Union im Abstiegskampf: Ein Team auf der Suche nach sich selbst

Der 1. FC Union versucht aktuell krampfhaft, in den Kampfmodus zu schalten, um den derzeit angesagten Abstiegskampf anzunehmen. Trainer Bjelica verunsicherte das Team zuletzt mit taktischen Experimenten, mit denen die Mannschaft offensichtlich überfordert war. Während der Relegationsplatz nur noch zwei Punkte entfernt ist, steht am Sonntag in Mönchengladbach ein enorm wichtiges Spiel an.

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Text: Wolfgang Leffler

 

Nach der am vergangenen Wochenende im Heimspiel gegen die Münchner Bayern erlittenen derben 1:5 Klatsche, der dritten Niederlage nacheinander übrigens, sind die Unioner jetzt nur noch zwei magere Punkte vom Relegationsplatz 16 entfernt. Eine Konstellation, die man in Köpenick unbedingt vermeiden wollte, im Moment allerdings nackte Realität geworden ist.

Das im Vergleich zur Konkurrenz im Tabellenkeller vorherige bessere Torverhältnis ist mit der hohen Heimniederlage auch dahin. In der Endabrechnung könnte dies noch einmal zum Zünglein an der Waage werden.

Union hat das Thema Abstieg vernachlässigt

Man gewinnt den Eindruck, dass Union zu lange den Gedanken ‚Abstiegskampf‘ ausgeblendet hat angesichts des vor drei Wochen noch komfortablen Vorsprungs von neun Punkten auf die Abstiegsränge, nicht unbegründet, aber durchaus fahrlässig.

Aber jetzt stellt sich die Situation anders dar und die Köpenicker erscheinen in ihrer Anfälligkeit in Drucksituationen prädestiniert dafür zu sein, noch tiefer in den Abstiegsstrudel hineingezogen zu werden. Dabei war die Tendenz nach dem Trainerwechsel von Fischer zu Bjelica sowie dem Ausscheiden nach der Gruppenphase der Champions League und der damit einhergehenden wegfallenden Doppelbelastung durchaus positiv.

Spielerabgänge haben das Team geschwächt

Bei genauerem Hinsehen darf man allerdings die Personalsituation nicht unterschätzen, wo vor allem im Sturm durch den Weggang von international erfahrenen Spielern Kaltschnäuzigkeit und Wettkampfhärte abhandengekommen sind. Die jungen und noch unerfahrenen Stürmer können dieses Vakuum derweil noch nicht kompensieren, was die geringe Torausbeute und das Auslassen von Großchancen in den letzten Spielen unterstreichen.

Und gerade diese Cleverness und Abgebrühtheit vor dem Tor sind bei den noch anstehenden vier Spielen bis zum Saisonende gefragt, denn drei davon sind wahre Abstiegsendspiele. Gegen Mönchengladbach und Köln muss das Team auswärts antreten, gegen die kampfstarken Bochumer zu Hause an der Alten Försterei.

Am 34. Spieltag gastiert der SC Freiburg an der Alten Försterei

Diese Spiele muss man erst einmal erfolgreich gestalten und der SC Freiburg wird am 34. Spieltag in Köpenick auch nichts herschenken, denn die Breisgauer haben noch berechtigte Chancen auf einen der internationalen Wettbewerbe. Zumal Trainer Christian Streich das letzte Spiel seiner Bundesligakarriere coachen wird und alles daransetzen wird, sich mit einem Dreier von seinem Herzensclub zu verabschieden.

Betrachtet man die Entwicklung von Mitkonkurrent Mainz 05, die man vor Wochen im Kampf um den Klassenerhalt bereits abgeschrieben hatte, so liest sich die Tendenz der Unioner durchaus negativ.

Union im Abstiegskampf: Psychologisches Feingefühl ist gefragt

Positiv bleibt aber festzuhalten, dass die Anhänger in Köpenick trotz der derzeit schwierigen Lage weiter voll hinter der Mannschaft stehen und ihr jede auch nur denkbare Unterstützung zukommen lassen. Auch aus dem Inneren der Mannschaft vernimmt man positive Signale und erwartet speziell von den Führungsspielern, das Heft des Handelns zu ergreifen und den jungen Spielern den Rücken zu stärken.

Insgesamt müssen sich die Köpenicker ihrer psychologischen Stärke wieder bewusst werden, die sie früher so häufig ausgezeichnet hat. Trainer Bjelica muss sich hinsichtlich seiner taktischen Umstellungen, speziell auch im letzten Spiel, allerdings hinterfragen lassen. Derlei Experimente im Abstiegskampf, mit denen das Team offensichtlich überfordert war, tragen nur zu noch mehr zur Verunsicherung einer schon verunsicherten Mannschaft bei.

Union gastiert am kommenden Sonntag um 15:30 Uhr im Borussia-Park in Mönchengladbach – und sollte dort dringend punkten. Am gleichen Tag duellieren sich die Mainzer und Kölner. Der VfL Bochum spielt bereits am Freitag zu Hause gegen Hoffenheim. Starke Nerven sind gefragt.

 

Quellen: Kicker, Berliner Zeitung, Fußball-Woche

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