DFL-Abstimmung: Union und Hertha votieren gegen Investoren-Einstieg

In den Farben getrennt, in der Sache vereint – zumindest was den Einstieg eines Investors bei der DFL angeht. Sowohl der 1. FC Union als auch Hertha BSC haben bei der gestrigen Abstimmung gegen den Einstieg eines externen Investors gestimmt, müssen sich jedoch dem Votum der Mehrheit beugen. Am kommenden Bundesliga-Wochenende wird mit vielfältigen Protestaktionen von Fangruppen gerechnet.

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Text: Björn Leffler

 

Die Weichen für Verhandlungen mit einem DFL-Investor sind gestellt. Auf der Mitgliederversammlung am Montag haben laut Informationen des Kicker 24 von 36 DFL-Klubs dem Vorhaben zugestimmt, während 10 dagegen votierten und sich zwei Klubs enthielten. Dies ermöglichte knapp die erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit. Ein Ergebnis, das bis zuletzt mit Spannung erwartet wurde, da bei nur einer Ja-Stimme weniger der Antrag abgelehnt worden wäre. Die Abstimmung erfolgte geheim.

Im Mai hatten die Klubs noch mehrheitlich gegen einen Einstieg in ein solches Vorhaben gestimmt, damals befürworteten “nur” 20 Vereine die Idee. Das neue Geschäftsführer-Duo, bestehend aus Dr. Marc Lenz und Dr. Steffen Merkel, konnte in den letzten Wochen Überzeugungsarbeit leisten, um Unterstützung für den modifizierten Deal zu gewinnen, der sich in einigen Aspekten von dem im Frühjahr vorgeschlagenen Konzept unterscheidet.

DFL: Modifiziertes Investoren-Konzept erhält knappe Mehrheit

Unter anderem sieht der neue Vorschlag vor, dass die Liga im Falle eines Einstiegs über mehrere Jahre gestreckt 900 Millionen Euro bis eine Milliarde Euro für eine Investoren-Beteiligung von rund acht Prozent erhalten würde. Im Frühjahr war noch von rund zwei Milliarden Euro für 12,5 Prozent die Rede.

Durch die Zustimmung erhalten Lenz und Merkel nun das Mandat, mit einem Investor Verhandlungen zu führen und einen entsprechenden Deal abzuschließen. Interesse haben dabei vier Private-Equity-Unternehmen, nämlich Advent, Blackstone, CVC und EQT.

Einflussmöglichkeiten des Investors sollen klar abgegrenzt werden

Das Geschäftsführer-Duo betonte dabei “klare rote Linien“, die die Einflussmöglichkeiten eines Investors begrenzen würden. So soll das Mitspracherecht auf wirtschaftliche Aspekte beschränkt bleiben, beispielsweise soll ein Investor kein Entscheidungsrecht bezüglich Anstoßzeiten haben.

Die DFL-Spitze, einschließlich Präsidiums-Sprechers Hans-Joachim Watzke, hatte sich bereits im Mai und erneut bei dieser Versammlung für einen solchen Deal stark gemacht. Ihr Ziel ist es, die Wettbewerbsfähigkeit der Liga im internationalen Vergleich zu sichern und die Geschäftsentwicklung voranzutreiben.

Union und Hertha stimmen gegen den Investoren-Einstieg

Beide Berliner Vertreter – der 1. FC Union und Hertha BSC – haben im Anschluss an die Abstimmung erklärt, dass sie gegen einen Investoren-Einstieg gestimmt haben. Unions Präsident Zingler äußerte sich in einem auf X (Twitter) veröffentlichten Statement wie folgt: “Unsere Position zum Abschluss einer Vermarktungspartnerschaft für die DFL-Medienrechte mit einem externen Investor zum jetzigen Zeitpunkt und zu den bekannten Konditionen haben wir am Wochenende ausführlich dargelegt und heute gegen den Antrag gestimmt. Eine deutliche Mehrheit der 36 Vereine hat sich jedoch entschieden, diese Partnerschaft einzugehen. Das gilt es zu akzeptieren.”

Hertha BSC äußerte sich gegenüber der BILD in einem offiziellen Statement wie folgt: “Hertha BSC hätte sich gewünscht, dass der Prozess ganzheitlich betrachtet wird, von der Infrastruktur bis hin zur Nachhaltigkeit. Eine Finanzierung aus eigener Kraft oder ein Modell mit Bündnispartner hätte ebenfalls eine Chance auf eine Machbarkeitsüberprüfung verdient.” Und weiter heißt es im Statement: “Zudem ist mit dem heutigen Tage nicht absehbar, ob der Finanzbedarf ausreichend ist, um die Ziele zu erreichen. Es wäre wünschenswert gewesen, dass man sich für diesen Vorgang mehr Zeit genommen hätte.

Bundesweite Protestaktionen von Fangruppen werden erwartet

In ihren Positionen zum Investoren-Einstieg bei der DFL sind sich der 1. FC Union und Hertha BSC also sehr einig. Eine Tatsache, die es vor rund zwei Jahren so vermutlich nicht gegeben hätte.
Das Abstimmungsverhalten vor allem von Hertha BSC zeigt deutlich, wie sich die Meinungs- und Kräfteverhältnisse innerhalb des Vereins mittlerweile verschoben haben.

In Kaiserslautern wurde noch am letzten Samstag im Gästeblock der Hertha-Fans ein mit falschen Geldscheinen geschmückter Plastik-Tannenbaum samt DFL-Logo abgebrannt. Dazu wurde eine entsprechende Banner-Botschaft ausgerollt: “Entscheidungsträger aller Vereine am 11.12. gegen Investoren in der DFL stimmen, sonst brennt der … (Baum)“.

Das Abstimmungsergebnis dürfte viele Fankurven vor den Kopf stoßen, weshalb am kommenden Bundesliga-Wochenende mit zahlreichen Aktionen und Choreographien gegen den Investoren-Deal gerechnet wird. Kein besinnliches Weihnachtsfest also für die DFL-Führung.

 

Durch den Einstieg eines Investors will die DFL die Bundesliga international bekannter und konkurrenzfähiger machen. / © Foto: Depositphotos.com

Quellen: Kicker, Der Tagesspiegel, Sport Bild, Hertha BSC, 1. FC Union Berlin, BILD, X (Twitter)

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