Union Berlin gegen BFC Dynamo: Eine lange gepflegte Feindschaft – Teil 1

Die Rivalität zwischen den Fans von Union Berlin und dem BFC Dynamo hat eine besondere Historie. Sie hat nur bedingt sportliche Gründe, sondern geht vielmehr auf die Bedeutung der beiden Clubs im DDR-Fußball zurück. Wir blicken in 3 Teilen auf die lange Feindschaft zwischen den Berliner Vereinen.

Text: Alexander Kords
© Fotos: IMAGO / Matthias Koch

Hier gelangt Ihr zum zweiten Teil der Reihe

 

Im Ursprung liegen zwischen dem BFC und Union nur wenige Tage. Am 15. Januar 1966 wurde der BFC Dynamo aus dem Sportclub Dynamo Berlin herausgelöst und somit als eigenständiger Fußballclub gegründet. Nur fünf Tage später, am 20. Januar 1966, entstand der 1. FC Union Berlin, nachdem der TSC Berlin seine Fußballabteilung ausgliederte und daraus ein eigenständiger Verein entstand.

Doch mit der Gründung beider Clubs im gleichen Monat haben sich die Gemeinsamkeiten bereits nahezu ausgeschöpft. Zudem sind die Organisationen, aus denen sie hervorgingen, schon ein erster Fingerzeig, warum die Fans ein ums andere Mal aneinandergerieten und bis heute verfeindet sind.

BFC Dynamo, der Verein der Staatssicherheit

Der SC Dynamo Berlin, aus dem der BFC Dynamo 1966 hervorging, gehörte zur Sportvereinigung Dynamo, die von den inneren Sicherheitsorganen der DDR betrieben und kontrolliert wurde. Sie war daher mit der Volkspolizei, der Zollverwaltung und dem Ministerium für Staatssicherheit verbunden – also der Stasi.

Dank ihres Status hatte die Sportvereinigung Dynamo einen bevorzugten Zugriff auf Sporttalente in der gesamten DDR. Nachdem der BFC Dynamo aus der Vereinigung ausgegliedert wurde, genoss auch er erhebliche Vorteile bei der Rekrutierung von fähigen Spielern.

Nicht unwesentlich war dafür die Unterstützung, die der Club durch Erich Mielke erfuhr. Mielke war nicht nur von 1950 bis 1989 der Vorsitzende der Sportvereinigung Dynamo, sondern auch ab 1957 der Minister für Staatssicherheit. Somit hatte sich der BFC Dynamo seinen Ruf als “Stasi-Club” redlich verdient.

Union Berlin als ziviles Gegenstück

Auch die Gründung von Union Berlin ging auf das Geheiß eines staatlichen Organs zurück, nämlich der Regierungspartei SED. Ihre Ost-Berliner Bezirksleitung fusionierte im Februar 1963 die Vereine SC Rotation Berlin, TSC Oberschöneweide und SC Einheit Berlin zum TSC Berlin. Damit wollte sie ein ziviles Gegenstück zu den staatlichen Sportvereinigung schaffen, also zur Sportvereinigung Dynamo und zur Armeesportvereinigung Vorwärts.

Als 1965 der DDR-Fußball neu geordnet wurde, sollte eigentlich jeder DDR-Bezirk nur einen einzigen Fußballclub haben. Für Ost-Berlin wurde jedoch eine Ausnahme gemacht. Denn neben dem BFC Dynamo, der selbstverständlich berücksichtigt wurde, und dem FC Vorwärts Berlin, der der Armeesportvereinigung Vorwärts angehörte, wurde auch der TSC Berlin als Fußballclub ausgewählt – obwohl der Club in der Saison 1965/1966 nur in der zweitklassigen DDR-Liga spielte. Anfang 1966 entstand aus dem TSC Berlin der 1. FC Union Berlin.

Union Berlin kurzzeitig erfolgreicher

Die Saison 1966/1967 – die erste, die der BFC Dynamo und Union Berlin gemeinsam in der DDR-Oberliga verbrachten – endete mit einer faustdicken Überraschung. Nicht der staatlich geförderte Verein hatte die Nase vorn, sondern der Arbeiterclub. Während Union auf einem beachtlichen sechsten Platz landete, musste der BFC als Vorletzter sogar in die DDR-Liga absteigen.

Doch die Verhältnisse sollten sich bald umkehren: Der BFC stieg schon im Sommer 1968 wieder in die Oberliga auf und blieb bis zur Wende erstklassig. Union, das im Sommer 1968 mit dem Pokalsieg den einzigen Titel zu DDR-Zeiten feiern konnte, stieg dagegen ein Jahr später ab und wurde in der Folge zur Fahrstuhlmannschaft.

Hier gelangt Ihr zum zweiten Teil der Reihe

 

August 2005: Union Fans verdeutlichen ihre Abneigung gegen ihren Erzrivalen BFC Dynamo mit einem Transparent, worauf ein Hund auf dem Logo des ehemaligem Lieblingsvereins von Stasichef Erich Mielke die Notdurft verrichtet. / © Foto: IMAGO / Matthias Koch

 

Im zweiten Teil wird es um die gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen den Fanlagern von Union und BFC gehen und darum, welche Rolle die Heimstätten beider Clubs für den Dauerzwist spielten.

 

Quellen: Wikipedia, MDR, RBB, Berliner Zeitung, ZEIT

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