Podcast-Reihe: Die Akte Kasia Lenhardt

Im Podcast “Die Akte Kasia Lenhardt” beschäftigt sich das Magazin “Der Spiegel” mit dem Tod der Ex-Freundin des Fußballers Jérôme Boateng. Zwei Journalistinnen versuchen, die Beziehung des Fußballers zu seiner Freundin nachzuzeichnen und ein objektives Bild dessen zu zeichnen, was zwischen beiden Protagonisten vorgefallen ist – kein leichtes Unterfangen. 


© Foto Titelbild: Depositphotos.com / Montage: GOOLAZO BERLIN

Text: Björn Leffler

 

Im Winter des Jahres 2019 erhielt die Staatsanwaltschaft München einen Hinweis, der auf ein mögliches Delikt der Körperverletzung hinwies. Der Name des mutmaßlichen Täters, der in den Fokus dieser Untersuchung geriet, lautete Jérôme Boateng.

Seitdem leitete die Staatsanwaltschaft intensive Ermittlungen gegen Boateng ein, die bis zum gegenwärtigen Zeitpunkt fortbestehen. Die zugrunde liegenden Ereignisse sollen sich während des Oktoberfests 2019 zugetragen haben, und sie beleuchten das, was möglicherweise zwischen Jérôme Boateng und dem vermeintlichen Opfer, Katarzyna Lenhardt, besser bekannt als Kasia, in München vorgefallen sein könnte.

Der Spiegel beschäftigt sich mit dem Konflikt zwischen Jérôme Boateng und Kasia Lenhardt

In der ersten Folge des mehrteiligen Podcasts versucht die Redaktion, die Geschehnisse während des fraglichen Oktoberfestes nachzuzeichnen. Dabei strebt das Redaktionsteam nach eigener Aussage danach, eine umfassende Rekonstruktion zu präsentieren, die die verschiedenen Perspektiven und möglichen Ereignisabläufe berücksichtigt.

Der Podcast trägt den Untertitel “NDA: Geschichten, die nicht erzählt werden sollen”, in dem die beiden Journalistinnen Nora Gantenbrink und Maike Backhaus genau diese Art von Geschichten zum Leben erwecken. Über sechs Folgen hinweg tauchen sie tief in den Fall ein, analysieren Zeugenaussagen, bislang unveröffentlichte Sprachnachrichten und klinische Akten, um ihn so gut wie möglich zu rekonstruieren.

Die Stimme der Verstorbenen ist im Podcast wiederholt zu hören

Da die Angehörigen den Journalistinnen Lenhardts letztes Handy zur Verfügung gestellt haben, erklingt die Stimme der Verstorbenen immer wieder. Kasias Mutter hat ebenfalls mit dem Spiegel gesprochen, wie Der Tagesspiegel berichtet. Laut ihrer Tochter soll Boateng sie wiederholt misshandelt haben.

Der Podcast bleibt letztlich im Konjunktiv. Die Journalistinnen können nicht zweifelsfrei belegen, dass es häusliche Gewalt gegeben hat. Sie gehen offen mit dieser Herausforderung um und beschreiben, wie schwierig es ist, über vermutete Gewalt zu berichten – insbesondere, wenn eine Seite sich weigert, Stellung zu beziehen.

Jérôme Boateng war zu einer Stellungnahme nicht zu bewegen

Die Redaktion betont, dass Jérôme Boateng für eine Stellungnahme bislang nicht zu erreichen war, trotz mehrfacher Kontaktversuche seitens des Spiegels. Seit dem Jahr 2021 jedoch hat Boateng sämtliche Anfragen zu Gesprächen abgelehnt.

In einer Erklärung seiner Anwältin wird betont, dass viele der behaupteten Vorfälle aus ihrer Sicht eine gänzlich andere Darstellung erfahren hätten. Ihr Mandant betont vehement, dass er zu keiner Zeit physische Gewalt gegenüber Kasia Lenhardt ausgeübt habe.

Der Podcast kritisiert auch die Rolle der Medien

Im Podcast wird auch die Rolle der Medien, insbesondere der BILD-Zeitung, thematisiert, die ein Interview mit Boateng veröffentlichte, in dem er seiner Ex-Partnerin Alkoholprobleme vorwarf. “Man kann auf jeden Fall sagen, dass dieses Interview eine extreme Welle aus Hass, Aggression und Gewalt gegen Kasia Lenhardt auf Social Media ausgelöst hat“, sagte Maike Backhaus in der TV-Sendung “deep und deutlich”.

Darüber hinaus werden einige neue Erkenntnisse im Podcast offenbart, darunter die Tatsache, dass Lenhardt wohl kurz vor ihrem Tod zwei Anrufe von Boatengs Assistenten erhielt. Jérômes Bruder Kevin-Prince hatte sich unlängst öffentlich von seinem Bruder distanziert. In einem Interview mit der BILD sagte er: “Ich verachte Gewalt gegen Frauen. Ich identifiziere mich nicht mit den Taten meines Bruders.

Fans des FC Bayern protestierten gegen eine Verpflichtung von Jérôme Boateng

Im Sommer 2024 wird sich Boateng erneut vor dem Münchener Landgericht wegen des Vorwurfs der Körperverletzung seiner Ex-Partnerin verantworten müssen. In der Fußballwelt gab es im vergangenen Herbst Proteste von Fans, als Boateng plötzlich beim Probetraining des FC Bayern auftauchte. Dennoch zeigten seine letzten Vereine, der FC Bayern München, Olympique Lyon und US Salernitana, weitgehende Solidarität mit ihm.

Was tatsächlich in der Beziehung zwischen Lenhardt und Boateng geschehen ist, kann das Podcast-Format letztlich nicht vollends klären. Die umfangreiche und nicht immer konfliktfreie Recherchearbeit der beiden Journalistinnen ist jedoch herauszuheben.

Den Podcast könnt Ihr hier auf RTL+ hören

 

Quellen: Der Tagesspiegel, deep und deutlich, BILD, Der Spiegel, RTL+

Anmerkung: Die GOOLAZO BERLIN Redaktion betont, dass sie keine Vorverurteilung oder Diffamierung der im Podcast genannten Personen beabsichtigt. Wir berichten unabhängig und objektiv über die Veröffentlichung des Podcasts des Magazins “Der Spiegel”.

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