Man darf sehr gespannt sein, wohin die Reise dieses U19-Jahrgangs von Hertha BSC zukünftig gehen wird. Das verlorene Halbfinale gegen Borussia Dortmund hat gezeigt, welch großes Potenzial in den jungen Spielern steckt. Die Rahmenbedingungen im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark waren dem Niveau der Partie allerdings nicht würdig.
© Fotos: GOOLAZO BERLIN
Text: Wolfgang Leffler
Im mit 4.950 Zuschauern erstaunlicherweise gut besuchten Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark standen sich am Pfingstmontag die beiden Teams gegenüber, die sich am vergangenen Donnerstag beim Hinspiel in Dortmund 2:2 getrennt hatten – die U19-Teams von Hertha BSC und Borussia Dortmund.
Das Wetter und die Stimmung im Stadion waren perfekt und man musste sich die Frage stellen, welche zusätzliche Motivation für die Herthaner entstanden wäre, hätte man das Spiel im eigenen Amateurstadion austragen dürfen? Dort wird momentan in Vorbereitung auf die Fußball-EM ein neuer Rasen verlegt, so dass man in den Jahnsportpark ausweichen musste.
Der Jahnsportpark war am Vortag von 9.000 Cottbus-Fans während ihrer Aufstiegsfeierlichkeiten arg ramponiert worden. So gingen Teile des Rasens verloren (unter anderem ein Elfmeterpunkt), auch die Tore wurden beschädigt, so dass beide Teams auf einem mangelhaften Rasen und mit provisorisch befestigten Ersatztoren spielen mussten. Das abrissreife Stadion an der Cantianstraße war der Bedeutung des Spiels für beide U19-Teams jedenfalls nicht angemessen.
Hertha musste in den Jahnsportpark ausweichen – und hatte mit dem Rasen zu kämpfen
Das große Berliner Zuschauerinteresse ließ darauf schließen, dass speziell die Hertha-Anhänger darauf hofften, dass die U19-Junioren den Einzug ins Finale gegen die TSG Hoffenheim schaffen, die sich bereits vorher im zweiten Spiel gegen Mönchengladbach mit 4:0 durchgesetzt hatte. Die Hoffnung war nicht unbegründet angesichts der auswärts in Dortmund gezeigten Leistung.
Das Spiel war insgesamt gesehen hart und wurde teilweise verbissen geführt, beide Mannschaften praktizierten ein aggressives Anlaufen auf den jeweils Ballführenden. Die erste Chance erspielten sich die Dortmunder, aber Lubach verzog mit links über das Tor. Die erste Ecke hatte Hertha in der achten Spielminute durch Maza, aber ohne zählbaren Erfolg.
U19 Halbfinale: Beide Mannschaften praktizierten aggressives Anlaufen
In der Anfangsphase des Spiels startete Hertha immer wieder über die linke Seite gefährliche Angriffe, aber auch Dortmund setzte mit gefährlichen Kontern die Abwehr der Berliner unter Druck, Klemens konnte mehrfach gut klären.
Nach einem Foul an Maza in der 13. Minute, den die Dortmunder während des ganzen Spiels heftig attackierten, aber selten so richtig unter Kontrolle bekamen, zeigte der aufmerksame Schiedsrichter Jäschke die erste gelbe Karte gegen den BVB.
Die Hertha-Junioren machten danach weiter Druck, dominierten das Spiel und hatten bereits in der 15. Minute die dritte Ecke, aber Mazas Kopfball strich knapp über die Latte. In dieser Phase fanden die Dortmunder keinen Zugriff auf Herthas Spiel und haderten mit sich, lauthals zu vernehmen auf der Dortmunder Trainerbank.
Hertha ließ die Großchancen der frühen Spielphase allesamt ungenutzt
Die nächste Großchance für Hertha folgte dann in der 19.Minute, nach guter Vorbereitung von Maza, aber Rölke verzog. Nach knapp einer halben Stunde fanden die Borussen besser ins Spiel und hatten durch U17-Weltmeister Brunner zwei gute Gelegenheiten, die Herthas Keeper Goller allerdings vereiteln konnte.
Nach einem Hertha-Konter foulte Dortmunds Brunner den Herthaner Maza und sah dafür ebenfalls die gelbe Karte. Danach nahm die Härte im Spiel zu, die speziell vom Dortmunder Team ausging. Sie erzielen damit bei Herthas Junioren Wirkung und hatten zwei gut Chancen durch Brunner, der im Dortmunder Team der gefährlichste Angreifer war.
Rölke traf nach 35 Minuten zum 1:0 für Hertha – Dortmund glich umgehend aus
Bei einem Dortmunder Angriffsversuch In der 35. Minute patzte Posados in der eigenen Hälfte und spielte Herhas Rölke den Ball vor die Füße, der die Chance eiskalt zum verdienten 1:0 nutzte. Aber die Dortmunder nutzten sofort die unkonzentrierte emotionale Stimmung der Herthaner und erzielen im Gegenzug durch Wätjen das 1:1. Ärgerlich für die Hertha-Junioren, die bis dahin das spielerisch bessere Team waren.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit wechselte Dortmund zum ersten Mal und brachte Korzynietz für Rashidi. Der Wechsel schien Wirkung zu zeigen, denn die Herthaner liefen bei ihren eigenen Angriffsbemühungen zweimal in Dortmunds Konter, so dass zuerst Wätjen per Nachschuss in der 47.Minute die Dortmunder Führung erzielte; vorher hatte Brunner den Pfosten getroffen. Zwei Minuten später machte Campbell das 3:1, wiederum nach einem Dortmunder Konter.
Hertha fing sich nach dem Seitenwechsel zwei schnelle Gegentore – und bewies große Moral
Das war etwas zu viel Naivität in Herthas Abwehr. Das Spiel schien entschieden, aber die Herthaner steckten nicht auf und zeigten Moral und Kampfeswillen. In der 51. Minute wurde Maza im Dortmunder Strafraum gefoult, aber der Pfiff von Schiedsrichter Jäschke blieb aus. Herthas Junioren ließen sich davon nicht beeindrucken und intensivierten ihre Angriffsbemühungen.
In der 55.Minute hatte Herthas Nummer 27, Ndi, die nächste große Gelegenheit, verzog aber bei seinem Schussversuch. Und so ging es weiter mit Herthas Chancen zum Anschlusstreffer, aber Maza verpasste in der der 57.Minute erneut den Anschlusstreffer. Hertha war jetzt permanent im Angriff und setzte Dortmunds Abwehr gehörig unter Druck.
Maza legt auf, Rölke trifft: Herthas Ausgleich zum 3:3 in der 68. Minute
Mit Erfolg, denn in der 59. Minute verkürzte der bereits erwähnte Ndi, nach schöner Vorarbeit von Michelbrink über rechts, das 2:3. In der 65.Minute erhielt Hertha nach einem Foul an Rölke einen Freistoß zugesprochen, den Maza aber über das Tor setzte.
Dortmund wechselte ein zweites Mal und brachte U17-Weltmeister Herrmann für Onofrietti. Davon unbeeindruckt forcierte Hertha die Angriffsbemühungen und schaffte in der 68. Minute durch Rölke den Ausgleich zum 3:3, den Maza nach einem tollen Lauf durchs Mittelfeld glänzend vorbereitet hatte. Der Jubel bei Hertha war groß und Dortmunds Trainer Mike Tullberg geriet danach so in Rage, dass Schiedsrichter Jäschke ihm die gelbe Karte zeigen musste.
Nach dem Ausgleichstreffer entwickelte sich das Spiel zu einem wilden Schlagabtausch
Danach entwickelte sich das Spiel zu einem wilden Schlagabtausch, mit zunehmender Unsportlichkeit auf Dortmunder Seite, so dass Dortmunds Lubach in der 83. Minute mit Rot vom Feld musste. Der BVB wechselte weiter durch und Hertha erspielt sich mehrere gute Chancen, hatte Eckball um Eckball und stand kurz davor, mit der erneuten Führung das Spiel doch noch vor dem drohenden Elfmeterschießen zu ihren Gunsten zu entscheiden.
Und so hatte Hertha in der 91. Minute durch den kurz zuvor eingewechselten Bellomo, der leider im Fünfmeterraum wegrutschte und in der 95. Minute durch Maza, der knapp am langen Eck vorbeischoss, zwei große Möglichkeiten zum Sieg. Vergeblich, denn letztendlich fehlte zum Schluss die letzte Konsequenz beim Torabschluss, so dass der Schiedsrichter beide Teams zum Elfmeterschießen bat.
Nur ein Fehlschuss: Hertha unterlag im Elfmeterschießen mit 4:5 gegen clevere Borussen
Dortmunds Torhüter Lisewski konnte Herthas ersten Elfmeter durch Ndi parieren, womit die Entscheidung zugunsten der Dortmunder bereits gefallen war, denn alle weiteren Schützen zeigten Nervenstärke und verwandelten ihre Elfer gekonnt. Die Enttäuschung bei Herthas Spielern war groß, und so sanken sie nach dem letzten verwandelten Elfmeter durch Dortmunds Campbell an der Mittellinie auf dem Rasen zusammen.
Verständlich, denn in der Summe beider Spiele waren sie mit ihrem Ballbesitzfußball und der spielerischen Dominanz das bessere Team und hätten bei effektiverem Torabschluss und etwas mehr Konzentration in der Abwehr durchaus die Teilnahme am Finale verdient gehabt.
Hertha war spielerisch das bessere Team, doch am Ende fehlte die Durchsetzungskraft
Die Dortmunder Mannschaft muss sich hinterfragen, ob die die von ihnen gezeigten Leistungen in beiden Halbfinalspiele ihren Ansprüchen entsprechen. Man wird sich hinsichtlich der Finalspiele gegen die TSG Hoffenheim etwas einfallen lassen müssen, um dort mithalten zu können.
Trotz der Riesenenttäuschung für die U19 von Hertha BSC muss man der Mannschaft ein großes Kompliment machen für das Engagement, die Moral und den Einsatzwillen, die das Team vor allem im Rückspiel gezeigt hat. Man darf sehr gespannt sein, wohin die Reise dieses Jahrgangs zukünftig gehen wird.
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