Fußball, wie er einmal war: 90er Jahre, bitte meldet Euch!

Der Fußball der 90er Jahre war bunt und laut, begeisternd und unperfekt – und noch nicht so durchgestyled wie heute. Doch die Grundlagen für die moderne Marketingmaschinerie wurden in dieser Zeit gelegt. Noch aber strahlte der Fußball vor der Jahrtausendwende etwas aufregendes und wildes aus – und war rein modisch geradezu unschlagbar.

© IMAGO
Text: Axel Diehlmann

 

Der Fußball der 90er war bunter und lauter, emotionalisierter und knalliger, als er in den Jahrzehnten zuvor sein konnte. Das aufstrebende Privatfernsehen und das später hinzukommende Pay-TV machten aus der Sportart Fußball das Produkt Fußball. Die Transformation vom Sport des Proletariats zum klassenlosen Erlebnis-Event für Jedermann hat in diesem Jahrzehnt ihren Anfang genommen. Aber genau deshalb zeichnete sich der Fußball der 90er eben dadurch aus, dass alte und neue Welt in einer wilden, unvorhersehbaren Mixtur aufeinandertrafen.

Hier sind fünf Dinge des Fußballs der 90er, die wir absolut und bedingungslos vermissen:

Erstens – Den UEFA-Cup, in seiner ursprünglichen Form! K.O.-Runde von Beginn an, Spielpaarungen europäischer Top-Teams, die mit offenem Visier aufeinander losgingen und eine Stadion-Atmosphäre, für die das Wort “Gänsehaut” überhaupt erst erfunden wurde!

Zwotens – “ran Sat.1 Fußball”! Die größte Neuerfindung der Bundesliga seit ihrer Gründung. Knallrote Sackos, Werbeunterbrechungen nach jedem Spiel, Reinhold Beckmann und Johannes B. Kerner auf ihrem journalistischen Zenit, sinnlose Preise für die besten Spieler der Saison (“superFuxx”!) und ein Intro, das sich bis heute ins Stammhirn jedes Fußballfans eingebrannt hat. Musik ab:

Drittens – Mario Basler, als er noch spielte und nicht ständig seine geistigen Ergüsse jedem mitteilte, der sie nicht hören möchte. “Super Mario” flitzte für Werder Bremen und Bayern München durch die Strafräume der Bundesliga und gab ganz nebenbei immer mal wieder Empfehlungen an die versammelte Journaille weiter, wann denn eine Kamera auszumachen war. Was er aber ganz besonders gut konnte: Ecken direkt verwandeln!

Viertens – Ganz klar, das Gegenstück zu Mario Basler fehlt uns genauso: Andreas “Andi” Möller, streitbares Genie in Diensten von Juventus Turin und Borussia Dortmund.
An guten Tagen war er Weltklasse, an schlechten reichte es immerhin noch, um auf sensationell dreiste Weise einen Elfmeter herauszuschinden. Andi Möller führte Borussia Dortmund zu zwei Meistertiteln, einem Champions-League- und einem Weltpokaltitel. Nicht die allerschlechteste Bilanz, zumal der Verein zuvor 32 Jahre ohne Meistertitel geblieben war.

Fünftens – Die Serie A, in den 90ern das Mekka des Fußballs! Bengalische Feuer, volle Stadien und die besten Spieler der Welt im Kampf um den Scudetto. Italien, das war das große Sehnsuchtsland der deutschen Fußballfans, auf das wir neidisch blickten. Auf internationaler Ebene lieferten sich deutsche und itaienische Clubs mehrfach bewegende Duelle, meist mit dem besseren Ende für die Südeuropäer. Hier nochmal ein filmischer Zusammenschnitt der damals besten Liga der Welt:

 

Folge Eins: 80er Jahre, bitte meldet Euch!

Unsere Buchempfehlung: LOST – Football in the 1980s: A unique photographic record

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