Nach dem Ende der DDR landeten der BFC Dynamo und Union Berlin in den Niederungen des gesamtdeutschen Fußballs. Das tat der Feindschaft der Fans beider Clubs jedoch keinen Abbruch, wie der abschließende Teil unserer Serie zeigt. Obwohl beide Vereine seit 2006 nicht mehr in einer Liga gespielt haben, ist es immer wieder zu Auseinandersetzungen beider Fanlager gekommen.
Text: Alexander Kords
© Foto Titelbild: IMAGO / Matthias Koch
Nach dem Zusammenbruch der DDR Ende 1989 kam auf den DFB die schwierige Aufgabe zu, die DDR-Clubs in das gesamtdeutsche Fußballsystem zu integrieren. Er entschied sich dafür, lediglich zwei Plätze in der ersten und sechs in der zweiten Bundesliga an die DDR-Vereine zu vergeben. Die Grundlage für die Qualifikation bildeten die Ergebnisse der Saison 1990/1991.
Duelle zwischen BFC Dynamo und Union Berlin um den Zweitliga-Aufstieg
Der BFC Dynamo, der seine letzte DDR-Meisterschaft im Sommer 1988 gefeiert hatte, landete in der Spielzeit 1990/1991 nur auf Rang 11 in der DDR-Oberliga (die nach vollzogener Wiedervereinigung in NOFV-Oberliga umbenannt wurde). Damit erreichte er aber immerhin die Qualifikationsrunde für die 2. Bundesliga.
Union Berlin, das 1989 aus der DDR-Oberliga abgestiegen war, gewann 1990/1991 die Staffel A der zweitklassigen NOFV-Liga. Damit hatte der Club ebenfalls die Chance, sich über die Qualifikation einen Platz in der 2. Bundesliga zu sichern.
Somit traten die beiden verhassten Berliner Vereine gegeneinander an, um Punkte für den Einstieg in den gesamtdeutschen Profifußball zu sammeln. Beide Teams gewannen ihre Heimspiele. Union konnte am letzten Spieltag der Qualifikation mit einem Sieg gegen Stahl Brandenburg Schützenhilfe für den BFC leisten, verlor aber mit 0:2. Dadurch verpassten beide Berliner Vereine die Qualifikation für die 2. Bundesliga und wurden in die drittklassige Oberliga Nordost eingegliedert – allerdings in unterschiedliche Staffeln.
Sowohl Union als auch BFC verpassten mehrfach die Qualifikation zur 2. Bundesliga
Nachdem beide Clubs die Saison 1991/1992 als Staffelsieger beendet hatten, spielten sie erneut in der Zweitliga-Qualifikation gegeneinander. Diesmal gewann der FC Dynamo beide Partien, landete aber hinter dem VfL Wolfsburg und dem FSV Zwickau nur auf Rang 3.
Von 1994 bis 2000 gehörten beide Clubs der drittklassigen Regionalliga Nordost an – und spielten demzufolge regelmäßig gegeneinander. Dann stieg der BFC Dynamo in die Oberliga ab, musste Insolvenz anmelden und verbrachte die Saison 2003/2004 in der fünftklassigen Verbandsliga Berlin.
2006: Spielabbruch bei BFC Dynamo gegen Union Berlin
Zum bis heute letzten Mal standen sich Union Berlin und der BFC Dynamo in der Saison 2005/2006 gegenüber. Union war zuvor aus der Regionalliga Nord in die Oberliga Nordost abgestiegen, wohin der BFC Dynamo 2004 aus der Verbandsliga Berlin aufgestiegen war. Das erste der beiden Derbys fand im August 2005 im Stadion an der Alten Försterei statt – und wurde zu einer denkwürdigen Partie für Union Berlin. Mit 8:0 wurde der Stadtrivale gedemütigt.
Das Rückspiel im Mai 2006 im Sportforum Hohenschönhausen hatte keine sportliche Bedeutung mehr, da Union den Aufstieg in die Regionalliga sicher und der BFC Dynamo keine Chance mehr darauf hatte. Mitte der zweiten Halbzeit kletterten schließlich mehrere BFC-Fans über den Zaun, stürmten den Rasen und griffen die gegnerischen Anhänger an. Das Spiel wurde daraufhin abgebrochen und später mit 2:0 für den 1. FC Union gewertet.
Ausschreitungen bei Altherrenspiel von Union und BFC Dynamo
Obwohl es nach der Saison 2005/2006 stets einen Klassenunterschied zwischen Union und dem BFC gab, nutzten die Fans beider Lager auch danach noch verschiedene Gelegenheiten für Auseinandersetzungen. So kam es beim Duell zwischen der Zweitvertretung von Union gegen den BFC Dynamo im März 2015 zu Ausschreitungen, als 40 vermummte Union-Anhänger den Gästeblock stürmen wollten.
Die Partie wurde 18 Minuten lang unterbrochen, bis die Polizei die Situation im Griff hatte. Schon vor dem Spiel sowie im Anschluss gab es weitere Zusammenstöße der Fan-Gruppierungen beider Clubs. Letztlich wurden 112 Polizisten verletzt und 175 Personen festgenommen. Nur zwei Wochen später sorgte ein erneuter Zwischenfall für Schlagzeilen, als 30 Union-Anhänger ein Spiel von Altherren-Teams von Union und dem BFC Dynamo stürmten und die BFC-Spieler angriffen. Vorausgegangen waren laut Angaben von Zeugen provozierende Rufe der BFC-Fans.
Die Feindschaft der beiden Clubs hat bis heute Bestand und ist bei vielen, vor allem älteren Fans ein sensibles Thema. Auch nach fast 60 Jahren wird diese in ihrer Form außergewöhnliche Abneigung so schnell wohl kein Ende finden.
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Quellen: Tagesspiegel, Focus, Wikipedia