Am vergangenen Wochenende gab es noch einmal ereignisreichen Fußball zu sehen im altehrwürdigen Stadion im Jahnsportpark. Während der EURO 2024 wird sich auf dem Gelände des Sportparks in Prenzlauer Berg eine Trainingsstätte für die teilnehmenden Nationalmannschaften befinden – anschließend rollen die Abrissbagger an.
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Text: Björn Leffler
Kurz bevor das Stadion im Friedrich-Ludwig-Jahnsportpark abgerissen wird, erlebt es noch einmal bewegende Tage und Wochen. Am vergangenen Wochenende war die historische Spielstätte Schauplatz zweier Fußball-Ereignisse, die für die Fans von Energie Cottbus und Hertha BSC von großer Bedeutung waren.
Das lässt sich in jedem Fall für die Fans des neuen Drittligisten aus der Lausitz behaupten. Am Pfingstsonntag waren rund 9.000 Anhänger aus dem Spreewald nach Prenzlauer Berg gekommen, um ihr Team im letzten Saisonspiel gegen die zweite Mannschaft von Hertha BSC zu unterstützen.
9.000 Cottbus-Anhänger stürmten den Rasen des Jahnsportparks
Mit Erfolg: Energie siegte mit 2:0, anschließend stürmten die Fans den Rasen und nahmen Teile davon mit, auch die Tore und Tornetze des Stadions wurden ramponiert und teilweise zerstört. Vor allem für die beiden U19-Teams von Hertha BSC und Borussia Dortmund wurde dies zur Herausforderung.
Die trugen am Pfingstmontag nämlich, nur einen Tag später, das wichtige Rückspiel im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft der U19-Junioren im Stadion an der Cantianstraße aus – auf einem ramponierten Rasen, dem die Elfmeterpunkte fehlten. Denn die hatten die Fans von Energie Cottbus als Erinnerungsstücke mit nach Hause genommen.
Halbfinale der U19-Junioren: Ramponierter Rasen, provisorische Tore
Provisorisch aufgestellte Tore und ein geflickter Fußballrasen waren ein eher unwürdiger Rahmen für ein rasantes Spiel, welches nach einem dramatischen 3:3 natürlich ins Elfmeterschießen ging. Die Schützen ließen sich vom lückenhaften Rasen allerdings kaum beirren.
Dortmunds Torhüter Lisewski konnte nur Herthas ersten Elfmeter durch Ndi parieren, alle weiteren Schützen zeigten Nervenstärke und verwandelten ihre Elfer gekonnt. Herthas U19 unterlag den Junioren des BVB also denkbar knapp.
Hertha musste ungewollt auf den Jahnsportpark ausweichen
Die Spiele der zweiten Mannschaft von Hertha BSC sowie der U19 wurden übrigens nur im Stadion im Jahnsportpark ausgetragen, weil Herthas Amateurstadion am Wurfplatz – auf dem Olympiapark-Gelände – derzeit für die anstehende Europameisterschaft vorbereitet wird.
Denn das Stadion am Wurfplatz gehört zu den fünf Trainingsstätten, die der Berliner Senat den teilnehmenden Mannschaften der EURO 2024 zur Verfügung stellt. Auch im Mommsenstadion (Westend), im Ernst-Reuter-Stadion (Zehlendorf) und im Poststadion (Moabit) werden solche Trainingsstätten eingerichtet.
Im Jahnsportpark wird eine Trainingsstätte für die EURO 2024 eingerichtet
Und auch in Prenzlauer Berg wird sich eine Trainingsstätte für die EURO 2024 befinden, auf dem Geländes des Jahnsportparks. Es wird das letzte Kapitel des historischen Stadions sein, bevor im Spätsommer die Abrissbagger anrollen.
Denn in der altehrwürdigen Spielstätte wird seit mehreren Jahren nur noch mit einer Ausnahmeregelung Fußball gespielt, die Ränge sowie die gesamte Infrastruktur in den Tribünen- und Kabinentrakten genügen längst nicht mehr modernen Anforderungen.
Das marode Stadion kann nur noch teilweise freigegeben werden
So konnten auch in den Spielen von Energie Cottbus und Hertha BSC jeweils nur Teile des Stadions geöffnet werden, da die Sicherheit der Zuschauer nicht mehr in allen Teilen des Stadions gewährleistet werden kann – denn der Putz bröckelt sprichwörtlich an allen Ecken und Enden.
Der Berliner Senat drückt beim Bau des neuen Stadions nun deutlich aufs Tempo. Ursprünglich sollte mit dem Neubau erst ab Ende 2025 begonnen werden, nach dem erfolgten Abriss des noch bestehenden Stadions.
Ab Ende 2024 soll der Bau des neuen Stadions im Jahnsportpark starten
Um das Stadion früher fertig zu stellen, soll nach dem Wunsch des Senats mit dem Bau des neuen Stadions aber bereits während des laufenden Abrisses des alten Stadions begonnen werden. Für den Abriss wird eine Dauer von einem Jahr angesetzt. Derzeit läuft bereits die vorbereitende Schadstoffsanierung der Haupttribüne.
Bislang war die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen von einem Fertigstellungstermin im Jahr 2028 ausgegangen. Durch den angepassten Bauplan soll das Stadion aber bereits Mitte 2027 fertig werden – ein durchaus ambitionierter Zeitplan.
Ganz kann das so nicht stimmen. Berlin Thunder spielt da noch seine Heimspiele in der ELF.