Obwohl die Mannschaft von Viktoria Berlin insgesamt 17 Abgänge zu verkraften hatte, konnte eine Rekord-Hinserie mit 29 Punkten aus 16 Spielen erreicht werden. Das Team liegt derzeit auf Platz 3 und spielt um den Aufstieg in die 3. Liga mit. Die Verantwortlichen sind selbst überrascht, dass mit einem sehr jungen Team und einem kleinen Kader eine so erfolgreiche Hinrunde herausgekommen ist. So wird das Team aus Lichterfelde zum Geheimfavoriten auf den Aufstieg.
© Foto Titelbild: FC Viktoria 1889 Berlin
Text: Björn Leffler
Die Heimspielstätte des FC Viktoria 1889 Berlin, das Stadion Lichterfelde, kann bereits auf eine lange Geschichte zurückblicken. Die wunderschön liegende, unter Denkmalschutz stehende Anlage unweit des Steglitzer Hafens, wurde bereits 1928 eröffnet. Seit den 1960er Jahren wurde das Stadion in regelmäßigen Abständen abschnittsweise überholt und in seiner Ausstattung erweitert.
In den darauffolgenden zehn Jahren wurden über zehn Millionen Mark für die bereits bestehenden Anlagen und 26 Millionen für Stadionerweiterungen ausgeben. Weitere neun Millionen wurden für die Rasenanlagen beansprucht. Bis Ende der 1970er Jahre hatte das Stadion noch Stehplätze um das gesamte Rondell, danach nur noch unterhalb der Tribüne.
Stadion Lichterfelde: Traditionsreiche Spielstätte mit moderner Ausstattung
Während der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 diente das Stadion Lichterfelde sowohl der schwedischen als auch brasilianischen Nationalmannschaft als Trainingsstätte. Dafür wurde der Rasen im großen Stadion erneuert. Für die Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2009 erhielt das Stadion eine neue Laufbahn in blauer Farbgebung sowie eine erneuerte Wurfanlage und diente während der Weltmeisterschaften ausländischen Athleten als Trainingsanlage. Das Stadion wurde außerdem vom Deutschen Fußball-Bund für die Frauenfußball-Weltmeisterschaft 2011 als Trainingsstadion ausgewählt.
Ob in der kommenden Saison im Stadion Lichterfelde womöglich Drittligafußball gespielt wird, hängt von der Rückründe der ersten Herrenmannschaft des Vereins ab. Das Team hat eine fulminante Hinrunde hingelegt und gehört zu einem aussichtsreichen Quintett, welches sich Hoffnungen auf den Aufstiegsplatz in die 3. Liga und somit in den Profifußball machen kann.
Viktoria Berlin gehört zu einem Quintett, welches den Aufstieg im Blick hat
Die Gelegenheit scheint tatsächlich günstig: In der laufenden Saison 2023/24 wird der der Tabellenerste der Regionalliga Nordost – anders als in den Vorjahren – direkt in die 3. Liga aufsteigen. In den vergangenen Spielzeiten scheiterten Energie Cottbus (gegen die Spielvereinigung Unterhaching) und der BFC Dynamo (gegen den VfB Oldenburg) jeweils in der Relegation.
Energie Cottbus und der BFC Dynamo gehören auch zu den ärgsten Konkurrenten der Lichterfelder im Rennen um den Aufstieg. Dazu gesellen sich noch die Teams aus Greifswald (aktueller Tabellenführer) und Babelsberg. Allerdings sind die Verantwortlichen von Viktoria Berlin weit entfernt davon, großspurige Aufstiegsambitionen in die Notizblöcke der Pressevertreter zu zitieren.
Viktoria Berlin: Erfolgreichste Hinrunde in der Geschichte der Regionalliga Nordost
Dabei gäbe es durchaus Anlass dafür, denn die Mannschaft von Trainer Semih Keskin kann auf eine beeindruckend Hinrunde zurück blicken. Erstmals seit der Einführung der Nordost-Staffel zur Saison 2012/13 haben die Steglitz-Zehlendorfer nach 16 Spielen bereits 29 Punkte auf dem Konto. Allerdings muss erwähnt sein, dass das Team in der später aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochenen Saison 2020/21 nach elf Spielen bereits 33 Punkte erspielt hatte.
Unabhängig davon ist die Hinrunde der aktuellen Saison für Viktoria Berlin ein äußerst erfreulicher Zwischenstand, der Trainer Keskin nach eigener Aussage auch “sehr stolz” macht, wie der Kicker berichtet. Immerhin musste das Team im Sommer einen großen Umbau verkraften. 17 Abgänge mussten kompensiert und gleichwertig ersetzt werden – eine Mammutaufgabe, welche die Verantwortlichen aber ganz offenbar hervorragend gelöst haben.
Kleiner Kader, drittjüngstes Team: Das Erfolgsrezept von Viktoria Berlin?
Obwohl die Mannschaft im Schnitt drittjüngstes Team der Liga ist und mit einem vergleichsweise kleinen Kader in die Saison startete, können sich die bisherigen Ergebnisse durchaus sehen lassen. Gegenüber dem Kicker sagte Keskin dann auch wenig überraschend: “Wir sind nicht nur positiv über die Punkteausbeute erfreut, sondern auch über die Entwicklung der Spieler.”
Ein kleiner Kader kann, wenn man von Verletzungen verschont bleibt, natürlich auch dazu führen, dass die Mechanismen innerhalb des Teams schneller greifen. In den bisherigen 16 Spielen wurden lediglich 19 Spieler eingesetzt, was dem Spiel der Mannschaft offenbar sehr gut getan hat.
In den Duellen mit den Spitzenteams verlor Viktoria Berlin bislang nur ein Spiel
In den direkten Duellen mit den Mannschaften, die gemeinsam mit Viktoria an der Spitze der Regionalliga Nordost stehen, konnte das Team unter Beweis stellen, dass es mithalten kann. Gleich im ersten Spiel gelang im Juli 2023 ein 1:0-Sieg gegen Energie Cottbus. Gegen die bislang ungeschlagenen Greifswalder gelang ein 2:2, beim BFC Dynamo ein spektakuläres 3:3. Nur das Duell mit dem SV Babelsberg ging mit 0:3 deutlich verloren.
Ein Garant für die positive Hinrunde war auch die stabile Abwehr der Lichterfelder. Mit nur 14 Gegentoren stellt das Team gemeinsam mit dem BFC Dynamo die zweitbeste Defensive der Liga, nur Tabellenführer Greifswald kassierte noch weniger Tore. Ob vom derzeitigen dritten Tabellenplatz bis zum Ende der Saison sogar noch der Sprung auf den Aufstiegsplatz gelingen kann, wird die Rückrunde zeigen.
Doch selbst wenn dies nicht passiert, wird beim FC Viktoria keine Welt untergehen, wie Coach Keskin versichert: “Wir backen weiter kleine Brötchen, arbeiten bodenständig weiter. Unser Hauptfokus liegt auf der Entwicklung der Spieler.” Vielleicht ist es genau diese Herangehensweise, die das Team im anstehenden Kampf um die Aufstiegsplätze zum Geheimfavoriten macht. Man sollte das Team aus dem Südwesten Berlins jedenfalls nicht unterschätzen.
Quellen: Kicker, FC Viktoria 1889 Berlin, Fußball-Woche
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