Ehefrau Angela ihr zweites Kind.”
Dettmar Cramer: “Ein widerliches Fressen für Voyeure.”
Perfekte Antwort darauf von Dettmar Cramer: „Ein widerliches Fressen für Voyeure.“ Recht hatte er, natürlich. Es musste aber nicht immer gleich derart vulgär zugehen. So beklagte sich Horst Vetten inbrünstig darüber, dass den jungen Spielern der Spaß am Liebesspiel verdorben wurde: “Es ist irgendwo pervers, einen jungen Mann von voller Pracht und vollem Saft auf Höchstleistung sämtlicher Körperfunktionen zu dressieren und allein die Libido auszusparen.”
Bei so viel Liebesrhetorik können wir den ersten Teil unserer ungeschulten Medienzitate aus der Vorzeit des modernen Fußballs nur mit einem herrlichen Satz aus dem „Main-Echo“ beschließen: “Das Frankfurter Waldstadion verwandelte sich in ein Freudenhaus. Männer liebkosten einander und warfen sich strampelnd zu Boden.” Nun gut, Frankfurt war immer schon etwas anders als andere Städte.
In diesem Sinne, bleibt sauber und genießt das letzte Bundesliga-Wochenende vor der Winterpause, auch ohne solch herrliche Fußballzitate. Die gibt es dann bald im zweiten Teil der Serie.
Quellen: DER PANENKA, Depositphotos.com, Kicker
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