Im vergangenen Jahr sah es bis zur Winterpause so aus, als könnte dem Herrenteam der Füchse Berlin nach zwölf Jahren die Rückkehr in die Oberliga gelingen, doch dann verließ Sturmikone Caner Özcin die Füchse und wechselte zum TuS Makkabi Berlin. Die Reinickendorfer wurden am Ende Fünfter, bleiben aber heißer Anwärter für einen Aufstieg in die fünfthöchste deutsche Spielklasse. Vielleicht nicht in dieser Spielzeit, aber ganz sicher in den kommenden Jahren.
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Text: Björn Leffler
Es kommt nicht selten vor, dass man einen fragenden Blick erntet, wenn man erzählt, dass man in Reinickendorf wohnt oder dort herkommt. Gebürtigen Berlinern ist Reinickendorf natürlich ein Begriff, allein weil sich der ehemalige Flughafen Tegel dort befindet. Aber besonders in den Innenstadtbezirken sind gebürtige Berliner ja eher die Ausnahme als die Regel, und dem Heer der Zugezogenen ist Reinickendorf schlichtweg kaum ein Begriff.
Und selbst „waschechten“ Berlinern, die nicht aus einem der nördlichen Bezirke der Hauptstadt kommen, fällt es durchaus schwer, einige Charakteristika oder Sehenswürdigkeiten dieses Berliner Bezirks aufzuzählen. Reinickendorf – das scheint das riesige, gesichtslose Anhängsel über dem Wedding zu sein, wo… ja, wo nun was eigentlich zu finden ist?
Im Norden Berlins: Reinickendorf und seine vielfältige Fußballkultur
Tatsächlich gibt es in Berlin-Reinickendorf eine ganze Menge Fußballkultur zu finden, und zwar in sehr unterschiedlichen Ausprägungen. Die eher ländlich geprägten nördlichen Ortsteilte des Bezirks, die Quartiere rund um das Märkische Viertel und die südlichen, an den Wedding grenzenden Stadtteile bilden ein durchaus spannendes Fußball-Konglomerat, welches einem sehr viele unterschiedliche Ausprägungen des Amateurfußballs bietet, quer hindurch durch alle soziologischen und ethnologischen Schichten und Kulturkreise.
Bekanntestes Beispiel der Reinickendorfer Fußballvereine sind bis heute natürlich die Füchse Berlin, die 1989 und 1990 jeweils nur knapp am Aufstieg in die 2. Bundesliga scheiterten und sich bis 1998 in der Regionalliga Nordost halten konnten, bis der Verein letztlich den Abstieg verdauen musste.
Die Füchse Berlin brachten Talente wie Thomas Häßler, Kevin-Prince Boateng oder Andreas Neuendorf hervor
Der Club, der Talente wie Thomas Häßler, Änis Ben-Hatira, Kevin-Prince Boateng oder Andreas Neuendorf hervorgebracht hat, gehört nicht nur im Bezirk, sondern auch in der Stadt zu den Fußball-Schwergewichten, seit 2011 fast durchgängig vertreten in der höchsten Spielklasse Berlins, der Berlin Liga, und durchaus mit Ambitionen, in die Oberliga aufzusteigen – doch die gab es auf der Sportanlage am Freiheitsweg unweit vom U-Bahnhof Paracelsus Bad schon öfter. Seit 2013 spielt die erste Herrenmannschaft an der Kienhorststraße, dem ehemaligen Wackerplatz.
Doch im gesamten vergangenen Jahrzehnt gelang den Füchsen kein Aufstieg in die Oberliga, im Gegenteil. Zwischen 2016 und 2019 mussten die Reinickendorfer vielmehr um den Klassenerhalt bangen, in der Saison 2014/15 spielte die erste Mannschaft nur in der Landesliga, stieg dann jedoch direkt wieder auf. In den vergangenen zwei Spielzeiten allerdings zeigte der sportliche Trend der ersten Herrenmannschaft wieder deutlich nach oben. In der Spielzeit 2021/22 belegte das Team Platz vier, in der vergangenen Spielzeit landete man auf dem fünften Rang.
In der vergangenen Saison gab es kurzzeitig Aufstiegseuphorie – bis zum Wechsel von Caner Özcin
Nachdem das Team des bisherigen Trainers Mario Reichel im vergangenen Jahr zum Ende der Hinrunde Schwergewichte wie Hilalspor und Sparta Lichtenberg schlagen konnten, war im Verein bereits große Aufstiegseuphorie ausgebrochen. Doch dann verließ Stürmer Caner Özcin die Füchse und wechselte zum TuS Makkabi Berlin – denn dort konnte er schließlich eine Klasse weiter oben spielen. So nachvollziehbar die Entscheidung Özcins war, so bitter war sie für das Team der Reinickendorfer Füchse.
Der von Tennis Borussia nachverpflichtete Thomas Brechler konnte in der Rückrunde zwar sieben Tore in 15 Partien erzielen, ein vollwertiger Ersatz für den “Unterschiedspieler” Özcin konnte er aber nicht sein. So wurde es am Ende der Saison “nur” der fünfte Platz in der Berlin Liga. Der Aufstieg gelang schließlich dem Team von Sparta Lichtenberg.
In der aktuellen Spielzeit ist der BFC Preussen klarer Aufstiegsfavorit
Nach nunmehr neun gespielten Partien in der aktuellen Saison belegt das Team mit 16 Punkten aus neun Spielen erneut einen passablen vierten Platz. Allerdings ist Tabellenführer BFC Preussen (derzeit 25 Punkte) in diesem Jahr klarer Favorit auf den Aufstieg in die Oberliga.
Trotzdem konnte sich das Team in den vergangenen Jahren sportlich konsolidieren und wird das Fernziel Oberliga in den kommenden Jahren sicher wieder ernsthafter ins Auge fassen. Vielleicht gibt es im Stadion am Freiheitsweg also bald wieder höherklassigen Fußball zu sehen.
Quellen: Füchse Berlin, Wikipedia, FuPa, Fußball-Woche
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