Mobile Tribünen bis ans Spielfeld: Temporäre Lösung für das Olympiastadion?

Bis Hertha BSC im eigenen, reinen Fußballstadion spielen wird, werden noch einige Jahre vergehen. Um den Besuchern des Olympiastadions zukünftig mehr Nähe zum Spielfeld zu bieten, könnte das Stadion mit einer mobilen Tribünenkonstruktion ausgestattet werden, die kürzlich erfolgreich bei der Handball-Europameisterschaft in Düsseldorf zum Einsatz kam. Ist eine solche temporäre Lösung auch eine Option für das weitläufige Olympiastadion?

© Foto Titelbild: ZDF Sportstudio
© Foto Olympiastadion: depositphotos.com
© Visualisierung Olympiastadion: DER PANENKA, 3D Agentur Berlin

Text: Björn Leffler

 

Ein eigenes, reines Fußballstadion ist – bei aller architektonischen Schönheit des Berliner Olympiastadions – der Traum vieler Hertha-Anhänger. Ob die gemeinsam mit dem Berliner Senat erarbeitete Lösung auf dem nahe des Maifelds gelegenen „Lindeneck“-Grundstück tatsächlich Realität werden kann, könnte bereits in den nächsten Wochen klarer werden.

Die von Innensenatorin Iris Spranger eingesetzte Arbeitsgruppe hat angekündigt, Ende Januar 2024 erste Ergebnisse der Standortanalyse vorlegen zu wollen. Ob Bundesligist Hertha BSC dann auch einen finanzkräftigen Investor an seiner Seite hat, um das Stadionprojekt umzusetzen, ist derzeit nicht bekannt.

Bis es tatsächlich mit dem Bau eines neuen Stadions losgehen kann, werden aller Voraussicht nach noch einige Jahre ins Land gehen, selbst wenn das Land Berlin grünes Licht gibt und das Projekt, welches unabhängig von Steuergeldern finanziert werden soll, auf einer soliden finanziellen Basis durch externe Partner stehen sollte.

Der Umbau des Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena wurde schnell verworfen

Eine gänzlich andere Lösung stand zu Beginn der Verhandlungen zwischen dem Berliner Senat und Hertha BSC für einige Wochen im Raum, wurde dann jedoch verworfen: der dauerhafte Umbau des Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena.

Letztlich soll sich die Führung von Hertha BSC selbst gegen eine solche Lösung entschieden haben. Zudem hatte das Berliner Landesdenkmalamt große Vorbehalten gegen eine solche Lösung, die eine dauerhafte Überbauung der Laufbahn und ein Heranrücken der Tribünen bis an das Spielfeld zur Folge gehabt hätte.

Wie so etwas baulich aussehen könnte, hatte bereits 2017 das Büro 3D Agentur Berlin gemeinsam mit dem Fußballmagazin DER PANENKA visualisiert. Letztlich ist die Lösung nur ein Entwurf geblieben, der nie ernsthaft weiterverfolgt wurde.

Übergangslösung: Temporäre Tribünen für das Berliner Olympiastadion?

Doch bis Hertha BSC in seinem eigenen, reinen Fußballstadion spielen kann, könnte im Olympiastadion immerhin eine temporäre Lösung dazu führen, die Zuschauer näher an das Spielfeld heranzuholen. Denn die weitläufige Laufbahn ist noch immer ein Störfaktor für viele Besucher des Stadions, die sich seit Jahren mehr Nähe zum Spielfeld wünschen.

Wie so etwas baulich umgesetzt werden kann, war in der vergangenen Woche beim Auftaktspiel der Handball-Europameisterschaft in der Düsseldorfer Merkur-Spiel-Arena zu sehen. Dort wurde ein Fußballstadion für ein Spiel in eine Handball-Arena mit mehr als 50.000 Plätzen verwandelt.

Vorbild Düsseldorf? Umbau des Fußball-Stadions in eine Handball-Arena

Erreicht wurde diese Transformation durch den Einbau von mobilen Tribünen, die die Zuschauer ganz nah an das Handballfeld herangebracht haben. Die Stimmung während des Auftaktspiels gegen die Schweiz war erstaunlich gut, das Konzept der Veranstalter ging voll auf.

Rein baulich wäre eine solche Lösung womöglich auch ein Konzept, welches Hertha BSC gemeinsam mit der Olympiastadion Berlin GmbH ins Auge nehmen könnte, um die Zuschauer dichter an das Spielfeld heranzurücken. Vor allem die großen Freiflächen hinter den Toren böten sich für eine solche Lösung durchaus an.

Mobile Hintertortribünen für mehr Nähe zum Spielfeld? Hertha und Union könnten profitieren

Der Vorteil der Lösung wäre, dass das Stadion in seiner grundsätzlichen Bauweise nicht verändert werden müsste, wodurch es wohl auch keine Konflikte mit dem Denkmalschutz gäbe. Für Sommer-Events wie Konzerte oder das jährlich stattfindende Leichtathletik-Fest „ISTAF“ könnten die Tribünen wieder abgebaut werden.

So könnte Hertha BSC das Olympiastadion, in dem es noch einige Spielzeiten verbringen wird, für die Besucher deutlich attraktiver machen. Auch für den 1. FC Union, der in der kommenden Saison das Olympiastadion als Interims-Heimspielstätte nutzen wird, während das Stadion an der Alten Försterei umgebaut wird, wäre eine solche Lösung attraktiv.

Vorbild London? West Ham United spielt im umgebauten Olympiastadion

Denn in der Anhängerschaft der Köpenicker herrscht derzeit wenig Begeisterung darüber, für mindestens ein Jahr für jedes Heimspiel den weiten Weg ans andere Ende der Stadt aufnehmen zu müssen. Eine temporäre Überbauung der ungeliebten Laufbahn könnte daher auch bei den Fans des 1. FC Union für etwas mehr Wohlwollen sorgen.

Ein bauliches Vorbild im Profifußball gibt es übrigens bereits: Der Premier-League-Club West Ham United spielt im umgebauten Olympiastadion London, welches für die Olympischen Spiele 2012 errichtet worden war. So sind auch Tribünen entstanden, die sich innerhalb kurzer Zeit wieder abbauen ließen.

 

Auch solche eine Lösung wurde zwischen Hertha BSC und dem Berliner Senat diskutiert, aber letztlich verworfen: ein dauerhafter Umbau des Olympiastadions in eine reine Fußball-Arena. / © Visualisierung: DER PANENKA, 3D Agentur Berlin

 

Das weitläufige Olympiastadion im Berliner Westend: Könnten mobile Tribünen die Zuschauer näher an das Spielfeld heranrücken? / © Foto: depositphotos.com

 

Quellen: ZDF Sportstudio, ENTWICKLUNGSSTADT BERLIN, Olympiastadion Berlin GmbH, Hertha BSC

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