Felix Magath im Interview zu seinem Buch “Gegensätzliches”

Felix Magath war bei den Berliner “Stachelschweinen” zu Gast, um dort sein Buch “Gegensätzliches” vorzustellen. Als größten Erfolg seiner Trainerlaufbahn nannte Magath nicht das doppelte Double mit dem FC Bayern München, sondern den geglückten Klassenerhalt mit einer längst verloren geglaubten Bundesliga-Mannschaft. Wir waren beim Live-Talk mit Felix Magath zu Gast.


© Foto: GOOLAZO BERLIN

Text: Wolfgang Leffler

 

Der Besucherandrang in der Spielstätte der „Stachelschweine“ war in der vergangenen Woche groß, die Spielstätte war fast ausverkauft. Eigentlich auch nicht verwunderlich, denn immerhin war Felix Magath zu Gast, um sein Buch ‚Gegensätzliches‘ als Autobiographie vorzustellen. Der Fußballtrainer also, der in der Bundesligasaison 2021/2022 Hertha BSC vor dem Abstieg bewahrte.

Gemeinsam mit ihm saßen Frank Lüdecke, Kabarettist und Chef der „Stachelschweine“, sowie Harald Kaiser, sein langjähriger Begleiter und ehemaliger Journalist beim Kicker, auf dem Podium.

Felix Magath: Buchvorstellung bei den Berliner “Stachelschweinen”

Die Veranstaltung fand in zwei Etappen statt. In der ersten dreiviertel Stunde wurde auf den Inhalt des Buches Bezug genommen. Felix Magath hat selbst nicht vorgelesen, sondern hat dies auszugsweise Frank Lüdecke überlassen. Harald Kaiser kannte den Inhalt des Buches, denn er hat dies im Auftrag von Felix Magath zu Papier gebracht.

Die Geschichte zu Felix Magaths Entwicklung vom einfachen Straßenfußballer zum Bundesligastar und deutschen Nationalspieler ist schon beeindruckend. Er wuchs als Flüchtlings- und Einzelkind in Aschaffenburg auf, seine Eltern trennten sich nach eineinhalb Jahren, da sein Vater nach Absolvierung seiner Dienstzeit als US-Soldat wieder zurück in die Staaten musste.

Die Mutter stammte aus Ostpreußen, der Vater war Puerto Ricaner

Magath war zu diesem Thema sehr offen, weil er seine Herkunft – seine Mutter stammte aus Ostpreußen, sein Vater war gebürtiger Puerto Ricaner – als Basis für seinen späteren Erfolg als Fußballer und Trainer bezeichnete. Beide Seelen pulsieren in seiner Brust; von der Mutter wurde er mit Demut und Disziplin erzogen, von seinem Vater hatte er das Temperament der Karibik.

Felix Magath kommt aus wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen, ihm wurde nichts geschenkt und der Fußball in seiner Kindheit war der Anker, an dem er sich klammerte und in dem er später in seinem ersten Verein (Viktoria Aschaffenburg) die Heimat fand.

Magath: “Ich hatte für einen Fußball kein Geld.”

Interessant von ihm auch die Aussage: „Wenn ich als Junge Fußball spielen wollte, musste ich mir eine Gruppe mit Jungens aussuchen, die einen Ball hatten. Ich hatte für einen Fußball kein Geld.“ Letztendlich waren sein Talent und sein Wille maßgeblich und mitentscheidend, dass er diesen erfolgreichen Weg vom Straßenfußballer zum deutschen Nationalspieler gehen konnte.

Nach einer kurzen Pause wurde in der zweiten Runde des Live Talks mehr Bezug genommen auf seine Karriere als Bundesliga-Profi und als erfolgreicher Vereinstrainer. Nach den Stationen Victoria Aschaffenburg und 1.FC Saarbrücken folge in den 1990er Jahren der Wechsel zum Hamburger Sportverein, mit dem er seine größten Erfolge als Profifußballer hatte und für den er immerhin zehn Jahre aktiv war. Als Fußballer hatte er fast alles erreicht, was man erreichen konnte: Deutscher Meister mit dem HSV, Gewinn des Europapokals der Landesmeister 1983 mit seinem legendären Siegtor, Europameister 1980, Vize-Weltmeister 1986 in Mexiko.

Branco Zebec und Ernst Happel haben den Trainer Felix Magath maßgeblich geprägt

Angesprochen auf die Trainer, die ihn hinsichtlich seines späteren Trainerengagements am meisten beeinflusst haben, nannte er Branco Zebec und Ernst Happel, die in ihrer Art als Trainer nicht unterschiedlicher sein konnten und die er in der Diskussionsrunde dementsprechend humorvoll charakterisierte. Magath hatte dementsprechend die Lacher auf seiner Seite.

Seine größten Erfolge als Trainer hatte Magath mit Bayern München, mit denen er zweimal das Double schaffte – 2005 und 2006 – was bislang noch kein Trainer nach ihm zustande gebracht hat. Zudem wurde Magath Deutscher Meister mit dem VfL Wolfsburg 2009. Dies war immerhin ein Verein, der ein Jahr vor seiner Amtsübernahme als Trainer, Manager und Geschäftsführer Sport, noch Abstiegskandidat war.

Magath nennt Klassenerhalt mit Eintracht Frankfurt größten Erfolg als Trainer

Seinen größten Erfolg als Trainer bezeichnete Magath übrigens die Vereitelung des Abstiegs mit Eintracht Frankfurt, da er den Verein damals in einem derart sportlichen als auch wirtschaftlich desolaten Zustand übernahm, dass nur durch beinhartes Training – Medizinball und schiefe Ebene – und die Integration einiger junger Spieler in den Profikader die Mannschaft wieder aufgerichtet und Wettkampftauglich gemacht werden konnte.

Frank Lüdecke als Moderator und Fan von Hertha BSC konnte sich die Fragen zu Hertha BSC natürlich nicht verkneifen. Die Frage an Felix Magath, warum denn der größte Sportverein Berlins und zudem noch Lüdeckes Herzensverein seit mindestens fünfzig Jahren so verdammt erfolglos sei, beantwortete Magath salomonisch mit einer Umschreibung, die den damaligen Zustand, als Hertha BSC an der Schwelle zum „Big City Club“ stand, dann doch treffend: „Wenn einerseits langjährig eingeschliffene Strukturen bestehen, wo man sich nicht weh tut und man es immer irgendwie hinbekommen hat – mit dem Nichtabstieg aus der Bundesliga – und plötzlich Interessenten und Investoren auf den Plan treten, die innerhalb kürzester Zeit einen Spitzclub wollen, kann das nur in die Hose gehen.

Felix Magath fühlte sich bei seinem Trainer-Engagement in Berlin allein gelassen

Übrigens habe er sich bei seinem letzten Trainerengagement in Berlin genau so gefühlt, keiner habe ihm tatsächlich geholfen, so dass er Vieles allein entscheiden und umsetzen musste. Abschließend folgte eine ausgiebige Fragerunde, die von den Besuchern aktiv begleitet wurde zu den unterschiedlichsten Themen im deutschen Vereinsfußball und folgerichtig zur bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft.

Magath erwies sich bei der Beantwortung der Fragen als sehr kompetent und zeigte bei der Erörterung etwas heiklerer Fragen zu bestimmten momentan handelnden Personen eine erstaunliche diplomatische Schlagfertigkeit. Die „Stachelscheine“ werden in weiteren Veranstaltungen unter dem Motto „Wortwechsel“ eine Serie zu interessanten Themen auflegen, so unter anderem zur bevorstehenden Fußball-Europameisterschaft 2024 unter dem Stichwort „Pfostenbruch“. Die Buchlesung und der Live Talk mit Felix Magath bildete die Auftaktveranstaltung, die man als wirklich gelungen bezeichnen kann.

 

Sein langjähriger Wegbegleiter Harald Kaiser zeichnet den Weg vom Einzelkind Felix Magath nach, das ohne Vater aufwachsen muss. In lebendigen Worten beschreibt er, wie Magath all seine Freizeit am Bolzplatz verbringt – bis er schließlich zur Fußball-Legende auf dem Rasen und der Trainerbank wird. Hier könnt Ihr das Buch bestellen.

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