Vor 25 Jahren: Nina Hagen singt erstmals die Hymne “Eisern Union”

Im November 1998 war Nina Hagen als besonderer Gast im Stadion an der Alten Försterei eingeladen. Auf dem Programm stand nicht weniger als die Premiere der damals neuen Vereinshymne “Eisern Union”, die Hagen den anwesenden knapp 3.300 Zuschauern vortrug. Die Hymne löste die bisherige Vereinshymne von Achim Mentzel ab und steht seit nunmehr 25 Jahren sinnbildlich für das Selbstverständnis des Vereins aus Berlin-Köpenick.

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
© Foto Nina Hagen: Wikimedia Commons (Tomasz Sienicki)

Text: Björn Leffler

 

Am 14. November 1998 besuchte die Sängerin Nina Hagen als besonderer Gast das Stadion An der Alten Försterei zum Regionalliga-Punktspiel des 1. FC Union Berlin gegen den Chemnitzer FC. Der Besuch stand im Zusammenhang mit der Premiere der neuen Vereinshymne “Eisern Union!”, die einige Monate zuvor von den Verantwortlichen in Auftrag gegeben worden war.

Laut Vereinschronist Gerald Karpa wurde die berühmte Sängerin eingeladen, um überregionale Aufmerksamkeit für den kriselnden Verein zu generieren. Vizepräsident Peter Wolfram, ein Werbefachmann aus München, war davon überzeugt, dass eine neue Hymne positiv zum Image des Vereins beitragen könnte, welches seiner Meinung nach nicht nur auf der Ostherkunft des Vereins basieren sollte.

Peter Wolfram wollte dem 1. FC Union ein neues Image geben

Als in Westdeutschland erfolgreich gewordene Ostberlinerin passte Nina Hagen perfekt in dieses Konzept. Interessanterweise erzählte der damalige Vereinsretter Michael Kölmel, dass er nicht nur als Schuldenausgleicher, sondern auch als Mitkomponist der Hymne eine Rolle gespielt haben will. Gemeinsam mit einem Bassisten und einem Keyboarder experimentierte er und trug die musikalische Vorlage an Nina Hagen heran. Das endgültige Lied wurde schließlich von Klaus Sperber (Musik) und Andreas Cämmerer (Text) nach Kölmels Ideen realisiert.

Es wurde jedoch bereits damals von einigen Fangruppen kritisiert, dass die beiden Münchner und die Produktion des Songs in einem Studio in Frankfurt am Main eine zu starke “westdeutsche Komponente” in die Hymne einbrachten. Die Zeile “Wir lassen uns nicht vom Westen kaufen” stieß bei einigen Union-Fans vor diesem Hintergrund erst einmal auf Skepsis. Diese Vorbehalte lösten sich jedoch allmählich auf, als Nina Hagen “Eisern Union” im November 1998 vor 3.300 Zuschauern im Stadion An der Alten Försterei zum ersten Mal live sang.

Nina Hagen sang “Eisern Union” erstmals im November 1998 vor 3.300 Fans

Achim Mentzel, dessen Lied “Stimmung an der Alten Försterei” zuvor quasi als Vereinshymne galt, sah die Ablösung durch Nina Hagens “Eisern Union” unproblematisch, da beide sich gut aus gemeinsamen DDR-Tagen kannten. Mentzel hatte zusammen mit Nina Hagen in der Musik-Kombo Fritzens Dampferband gesungen – allerdings keine Fußball-Hymnen.

Mittlerweile wurden die Lieder beider Sänger auf der LP “Eisern Union”, kuratiert von Gunnar Leue, vereint. Die Platte enthält neben der unverzichtbaren Hymne von Nina Hagen und dem Achim-Mentzel-Song viele bekannte Union-Klassiker, teilweise in neuer klanglicher Gestaltung. Weitere Künstler wie Iron Henning, A.G.F.A., Sporti, Krispin, Frank Schöbel, Erik von der Gegengerade, Coolhansen und The Breakers sind ebenfalls vertreten. Der Sänger Romano steuerte sein Stück “Köpenick” bei und Stumpen von Knorkator verliest ein Grußwort.

Union verlor das Spiel gegen den Chemnitzer FC trotz neuer Hymne mit 0:1

Die Aufführung der Hymne vor den 3.294 Zuschauern beim Spiel gegen den Chemnitzer FC war erfolgreicher als das eigentliche Spiel, das mit 0:1 verloren wurde. Dennoch forderte der Song die Union-Anhänger zu einer grundlegenden Auseinandersetzung mit der Identität ihres Vereins heraus. Denn viele Anhänger befürchteten damals, dass dies der Beginn einer vollständigen Kommerzialisierung des Klubs sein könnte und die Bodenständigkeit des Vereins stark gefährdet sei. Eine Befürchtung übrigens, die viele vor allem langjährige Anhänger des Vereins auch in der aktuellen Situation haben dürften.

Sowohl das Werk selbst als auch die Fans haben mittlerweile aber gezeigt, dass diese Bedenken – zumindest zum damaligen Zeitpunkt – unbegründet waren. Seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren steht “Eisern Union” unangefochten an erster Stelle der Union-Hitliste. Zum 50-jährigen Vereinsjubiläum im Jahr 2016 erklang erklang natürlich Nina Hagens unverwechselbare Hymne im Stadion An der Alten Försterei, begleitet von einer beeindruckenden Choreografie der Union-Fans.

 

Sängerin der ikonischen Vereinshymne “Eisern Union”: Nina Hagen im Jahr 2003 / © Foto: Wikimedia Commons (Tomasz Sienicki)

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