Die Alte Försterei: Geschichte(n) einer Kultstätte – Teil 3: 1995 bis 2027

In einer dreiteiligen Reihe beleuchten wir die wechselhafte Historie des Stadions an der Alten Försterei und schauen im dritten Teil auf die umfassenden Veränderungen, die am Stadion ab 1995 vorgenommen wurden – inklusive eines Umbaus, der von den eigenen Anhängern mitgetragen wurde. In den kommenden Jahren soll die Alte Försterei ausgebaut und auf 37.000 Plätze erweitert werden. Rund um das Stadion soll zudem ein neuer Kiezcampus realisiert werden.

© Foto Titelbild: 1. FC Union Berlin
Text: Björn Leffler

Hier gelangt Ihr zum ersten Teil der Artikelreihe: 1906 bis 1967, und hier könnt Ihr den zweiten Teil (1968 bis 1995) lesen.

 

Seit 1995 nutzten Spieler und Betreuer das Container-Sozialgebäude am Nebenplatz. Der Sozialtrakt und die Gebäude an der Försterei-Grenze waren Geschichte, in einem riesigen Kunststoffzelt wurden nun V.I.P.-Gäste betreut und das Pressezentrum des Vereins untergebracht. Doch die Entwicklungen auf dem Stadiongelände gestalteten sich komplex: Pläne wurden geschmiedet, wieder verworfen und neu aufgegriffen.

Im Frühjahr 2000 wurden schließlich sichtbare Fortschritte erzielt: Holzbänke auf der Sitzplatztribüne wichen Plastik-Schalensitzen, der Sprecherturm wurde demontiert, und das Dach der Sitzplatztribüne nahm langsam Form an. Der 30. November 2000 markiert die Errichtung des ersten Flutlichtmasts, gefolgt von einem historischen Landespokalspiel unter Flutlicht am 12. Dezember desselben Jahres. Doch das sollten nur vorläufige Schritte sein, denn unterschiedliche Pläne für ein komplett neues Stadion kursierten zwischen 2003 und 2005. Die fehlenden finanziellen Mittel dafür waren jedoch der große Bremsklotz für die ambitionierten Pläne.

2008 starteten freiwillige Helfer das größte Bauvorhaben der Stadiongeschichte

Im Juni 2008 starten freiwillige Aufbauhelfer das bislang größte Bauvorhaben der Stadionhistorie. Unter dem Motto “Kiek an, wir bauen” durchlebte das Stadion eine Metamorphose: Tribünenreihen wurden betoniert, Treppen errichtet, der Stehplatzbereich überdacht, auch eine Rasenheizungsanlage wurde installiert. Nach über einem Jahr intensiver Bauaktivitäten wurde das modernisierte Stadion am 8. Juli 2009 feierlich wiedereröffnet. Über 2.000 freiwillige Helfer hatten in mehr als 140.000 Arbeitsstunden Großes geleistet. Bundesweit erhielt das Projekt große Aufmerksamkeit und viel Anerkennung.

Finanzielle Neuordnungen durch eine Aktienemission und die Gründung der An der Alten Försterei Stadionbetriebs Aktiengesellschaft sollten das Stadion in die Hände der Mitglieder des 1. FC Union überführen. Die Zeichnungsfrist für die Alte-Försterei-Aktie endete im Dezember 2012, wobei 4.136 Vereinsmitglieder und Firmen insgesamt 5.446 der Wertpapiere im Wert von 2,7 Millionen Euro erwarben. Die Stadionbetriebs AG beteiligte sich mit drei Millionen Euro an den für den Tribünenbau vorgesehenen 15 Millionen Euro.

April 2012: Der Bau der neuen Haupttribüne begann

Im April 2012 begannen dann unbezahlte Helfer mit der Demontage erster Elemente der Sitzplatztribüne. Das V.I.P.-Zelt wurde auf den zweiten Trainingsplatz verlagert, als Ausgleich entstand an der Ballspielhalle ein neues Trainingsgelände mit beheizbaren Rasenflächen und einer neuen Flutlichtanlage. Der Bau einer neuen Haupttribüne wurde realisiert, und im Januar 2013 wurden erstmals Sitzplatzkarten für die neue Tribüne angeboten.

Die Haupttribüne wurde dann im Juli 2013 mit einem Freundschaftsspiel gegen Celtic Glasgow eingeweiht und bietet seitdem komfortable Sitzmöglichkeiten in verschiedenen Preissegmenten und im Innern moderne Einrichtungen für Sportler. Auch V.I.P.- und Logenbereiche und gastronomische Angebote wurden geschaffen – und werden seit der Eröffnung rege genutzt.

Die nächste Erweiterung: Die Alte Försterei soll um 15.000 Plätze wachsen

Die Ambitionen des 1. FC Union, die Kapazität auf 37.000 Plätze zu erweitern, gerieten anfangs aufgrund infrastruktureller Engpässe ins Stocken. Probleme rund um das Stadion bei Heimspielen der “Eisernen” führten zu Überlegungen, eine neue Straßenbahn-Wendeschleife zu bauen. Die DFL forderte zudem eine Mindestkapazität von 8.000 Sitzen für Bundesliga-Spielstätten. Eine Vorgabe, die Union nach dem Umbau deutlich überschreiten wird. Bis 2027 soll das neue Stadion fertig werden. Während der Bauzeit wird der 1. FC Union sämtliche Heimspiele im Olympiastadion in Charlottenburg austragen.

Aufgrund der positiven finanziellen Entwicklung der vergangenen Jahre plant der Verein nicht nur den Stadionumbau, sondern auch in die Entwicklung des gesamten Standorts. Die vorgestellten Pläne für den Campus rund um das Stadion verdeutlichen die ehrgeizigen Vorstellungen des Vereins. Geplante Erweiterungen umfassen neue Räumlichkeiten für die Vereinsführung, ein Parkhaus mit eingebauter Konzertbühne und einen Stadionvorplatz im Stil eines großen Innenhofs vor der Haupttribüne.

Das Stadion an der Alten Försterei und das direkte Umfeld stehen also auch weiterhin vor großen, tiefgreifenden Veränderungen. Ein Blick auf die wechselhafte Geschichte des Standorts zeigt in aller Deutlichkeit, dass vor allem der Wandel ein fester Bestandteil des Charakters dieser einzigartigen Spielstätte ist. Auf das neue, größere Stadion darf man in jedem Fall gespannt sein.

 

Das Stadion an der Alten Försterei heute, mit einem Fassungsvermögen von 22.012 Zuschauern. In den kommenden Jahren soll die Heimstätte des 1. FC Union ausgebaut werden. / © Foto: Wikimedia Commons

 

Rund um das Stadion an der Alten Försterei will der 1. FC Union in den kommenden Jahren einen kompletten Campus mit vielfältigen Nutzungsangeboten realisieren. / © Visualisierung: 1. FC Union Berlin

 

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Quellen: www.stadion-an-der-alten-foersterei.de, Wikipedia, 1. FC Union Berlin, Stadionwelt

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