Selbstbewusst auf dem Weg nach oben? Der BFC Preussen in der Berlin-Liga

Der BFC Preussen aus dem Berliner Süden will in diesem Jahr den Aufstieg in die Oberliga schaffen. Und bislang verläuft die Saison so, wie sich die Verantwortlichen das vorgestellt hatten, mit acht Siegen aus neuen Spielen. Das Team von Trainer Daniel Volbert belegt damit den ersten Platz. Dass der Verein aus Lankwitz seit jeher zu den ambitionierten Vereinen der Hauptstadt zählt und Anfang der 1980er Jahre nur knapp den Sprung in den Profifußball verpasst hat, zeigt unser aktuelles Vereinsportrait.

© Foto Titelbild: Wikimedia Commons
Text: Axel Diehlmann, Björn Leffler

 

Die Favoritenrolle in der diesjährigen Saison der Berlin-Liga ist offensichtlich klar verteilt. “Die müssten schon viel falsch machen, um den Aufstieg zu verpassen“, urteilte etwa der Trainer vom TSV Rudow, Marco Wilke, gegenüber dem Tagesspiegel. Gemeint ist damit der BFC Preussen, der vom Tagesspiegel im selben Artikel Ende September als “Bayern München der Berlin-Liga” bezeichnet wurde.

Das liegt vor allem an den selbstbewussten Äußerungen der Verantwortlichen, die bereits vor der Saison getätigt wurden – und den entsprechenden Investitionen in den Spielerkader. Denn das Ziel ist klar: der Aufstieg in die Oberliga soll mit dem prominent verstärkten Team gelingen. Trainer Daniel Volbert, der die Mannschaft vor über einem Jahr von Vorgänger Thomas Häßler übernommen hatte, steht also durchaus unter Erfolgsdruck. Häßler hatte sich aus gesundheitlichen Gründen vom Trainerposten zurückgezogen.

Trainer Daniel Volbert soll mit dem prominent verstärkten Team in die Oberliga aufsteigen

Bislang konnte die Mannschaft die in sie gesetzten Erwartungen erfüllen. Die vom Regionalligisten VSG Altglienicke gekommenen Stephan Brehmer und Patrick Breitkreuz erfüllten ebenso wie Filip Krstic (Eintracht Mahlsdorf) oder Firat Sucsuz (Tennis Borussia) die in sie gesetzten Erwartungen.

Nach neun Spielen konnte das Team acht Siege und eine Ausbeute von 25 Punkten und 33:9 Toren erreichen. Im letzten Spiel gelang ein souveränes 5:1 gegen die Reinickendorfer Füchse, die trotz der Niederlage immerhin den vierten Tabellenplatz belegen. In den kommenden Wochen wird sich zeigen, wie stabil der Aufstiegsfavorit ist, denn dann geht es durchgehend gegen weitere Teams aus der oberen Tabellenhälfte: Türkspor (derzeit Platz 2), TSV Mariendorf (Platz 6) und TSV Rudow (Platz 5).

BFC Preussen: Traditionsverein aus Berlin-Lankwitz

Der traditionsreiche Verein aus dem Ortsteil Lankwitz, beheimatet im 3.000 Zuschauer fassenden Preussenstadion an der Malteserstraße, hat eine wechselhafte Geschichte hinter sich – und war seit jeher ambitioniert. Denn wer weiß, wo der Verein heute stehen würde, wäre ihm zwischen den Jahren 1977 und 1981 der Sprung in die 2. Bundesliga gelungen. Der Verein, der in dieser Zeit zu den stärksten Clubs Westberlins zählte, sicherte sich in diesen vier Jahren drei Mal Platz eins in der damaligen Oberliga und damit jeweils den Titel “Berliner Fußballmeister”. Dies berechtigte die Preussen, an der Relegation zur zweiten Liga teilzunehmen. Dreimal nahmen sie Anlauf, dreimal scheiterten sie jedoch am Sprung in den Profifußball.

Dem Verein, gegründet 1894 und von Anbeginn an eines der Schwergewichte im Berliner Fußball, sollte es danach nie wieder gelingen, so weit oben im deutschen Fußball anzuklopfen. Wie schnell man damals den Weg in den Profifußball finden konnte, bewies wenige Jahre später Blau Weiß 90 Berlin, die es sogar bis in die 1. Bundesliga schafften, sich dort allerdings nicht lang halten konnten.

Der BFC Preussen scheiterte am Sprung in die 2. Bundesliga – und musste danach den sportlichen Niedergang verdauen

Genauso schnell wie es hochgeht, geht es naturgemäß auch wieder runter, und der BFC Preussen musste in den kommenden Jahrzehnten viele sportliche Abstriche hinnehmen. Hatte man in der Zeit zwischen 1977 und 1981 noch viermal das Finale des Paul-Rusch-Pokals erreicht (drei Finalsiege), ging es ab Anfang der 1990er Jahre im Zuge der Integration des ostdeutschen Fußballs runter bis in die Verbandsliga, zu deren Gründungsmitgliedern der Verein 1992 zählte, nachdem man aus der neu gegründeten NOFV-Oberliga abgestiegen war.

Nach zweimaligem Abstieg gelang 2005 erneut der Gewinn der Berliner Meisterschaft und damit der bis heute letzte Aufstieg in die Oberliga Nordost. Bis zur Saison 2008/09 spielten die Schwarzweißen also immerhin viertklassig, bis dann durch die Gründung der 3. Bundesliga die Oberliga “nur” noch fünftklassig war. Die Klasse konnte dann allerdings nicht gehalten werden, so dass die Preussen ab 2009/10 in der Berlin-Liga mitmischten, aus der man 2011/12 ebenfalls abstieg.

2021/22 stiegen die Preussen in die Berlin-Liga auf – und wollen nun höher hinauf

Zuletzt stieg der BFC Preussen in der Saison 2021/22 wieder in die Berlin-Liga auf und belegte am Ende den 13. Platz, obwohl viele Experten dem Team bereits in der ersten Saison in der neuen Spielklasse eine deutlich bessere Platzierung zugetraut hatten. Doch das neu zusammengestellte Team musste sich erst finden. In der aktuellen Spielzeit zeigt sich nun, dass die Preussen sich wohl zurecht nach oben orientieren können.

Ob die Zuschauer im wunderschön gelegenen Preussenstadion, direkt gegenüber vom Gemeindepark Lankwitz, am Ende der Saison einen weiteren Aufstieg feiern können, bleibt abzuwarten, die Saison ist noch jung. Davon unabhängig hat der Verein vor der Saison durch ambitionierte Ankündigungen aber aufhorchen lassen und somit daran erinnert, dass der BFC Preussen einst zu den ganz Großen im Berliner Fußballgeschäft zählte. An diese glorreichen Zeiten wollen die Preussen kurz- und mittelfristig auch wieder anknüpfen. Zuzutrauen ist es ihnen allemal.

 

Quellen: DER PANENKA, Der Tagesspiegel, Wikipedia, Kicker, BFC Preussen Berlin 1894 e.V., FuPa

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