Vor rund einem Jahr haben Tasmania Berlin und Blau-Weiß 90 eine umstrittene Kooperation angekündigt, die sie mittlerweile umgesetzt haben. Tasmania möchte dadurch mittelfristig den Sprung in die Regionalliga schaffen, während Blau-Weiß freiwillig den Gang in die Berlin-Liga angetreten hat. Noch aber hat sich der erwartete sportliche Erfolg für Tasmania nicht eingestellt.
© Fotos: GOOLAZO BERLIN
Text: Björn Leffler
Ein Jahr nach der Ankündigung ihrer Zusammenarbeit haben die Fußballklubs Tasmania Berlin und Blau-Weiß 90, beide einst Konkurrenten in der NOFV-Oberliga Nord, ihre Kooperation trotz anfänglicher Herausforderungen und Kritik umgesetzt.
Die Brisanz der vorab angekündigten Partnerschaft lag vor allem darin, dass Tasmania vor einem drohenden weiteren Abstieg aus der Oberliga personelle Verstärkungen von Blau-Weiß erhielt, während Blau-Weiß sich quasi freiwillig für den Gang in die unterklassige Berlin-Liga entschied.
Tasmania konnte im vergangenen Jahr mit Zugängen von Blau-Weiß 90 die Klasse halten
Tasmania hingegen, während des Winters mit Spielern von Blau-Weiß verstärkt, konnte durch eine Siegesserie in der Rückrunde – unter anderem gegen Blau-Weiß 90 – doch noch die Klasse halten. Aus rein sportlicher Sicht wurde dieser Hergang von anderen Berliner Amateurvereinen mit Argwohn beobachtet.
Die Umsetzung der Kooperation wurde trotzdem vollzogen, brachte allerdings einige unerwartete Schwierigkeiten mit sich, einschließlich der erwähnten Spielerwechsel zwischen den Vereinen.
Bei Tasmania bewertet man die Entwicklung des Teams positiv
Almir Numic, der Vorsitzende von Tasmania, betonte im Gespräch mit dem Tagesspiegel, dass der Prozess bislang nie wirklich hundertprozentig nach Plan verlief, aber das Team von Tasmania habe sich dennoch gut entwickelt.
Tasmania zielt darauf ab, mit seiner ersten Männermannschaft schnell den Sprung in die Regionalliga zu schaffen, um sich dort langfristig zu etablieren. Währenddessen soll sich Blau-Weiß auf die Entwicklung junger Talente konzentrieren und die eigenen sportlichen Erfolge herunter priorisieren – also quasi als eine Art “Farmteam” für Tasmania fungieren.
Ist Blau-Weiß 90 nur noch das “Farmteam” von Tasmania Berlin?
Trotz einiger Hindernisse, wie etwa dem Fehlen einer regionalligatauglichen Spielstätte, sind die Bauarbeiten am Werner-Seelenbinder-Sportpark bereits im Gange. In der laufenden Oberliga-Saison wird es mit dem Aufstieg allerdings schwierig werden.
Derzeit liegt das Team von Tasmania nur auf Rang fünf und hat einen Rückstand von 15 Punkten auf Platz 1, der zum Aufstieg in die viertklassige Regionalliga berechtigen würde.
Im Duell mit Tabellenführer Hertha 03 gab es ein deutliches 0:4
Am Wochenende gab es das Duell mit Tabellenführer Hertha 03 Zehlendorf, wo es eine deutliche 0:4-Niederlage setzte. Noch klaffen Anspruch und Wirklichkeit bei Tasmania also deutlich auseinander.
Die Neuköllner streben daher an, sich in dieser Saison im oberen Tabellendrittel zu etablieren, während der Aufstieg in der kommenden Saison in Angriff genommen werden soll.
Auch in den kommenden Jahren wird ein Aufstieg kein Selbstläufer
Leichter wird dies aber auch in der kommenden Saison nicht, da von den zwei derzeit deutlich dominierenden Teams – Hertha 03 und Lichtenberg 47 – nur ein Team in die Regionalliga aufsteigen wird.
Hinzu kommt, dass auch ein Schwergewicht wie Tennis Borussia, welches derzeit seinen Ambitionen ebenfalls hinterher läuft, in der kommenden Saison um den Aufstieg in die vierte Liga mitspielen will.
Ob die von vielen Vereinen und Beobachtern als umstritten bewertete Kooperation zwischen Tasmania und Blau-Weiß tatsächlich den gewünschten sportlichen Erfolg bringen wird, bleibt also noch abzuwarten. Kurzfristig jedenfalls gibt es noch keinen spürbaren Effekt. Wir werden das Projekt in den kommenden Jahren aufmerksam weiterverfolgen.
Quellen: Kicker, Der Tagesspiegel, Fußball-Woche, FuPa, RBB24