Niederlage gegen Real Madrid: Union verpasst die Überraschung

Mit einem Sieg über Real Madrid hätte das Team von Union Berlin noch den Einzug in die Europa League schaffen können, doch auch gegen das spanische Top-Team setzte es eine Niederlage im Olympiastadion – die dritte im dritten Heimspiel. Die “Eisernen” verabschieden sich also ohne Sieg aus der Champions League, gehen aber erhobenen Hauptes – und konzentrieren sich nun auf den Kampf um den Klassenerhalt in der Bundesliga.

© Foto: Sabine Anders
Text: Björn Leffler

 

Bereits am Nachmittag hatte es eine begeisternde Kulisse beim Spiel der U19 des 1. FC Union gegeben. Im Rahmen der Youth League traf der Nachwuchs der “Eisernen” im Stadion an der Alten Försterei auf Real Madrid. Der Verein hatte Kitakinder, Schüler und Lehrer eingeladen, sich das Spiel im Stadion anzusehen – und sorgte somit beinahe für eine Rekordkulisse. Nur ein einziges Mal, bei der Partie Krasnodar gegen Real Madrid (Saison 2017/18) hatte es in diesem Wettbewerb eine noch größere Zuschauerzahl bei einem Spiel der Nachwuchsmannschaften gegeben.

Die Unterstützung half der U19 der Unioner leider nicht, das Team verlor trotz ansprechender Leistung und mehrerer hochkarätiger Tormöglichkeiten mit 0:2. Ähnlich lief es dann auch am Abend im Berliner Olympiastadion, als das Team von Neu-Trainer Nenad Bjelica vor einer begeisternden Kulisse um die letzte Chance spielte, doch noch im Europapokal zu überwintern – und am Ende erneut scheiterte.

Union konnte den letzten Srohalm nicht nutzen – und scheidet aus dem Europapokal aus

Mit 2:3 verlor das Team am Ende, und wie schon gegen Sporting Braga war es ein später Treffer zum 2:3, der das Spiel zugunsten der Gäste entschied. Mit der optimalen Ausbeute von 18 Punkten zieht Real Madrid als Tabellenerster ins Achtelfinale ein. Im Gegensatz dazu scheidet der 1. FC Union als Schlusslicht der Gruppe C aus, konnte aber immerhin zwei Unentschieden gegen den SSC Neapel und gegen Sporting Braga erreichen, jeweils auswärts.

Die Interims-Heimstätte Olympiastadion brachte den Köpenickern zwar volle Kassen, aber in sportlicher Hinsicht war die Arena im Berliner Westend kein gutes Pflaster für die “Roten”, auch wenn das Stadion regelmäßig in die gewohnten Farben des 1. FC Union getaucht wurde. Allerdings muss man hierbei auch erwähnen, dass Union auch zu Hause in der Alten Försterei bis zum 3:1 gegen Borussia Mönchengladbach am vergangenen Samstag seit August sieglos war. Das Ausscheiden ist also nicht nur auf das “fremde” Stadion des Stadtrivalen Hertha BSC zurückzuführen.

Union verpasste eine frühe Führung gegen Real Madrid

Gegen die neu zusammengestellten Königlichen hätte beinahe ein Traumstart für den 1. FC Union geklappt. Schon in der ersten Minute erzwangen die Gastgeber einen gefährlichen Ballverlust, und Rani Khedira spielte Kevin Behrens am Elfmeterpunkt frei. Behrens’ Schuss auf das Tor von Kepa war jedoch zu zentral, und der Real-Keeper lenkte den Ball über die Latte. Die Aktion stand repräsentativ für einen mutigen Start.

Danach sortierte sich der spanische Rekordmeister, beherrschte das Spiel und hatte fast ausschließlich den Ball. Die Entlastung für die Köpenicker nahm ab, und die Gefahr der Gäste stieg von Minute zu Minute. FCU-Keeper Frederik Rönnow rettete glänzend gegen Bellingham (10.), Dani Ceballos verfehlte aus der Distanz das Tor knapp (12.), und ein Kopfball von Joselu landete auf der Latte (16.).

Real dominierte das Spiel – doch Union markierte das 1:0

Ein spielfreudiges Madrid ließ Union nun hinterherlaufen, und die statistischen Daten belegten eine überwältigende Dominanz der spanischen Passmaschine mit gut 80 Prozent Ballbesitz. In der Schlussphase der ersten Hälfte wurde es wieder gefährlich: Joselu schlenzte knapp am Winkel vorbei (42.), und ein klarer Handspiel von Union-Verteidiger Diogo Leite führte zu einem Elfmeter. Luka Modric schoss den Ball jedoch nicht nur in die Mitte des Tores, sondern auch gegen die Beine von Rönnow (45.).

Während Madrid also viele Chancen ungenutzt ließ, nutzte der 1. FC Union im direkten Gegenzug seine zweite Chance eiskalt aus. Kevin Volland erzielte das 1:0 mit großem Durchsetzungsvermögen, weil David Alaba ein Patzer unterlief und anstatt einen Kopfball von Behrens zu klären, ideal für Volland auflegte. Union stand zur Pause tatsächlich auf dem Qualifikationsplatz für die Europa League.

Union verpasste das 2:0 – und gab dann das Spiel aus der Hand

Die zweite Hälfte begann wie die erste, mit einer guten Möglichkeit für Union durch Gosens (47.). Doch dann übernahm wieder Real die Kontrolle, und Rönnow stand im Mittelpunkt mit mehreren Rettungsaktionen. Joselu glich schließlich per Kopf aus (61.), und traf in der 73. Minute zur Führung für die Spanier. Obwohl Alex Kral für Union aus der Distanz dann noch das etwas überraschende 2:2 erzielte (85.), hatte Real Madrid das letzte Wort mit Ceballos’ abgefälschtem Schuss, der in der 89. Minute zum 3:2 ins lange Eck trudelte.

Für den 1. FC Union wird es ab sofort einzig und allein darum gehen, den Klassenerhalt in der Bundesliga zu sichern. Europäisch wird das Team in der kommenden Saison – zum ersten Mal seit drei Jahren – voraussichtlich nicht vertreten sein. Aber eine Rückkehr ins Olympiastadion wird es trotzdem bald geben, wenn der geplante Umbau des Stadions an der Alten Försterei beginnt. Mit großem Applaus wurde die Mannschaft des 1. FC Union von den Fans im Olympiastadion trotz der dritten Niederlage im dritten Heimspiel verabschiedet, und das war mehr als verdient.

 

Quellen: Kicker, Berliner Zeitung, Der Tagesspiegel, Berliner Morgenpost, 1. FC Union Berlin, Sportschau

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